Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
unzählige Einwohner der Stadt über die großen Straßen in Richtung Westtor, um den todbringenden Drachen zu entkommen. Frauen und Männer, die ihre weinenden Kinder hinter sich herziehen und die Alten, die ihr weniges Hab und Gut, das sie noch bergen konnten, in die Freiheit zu retten versuchen.
Für Tanox die Gelegenheit, mit Keylin unbemerkt das Tor zu durchschreiten. Fassungslos blickt Keylin auf die zu fliehen versuchende Menge. „Und was nun?“
„Wir tauchen unter“, antwortet Wyllisin mit einem herausfordernden Lächeln. Keylin nickt. Auch sie erkennt, dass die einzige Möglichkeit, das Westtor zu erreichen, darin liegt, sich in der breiten Masse unsichtbar zu machen.
Inzwischen haben sich einige Bewohner der Stadt bewaffnet und stehen auf den Dächern der Häuser am Straßenrand, die die Flammen überlebt haben. Sie versuchen, mit Pfeilen und Speergeschossen, die sie den Feuerkarden abgenommen haben, die Drachen auf Abstand zu halten. Nach dem die königliche Familie getötet wurde, ist auch die Armee der Xathirr von den Feuerkönigen aufgelöst worden. Vathexon wimmelt vor Soldaten. Doch es sind Krieger des Feuers. Es gibt nur wenige Soldaten der Xathirr, die als Leibgarde für die Mitglieder des Stadtrats von den Mächten des Feuers geduldet werden.
Keylin blickt auf die brennenden Ruinen der Häuser, auf die verkohlten Körper der Familien, die versucht haben, der brennenden Hölle zu entkommen. Zum ersten Mal kommen ihr ernste Zweifel daran, ob ihre Art des Widerstands richtig war und ob sie nicht eine gewisse Mitschuld an dieser Katastrophe trägt. Wäre die Stadt von diesem Albtraum verschont geblieben, wenn Leute wie sie ihren Mund gehalten hätten? Der Gedanke lässt sie nicht los. Sie kann nicht verhindern, das Tanox bemerkt, wie ihr die Tränen aus den geröteten Augen laufen.
Er versucht, sie zu trösten. „Du wirst uns alle retten, sobald deine Mission in Bilanis Ixis erfolgreich war.“
Keylin ist dankbar für die tröstenden Worte ihres Begleiters. „Das hoffe ich.“
Als die zu fliehen versuchenden Bewohner den großen Platz vor dem Westtor erreichen, bietet sich Keylin und ihrem Beschützer ein wenig hoffnungsvolles Bild. Die Feuerkarden halten das Tor nach wie vor erfolgreich verschlossen. Die Soldaten stehen auf dem Schutzwall, der von beiden Seiten des Tores die Stadt umschließt. Um die große, fast zwanzig Meter hohe Statue ihres alten Königs der Mitte des Platzes, die nach dessen Tod ihren Kopf durch die Feuerkarden verloren hat, stehen Tausende von Xathirr, die die Stadt verlassen möchten. Von den Dächern der Häuser auf der anderen Seite des Platzes versuchen die bewaffneten Bewohner, die immer zahlreicher werden, die Feuerkarden, die auf dem Schutzwall stehen, niederzustrecken.
Die Lage scheint hoffnungsloser, als zwei Drachen über dem Platz auftauchen und mit ihrem unter die Haut gehenden Schreien ein weiteres Flammenmeer ankündigen. Während die Menschenmenge versucht, in alle Himmelsrichtungen zu fliehen, suchen Tanox und Keylin Schutz unter den stählernen Überresten ihres Königs. Dann fliegt einer der Drachen unkontrolliert direkt auf das Westtor zu. Er hat mehrere Pfeile und Speere aus Eisen in seinem Hals und Körper. Bevor der mächtige Körper des Drachen auf das Tor aufprallt, haucht dieser noch einmal einen gewaltigen Feuersturm aus seinem Leib, bevor er stirbt. Nicht nur die Flüchtenden, sondern auch zahlreiche Feuerkarden oberhalb des Schutzwalls und Teile des Tores verbrennen schlagartig. Fassungslos beobachten Tanox und Keylin das unheilvolle Treiben am Tor.
Tanox schaut Keylin schockiert an. „Ich glaube, das ist die Gelegenheit, auf die wir gewartet haben.“
„Ich glaube, du hast recht“, erwidert Keylin und beide stürmen mit Hunderten von Menschen auf das im Tor klaffende Loch. Schwerfällig schiebt sich die Menge über den Platz in Richtung Sicherheit. Der Körper des toten Drachen macht vielen Passanten Angst. Das verzögert die Flucht.
Tanox Wyllisin schaut dem Drachen in sein lebloses Gesicht. „Das wird den Feuerkönigen nicht gefallen.“
„Ein Grund mehr hier schnell zu verschwinden.“ Keylin versucht, ihren panischen und schockierten Gefolgsleuten die Notwendigkeit zur Eile zu verdeutlichen.
Die beiden haben das Tor passiert und beginnen zu rennen. Ihr Ziel sind die Hügel, nur wenige Kilometer von der westlichen Stadtgrenze entfernt. Obwohl sie mit jedem Schritt ihren Abstand zur brennenden Stadt vergrößern, werden die
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