Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
zu stärken.“
Ihre nach oben gezogenen, grauen Augenbrauen und ihre leicht angespitzten Lippen verraten den Ratsmitgliedern, das Niffarat die Idee eines Bündnisses mit den fernen Inselstaaten auf der anderen Seite des Pfortenmeeres für nötig, aber auch für riskant hält.
Sie wendet sich an Tarrak Yarkin, dem kleinen, in graue und schwarze Kleidung gehüllten Senator mit dem runden Gesicht, der links neben Larpin Assix am oberen Ende des linken Tisches sitzt. „Ihr wisst um die Bedingungen, unter denen uns die Lissis den Handel mit der Alten Welt gestatten?“
Der rundliche Senator wischt sich mit einem bunten Tuch den Schweiß aus dem erröteten Gesicht, bevor er der Kanzlerin antwortet: „Gewiss, Kanzlerin. Doch nach meiner letzten Reise nach Nubia haben meine Kontakte der Lissis durchblicken lassen, sich mit uns zu verbünden, sollte der Krieg gegen das Feuer weiter ähnlich schlecht für uns laufen.“
Weder die Königin noch die Kanzlerin wissen um die politischen Beziehungen, die die alten Völker untereinander führen. Niemand hatte je wieder etwas von den Menschen der Alte Welt gehört, nachdem die ersten Flüchtlinge damals Vylithien erreichten. Erst in den letzten fünfzig Jahren hat sich ein zaghafter Handel mit ihnen entwickelt, der jedoch nur unter strengen Auflagen und Bedingungen auf der Insel Nubia stattfindet. Das kleine, unbewohnte Eiland ist der westlichen Küste Sagettars am nächsten.
„Ihr wisst so gut wie ich, dass die Oberhäupter der Alten Welt keinen diplomatischen oder sozialen Kontakt mit uns wünschen, Senator“, gibt die Königin zu bedenken. Ihr unterkühlter Blick schüchtert Senator Yarkin ein. Lynarat muss sich ihr Lachen verkneifen, als Yarkin beginnt, sich mit beiden Händen Luft zuzufächeln.
Während dieser nach den Worten für eine Antwort ringt, reagiert Assix auf den königlichen Einwand: „Die sagettarische Handlungsgilde hat in den letzten Jahren eine gute, vertrauensvolle Beziehung mit den Lissis auf Nubia aufgebaut. Senator Yarkin und ich glauben, dass es das Risiko wert wäre, in offiziellen Kontakt mit der Regierung der Lissis zu treten.“
Senator Yarkin bestätigt die Vermutungen seines Kollegen mit einem hektischen Nicken. Doch die ablehnenden Blicke der übrigen Ratsmitglieder verunsichern ihn.
„Ich bin anderer Meinung“, erwidert die Königin und bemerkt, wie ihr die Kanzlerin mit einem Kopfnicken zustimmt, „Wir können überhaupt nicht abschätzen, in welchen politischen Beziehungen die Länder der Alten Welt untereinander stehen. Woher wissen wir, das die Lissis nicht vielleicht Krieg gegen die Tarrosi oder die Pelianer führen und wir auf der Suche nach Unterstützung plötzlich in einen weiteren Konflikt hinein gezogen werden?“
Tarrak Yarkin greift erneut zu seinem Tuch, um sich den Schweiß abzuwischen, der ihm am Hals hinunterläuft, bevor auf die durchaus berechtigte Frage der Königin reagiert: „Unsere Beobachter haben keine Hinweise auf kriegerische Auseinandersetzungen entdeckt.“
„Verzeiht mir, Botschafter, aber das ist mir zu wenig“, meint die Königin, „Wenn es Euch gelingt, einen offiziellen Vertreter der Lissis, der befugt ist, für seine Regierung zu sprechen, zu mir nach Bilanis Ixis zu bringen, werde ich es in Betracht ziehen, darüber nachzudenken.“
„Verzeiht mir, Majestät, aber das ist mir zu wenig“, erwidert Senator Assix.
„Die Königin hat recht“, bestätigt die Kanzlerin zu Yarkins und Assix‘ Ernüchterung, „Der Senat sollte in Verhandlungen mit einem weisungsbefugten Unterhändler der Lissis treten, bevor wir uns zu einem solchen Schritt entschließen.“
Königin Lynarat ist immer wieder erstaunt, wie es Niffarat Karron schafft, ihre Einwände zu einem Beschluss des Senats umzuformulieren. Doch Lynarat ist auch bewusst, das Niffarat ihr mit dem Überschreiten ihrer Kompetenz auch Arbeit abnimmt, weshalb sie ihre Winkelzüge hin und wieder tolerieren kann.
„Es wird sicherlich schwer werden, die Lissis von der Notwendigkeit einer solchen Maßnahme zu überzeugen“, befürchtet Senator Yarkin und schüttelt wenig optimistisch den Kopf.
Assix‘ listiges Grinsen verrät, das er weniger hoffnungslos zu sein scheint. „Das wird davon abhängig sein, wie wir das einfädeln.“
„Meine Herren, dann beauftragt Euch der Senat mit dieser ehrbaren, einfädelnden Aufgabe“, beschließt die Kanzlerin mit einem herzlichen Lächeln. Die anwesenden Ratsmitglieder stimmen ihr mit zögerlichem
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