Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Beifall und nickenden Köpfen zu.
„Meine Frage in die Runde - wollen wir die Erkenntnisse unserer Kundschafter in Vathexon noch vor oder erst nach der Pause besprechen?“, möchte Niffarat von ihren Kollegen wissen.
Rejson Lorris, der der König auf der rechten Seite des Raumes am nächsten sitzt und als Senator verantwortlich für die äußere Sicherheit des Landes ist, erhebt sich und ergreift das Wort: „Eure Majestät, werte Kanzlerin. Ich denke, dass wir nach diesem Thema ohnehin eine Pause benötigen werden. Wir sollten jetzt darüber sprechen.“
Lorris‘ grade, schon beinahe versteift wirkende Körperhaltung lässt noch immer erkennen, dass er vor seiner Wahl in den Senat ein hochdekorierter General im sagettarischen Heer war. Daher wundert es niemanden, dass er meist in seiner strahlend glatt polierten Rüstung zu den Sitzungen des Senats erscheint. Er erholte sich jedoch nie von einer Rückenverletzung, die er sich als junger Soldat im letzten Feuerkrieg während der Schlacht am Trollwasser zugezogen hatte.
Die Königin erinnert sich, das Rejson Lorris mehrmals dem Senat fern blieb, um sich dringend notwendigen Operationen zu unterziehen. Die Schmerzen, die der inzwischen ergraute Soldat noch immer erduldet, stehen ihm in sein bleiches Gesicht geschrieben. Auch der flaumige, wenig imposante Vollbart kann dies nicht vor Königin Lynarat verbergen, die in Lorris immer einen ihrer wenigen Verbündeten im Senat sah.
„Das denke ich auch“, meint Senator Larpin Assix. „Dafür“, erwidert Senatorin Marrit. Auch die übrigen Ratsmitglieder stimmen nickend zu.
„Unsere Kundschafter in den nördlichen und östlichen Bergregionen von Vathexon berichten von sehr aufwendigen Bohrungen, die die Xathirr unter der Knechtschaft der Feuerkarden durchführen“, beginnt Rejson Lorris zu berichten, während seine linke Hand noch immer fest den Knauf seines in der Scheide steckenden Schwertes umgreift.
„Wissen wir, wonach die Feuerkarden dort suchen?“, möchte die Königin von dem ehemaligen General wissen.
Doch dieser erwidert ihren unsicheren Blick. „Nicht genau, Hoheit. Unsere Späher haben von einem werkwürdigen Geruch in den Minen berichtet. In einem der Arbeitslager, in denen die Feuerkarden das lagern, was immer sie in den Bergen fördern, soll es zu einer Explosion gekommen sein, bei der fast alle Arbeiter und ihre Aufseher getötet wurden.“
Besorgt tauschen die Königin und die Kanzlerin ernste Blicke aus.
„Vermutet Ihr etwa ernsthaft, dass die Feuerkarden dort nach Gas bohren?“, fragt die Kanzlerin den Senator.
„Ich befürchte es“, antwortet dieser, „Und wenn es ihnen gelingen sollte, das Gas in irgendeiner Form für den Krieg gegen uns und unsere Verbündeten einzusetzen, gibt es nichts, was wir dagegen tun können.“
Langsam erhebt sich Senator Assix aus seinem Stuhl und blickt mit der Angst in seinen Augen zur Königin und zu Senator Lorris. „Wir sollten einen Präventivschlag in Erwägung ziehen.“
Lynarat weiß, das Larpin Assix recht hat. Sollten die Mächte des Feuers tatsächlich das Risiko eingegangen sein, und mit so etwas unberechenbarem wie Gas ihre eigene Waffenentwicklung vorantreiben, sollte jeder Soldat und jeder Soldatin den Marschbefehl in Richtung Vathexon erhalten. Sie weiß aber auch um die zunehmende Bedrohung der Karden an den Grenzen zu Hurth und auf dem Hoheitsgebiet der Valesii. Diese Länder wären praktisch schutzlos, wenn ein geschlossener, gewaltiger Kampfverband so weit in den Osten Vylithiens vordringt. Mit einem Blick zu Rejson Lorris gibt sie den Vorschlag von Assix an den taktisch sehr versierten Senator weiter.
„Der Militärrat hat dazu bereits eine dringende Sitzung abgehalten“, berichtet Rejson Lorris, „Wir sind uns darüber einig, dass wir weiter so verfahren sollten wie bisher – mit unseren neuen Verbündeten die Fronten an unseren Grenzen sichern.“
„Welche Maßnahmen werdet Ihr und der Militärrat in die Wege leiten, um diese mögliche Bedrohung weiter zu beobachten?“, möchte die Kanzlerin wissen. Niemand im Senat hat Niffarat jemals derart nervös auf ihrem Stuhl hin und her rutschen sehen.
„Das werden wir mit der Königin besprechen, wenn es soweit ist, Kanzlerin“, erwidert Lorris, „In Anbetracht möglicher Sicherheitslücken bitte ich um das Verständnis des Senats.“
Die Königin bemerkt, wie Furcht und Verzweiflung den Raum zu füllen beginnen. Schweigend und mit leeren, hoffnungslosen Blicken sitzen
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