Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Gewänder hindurch sind deutlich die tiefen Wunden, die ihnen durch die Waffen der Eiserlinger Soldaten zugefügt wurden, zu erkennen. In einem der drei toten Körper steckt sogar noch ein fast zwei Meter langer Sperr. Sowohl Ksilian als auch all die anderen Schaulustigen, die sich die toten Hexen in diesem Moment anschauen, empfinden bei diesem Anblick eine merkwürdige Mischung aus Erleichterung und Entsetzen. Schon jetzt ist zu spüren, wie der laute Jubel der Menge langsam verstummt. Ksilian kann die Worte, die General Wrikilian und seine Soldaten, die die Körper der Leichen gerade begutachten, nicht verstehen. Doch es ist deutlich zu erkennen, das der General und sein Gefolge gerade sehr verunsichert auf die toten Körper blicken. Wrikilian blickt nervös in die Menge. Er sieht aus, als wüsste er nicht, was er der wissensdurstigen Mengen sagen soll. Vor wenigen Minuten hat er nach Brilian, einem der besten Mediziner in der Stadt, schicken lassen. Als dieser in Begleitung des Soldaten, der ihn auf Wrikilians Befehl aus seinem Haus geholt hat, durch die Menschenmenge auf dem Marktplatz erscheint, verstummet die Menschenmenge, die um den Platz herum stehen, fast vollständig. Auch im Gesicht des Arztes kann Ksilian fassungslose Ungläubigkeit erkennen. Die Stille lässt auch Qwotilia wieder aufmerksamer werden. Nachdem sich Ksilian und seine Schwester kurz fragend angeschaut haben und mit den Schultern zuckten, beobachten sie, wie sich Brilian und Wrikilian über die erste tote Eishexe beugen. Niemand kann hören, was der General dem Arzt zuflüstert.
Ksilian bemerkt, wie die Leute um ihn herum immer unruhiger werden.
„Was ist denn da vorne los?“, ruft ein Mann, der etwas weiter hinter Ksilian und seiner Schwester steht, fragend in Richtung des Geschehens.
Während Brilian sich nun auch die anderen beiden Leichen anschaut, blickt Wrikilian nervös und verunsichert in die Menschenmenge. Beide tauschen immer wieder ernste Blicke aus, bevor sich Brilian wieder erhebt und sich mit dem General offenbar berät, was nun zu tun ist. Es dauert ein paar Minuten, bis sich General Wrikilian auf den Brunnen in der Mitte des Platzes zubewegt und sich von zwei Soldaten dabei helfen lässt, hinaufzuklettern.
„Da ich offenbar bereits eure volle Aufmerksamkeit habe, bitte ich gar nicht erst darum“, ruft er unsicher wirkend mit rauer Stimme in die Menge.
„Wir konnten drei Eishexen töten, die unsere Hauptstadt vor wenigen Stunden überfallen haben. In einem glorreichen…“, der General wird unterbrochen. Niemand von den Bürgern der Stadt möchte jetzt eine Geschichte über die ehrbare und siegreiche Schlacht gegen die Eishexen hören. „Wir wollen keine Kriegsschichten hören! Was ist mit den Hexen los?“, fragt eine tobende Frauenstimme.
Brilian, der offenbar bemerkt, dass sich die Leute nicht durch abenteuerliche Geschichten über ehrbares Kriegstreiben ablenken lassen, klettert ebenfalls den Brunnen herauf, stellt sich neben Wrikilian, hebt die Arme und versucht zur Ruhe zu mahnen und die Menschenmenge zu beruhigen: „Wir haben etwas herausgefunden!“, ruft er in die Menge, die sich tatsächlich langsam wieder zu beruhigen beginnt.
„Es sieht im Augenblick danach aus, dass es sich bei den toten Frauen …“ Er wirft noch einmal einen beunruhigten, ja schon fast entsetzen Blick auf die drei Leichen, als er seinen Satz abbricht.
Frauen? Hat der Arzt gerade Frauen zu den Eishexen gesagt? Ksilian und Qwotilia wissen nicht, was sie davon halten sollen. Sie sind wie alle anderen, die den Worten des Generales gespannt lauschen, verunsichert.
Brilian scheint sich wieder gefangen zu haben und beginnt erneut: „Wir haben herausgefunden, das es sich bei den toten Eishexen, die ihr hier liegen seht, offenbar um Frauen handelt, die vor einigen Jahren von den Hexen entführt wurden. Zwei der Frauen konnten eindeutig identifiziert werden. Wer die dritte Frau ist, ob sie von hier oder einem anderen Dorf stammt, können wir euch im Augenblick noch nicht sagen.“
Brilian setzt seine Rede fort, doch Ksilian ist nicht mehr in der Lage, den Worten des Arztes noch zu folgen. Die Worte haben ihn kalt erwischt. Sein Gesicht ist so weiß wie die Schneewüste vor dem Stadttor. Sein Mund steht offen. Auch Qwotilia bemerkt den leeren, ziellosen Blick ihres Bruders.
„Ksilian, was ist los?“, fragt sie besorgt.
Während sich sein leerer Blick löst und seine Augen immer größer werden, dreht er sich zu seiner Schwester
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