Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Licht der untergehenden Sonne. Es ist erst später Nachmittag, doch die Tage werden immer kürzer. Schon bald wird die Stadt von der Dunkelheit der Nacht eingehüllt. Die weiten, verdorrten und durch Schnee bedeckten Felder um das kleine, mit einem Strohdach bedeckte Haus, auf denen im Frühjahr das Vieh weidet, wird durch einen schlammigen und zu dieser Jahreszeit auch sehr rutschigen Pfad durchbrochen. Der Weg, den Qwotilia und Tralian langsam heruntergehen, führt direkt zu einer kleinen, sehr belebten Straße. Dort, auf dem Holzzaun am Tor zu Qwotilians Grundstück, sitzen drei weitere Kinder, denen Tralian kurz zuwinkt. Qwotilia und er haben das Haus gerade erst verlassen und haben noch ein paar Minuten Fußweg vor sich, bevor sie zu ihren Freunden stoßen. Tralian sieht, wie seine Freunde ihm aufgeregt zurückwinken.
Beim Laufen stößt er Qwotilia neckisch mit seiner Schulter. „Wie geht es dir?“
Ganz kurz schaut sie in Tralians Richtung, um ihre Blicke dann wieder auf den rutschigen Trampelpfad zu richten. Noch immer freut sie sich darüber, dass er ausgerechnet ihr Lederband so sichtbar in seinem Haar trägt.
„Gut“, antwortet sie.
Als Tralian darauf nur mit einem noch knappen, ungläubigen „Hmm“ reagiert, bleibt Qwotilia stehen und fragt mit vorgetäuschter Bestürzung: „Warum sollte ich dich anlügen?“
„Keine Ahnung. Das ist nur so ein Gefühl“, antwortet er und zuckt mit den Schultern. Doch Qwotilia bleibt ihm eine Reaktion schuldig.
„Ich dachte nur, dass dich die Sache mit den Eishexen vielleicht irgendwie beschäftigt“, setzt Tralian nach.
Verlegen streicht sie eine Strähne ihres roten, lockigen Haares zurück unter ihre Mütze. „Das tut es nicht.“
Tralian erinnert sich gut an ein früheres Gespräch mit Qwotilia. Vor einigen Wochen, nach einem der ersten Überfälle der Eishexen auf Miqilios, hat sie ihm von dem Schicksal ihrer Mutter zählt. Er erinnert sich an Qwotilias Niedergeschlagenheit, während sie ihm davon erzählte.
Es fällt ihm daher schwer, Qwotilia zu glauben. „Denkst du wirklich, dass ich inzwischen nicht merke, wenn du mich anlügst?“
Sie bleibt erneut stehen, packt Tralian an seinem linken Arm und dreht ihn zu sich um. Diesem ist diese körperliche Ausbremsung durch seine Freundin deutlich unangenehm.
Er schaut sie wütend an, als diese auf seine Frage antwortet. „Es ist mir egal, wie gut du mich kennst.“
Sie lässt seinen Arm wieder los und schaut kurz zurück auf das Haus, in dem ihr Bruder gerade mit ihrem Großvater über das spricht, was gerade auf dem Marktplatz passiert ist: „Ich mach mir Sorgen um Ksilian.“
Tralian ist sich nicht sicher, ob er Qwotilia wirklich versteht.
„Aber sie war doch auch deine Mutter“, stellt er irritiert fest.
Qwotilia fordert Tralian mit einem Kopfnicken in die Richtung ihrer Freunde zum Weitergehen auf und beide setzten ihren Weg fort. Der junge Mann versucht, das Tempo zu drosseln, um Qwotilia unauffällig Zeit zu verschaffen, sich auszusprechen.
„Es fällt mir schwer es auszusprechen, aber Ksilian kann sich an unsere Mutter erinnern. Er war damals acht Jahre alt, ich drei. Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Mutter erkennen würde, wenn sie jetzt, in diesem Augenblick, diesen Weg hinauf und uns entgegen laufen würde.“,
Tralian schaut sie überrascht an. Er weiß nicht, wie er reagieren soll, als Qwotilia ihre Gedanken mit ihm teilt.
„Ich habe damit einfach abgeschlossen und das Schicksal meiner Familie akzeptiert“, fügt sie mit zitternder Stimme hinzu.
Tralian war darauf vorbereitet, dass Qwotilia mit aufflammendem Hass gegen die Eishexen ihre Mutter zurückholen möchte. „Ich wäre mit dir gegangen. Bis ins schwarze Herz des Hexenlandes, um dir bei der Rettung deiner Mutter zu helfen“, sagt Tralian.
An seiner zerbrechlichen Stimme ist zu hören, dass er von sich selbst überrascht ist, Qwotilia so offen zu zeigen, was er empfindet und wie weit er gehen würde, um es zu beweisen. Sie nimmt seine Hand. In diesem Moment erinnert sie sich, warum Tralian so viele lederne Bänder in seinem Haar trägt.
„Das ist lieb von dir“, flüstert sie ihm mit einem kleinen, aufmunternden Lächeln zu. Aufgeregt und mit weit aufgerissenen Augen stürmen ihre drei Freunde auf Qwotilia und Tralian zu, obwohl diese nur noch wenige Meter vom Tor entfernt sind.
„Was trödelt ihr denn so?“, möchte Kratalia wissen, als sie Qwotilia zur Begrüßung um den Hals fällt. Die plötzliche
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