Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Zeichen mehr entdecken können. Dieses scheint das Einzige zu sein, das den Einfluss von Natur und Gezeiten überstanden hat.“
„Wann habt ihr diese denn gelegt?“, möchte Ksilian wissen und versucht mit einem genaueren Blick herauszufinden, dass diese Zeichen darstellen sollen.
„Ich war sieben oder acht Jahre alt, glaube ich“, antwortet Tralian.
„Soll dieses Zeichen etwas Besonderes bedeuten?“, fragt Ksilian nach, ohne zu erkennen, wie gerührt Tralian von diesem Fund aus seiner Kindheit ist. Qwotilia, die sich daran erinnert, von Tralian viel über die zahlreichen Abenteuer und Reisen von ihm und seinen Vater gehört zu haben, klärt ihren Bruder auf.
Sie hofft, Tralian einen tränenreichen Gefühlsausbruch vor Ksilians Augen zu ersparen. „Die Steine zeigen das Abbild eines kleinen Hundes, den Tralian zu dieser Zeit hatte und den er über alles geliebt hat.“
Ksilian vermag auch mit weit aufgerissenen Augen und all seiner Phantasie, die er aufbringen kann, in der Anordnung der Steine zwar keinen Hund zu erkennen, doch wenn er an seine kindlichen Fähigkeiten denkt, künstlerisch etwas darzustellen, hätte das höchstwahrscheinlich auch nicht viel anders ausgesehen.
Ksilian klopft Tralian tröstend auf die Schulter und winkt seine Schwester zu sich. „Machen wir, dass wir vorankommen. Wir sind jeden Moment da.“
Nach einem letzten, wehmütigen Blick auf das Relikt einer längst vergangenen Zeit folgt Tralian den beiden Geschwistern. Nach wenigen Metern ist ein lautes, beunruhigendes Krächzen zu hören, das von einem unter die Haut gehenden Kreischen begleitet wird. Ksilian und Tralian schauen sich besorgt hat.
„Also doch Berggreife?“, fragt Qwotilia verängstigt.
„Keine Bange. Ich habe eine Idee“, versucht Ksilian seine Schwester zu beruhigen, „Wie viele Fackeln hast du noch bei dir?“
„Vier, glaube ich“, antwortet Tralian und greift vergewissernd nach hinten an seine Gepäcktasche.
„Tralian, wir werden schauen, wie viele Berggreife um die Höhle nisten“, erklärt Ksilian. Tralian nickt.
„Du versuchst inzwischen ein Feuer zu machen“, sagt Ksilian zu seiner Schwester.
„Was hast du vor?“, möchte Qwotilia wissen.
„Die Berggreife sind keine großen Freunde von Feuer. Und schon gar nicht, wenn sie in der Nacht davon überrascht werden. Sie sollten schnell zu vertreiben sein“, behauptet Ksilian.
„Werden sie ihr Nest nicht verteidigen?“, fragt Tralian.
„Wenn wir es schaffen, die Fackeln die Nacht hindurch brennen zu lassen, sollten uns die Biester in den nächsten Stunden in Ruhe lassen“, erklärt Ksilian, während er seine Gepäcktasche abnimmt, um nach seinen eigenen Fackeln zu suchen.
„Hast du noch genügend Brennpulver?“, fragt Ksilian seine Schwester.
„Genug, um die nächsten drei Wochen vor Tralians Höhle die Fackeln leuchten zu lassen“, antwortet sie mit einem tapferen Lächeln.
„Hoffentlich müssen wir nicht darauf zurückgreifen“, erwidert ihr Bruder mit einem Augenzwinkern und fragt Tralian: „Bist du soweit?“
Tralian nickt aufgeregt. Seine Atmung wird deutlich schneller.
„Dann gucken wir mal, mit was wir es zu tun haben.“, für Tralian klingen Ksilians Worte schon beinahe wie ein Befehl. Doch er kommentiert den Tonfall von Qwotilias Bruder nicht und folgt ihm mit langsamen, leisen Schritten. Vorsichtig schleichen die beiden Jungs zu einem großen Felsen, an dem der schmale Trampelpfad zu Tralians Eishöhle vorbei führt. Ksilian hält sich den Zeigefinger seiner rechten Hand vor dem Mund, um Tralian zur Stille aufzufordern. Dieser nickt genervt. Ihm ist auch ohne Ksilians Aufforderung klar, dass er sich ruhig verhalten muss. Während die Anspannung ihn den schneller werdenden Herzschlag immer deutlicher spüren lässt, wagt Ksilian einen zaghaften, vorsichtigen Blick vor den Eingang der Eishöhle. Davor befindet sich ein etwa vier Meter tiefer und zwölf Meter breiter Vorsprung. Beide dürfen sich bei dem Mond für sein helles Licht und seine leuchtende Wirkung auf das Eis und den Schnee bedanken, der beide Jungs erkennen lässt, dass sich etwa ein Dutzend der großen, schwarzen Vögel um die Höhle herum befinden. Ein durchschnittlicher, tiefschwarz gefiederter Berggreif hat auf dem Boden stehend eine Höhe von etwas mehr als einen Meter. Seine Flügel, an deren Ende sich lange, nach innen gebogene Krallen befinden, die zum Klettern aber auch zur Jagd verwendet werden, haben eine Spannweite von knapp zwei Metern.
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