Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
unten und hält immer einen wachsamen Blick auf die unmittelbare Umgebung. Sie weiß aber ganz genau, dass sie die riesigen, weißen Raubtiere mit den großen, schwarzen Augen wahrscheinlich erst dann zu sehen bekommen würde, wenn es zu spät ist. Zu gut können sich diese in der verschneiten und kargen Landschaft des nördlichen Gebirges an ihre Beute heranpirschen.
Ksilian und Qwotilia nähern sich ihrem Ziel. Die letzten Meter bis zu dem nur etwa zwei duzend Meter über dem Tal liegenden, abgeflachten Berghang stützt Ksilian seine entkräftete Schwester. Wie Ksilian vermutet hat, durchwühlen tatsächlich einige Schneegobbins mit ihren langen Nasen die Schneeoberfläche. Sie suchen dort nach vertrockneten und unter dem Schnee gefrorenen Früchten, Beeren und anderen Resten von Pflanzen. Sofort suchen Ksilian und Qwotilia Schutz hinter einem großen Stein auf, um abzuschätzen, wie man welches Tier am besten erlegen kann. Die Jagd will gut vorbereitet sein. Wenn die Herde durch ein nicht schnell genug erlegtes Tier aufgeschreckt wird und flieht, wären die anderen Tiere für Qwotilia und Ksilian in der hügeligen Landschaft kaum mehr einzuholen. Während Qwotilia sich hechelnd einen Überblick über die Tiere verschafft, macht Ksilian seine Armbrust bereit, die er an der Seite seiner Reisetasche angebracht hat. Ungeduldig sucht Ksilian nach den Pfeilen für seine Waffe.
„Irgendetwas passiert“, stellt Qwotilia fest.
Ksilian schaut angespannt aus seiner Deckung heraus auf die Tiere, die aufgeschreckt in Richtung Felsklippe blicken. Ksilian und Qwotilia müssen schützend die Hände an ihre Ohren pressen, als das ohrenbetäubende, tiefe Brüllen mehrerer Eismurrgs zu hören ist. Gebannt und schockiert sehen sie die fliehenden Gobbins, von denen mehrere durch die Prankenhiebe der über die Klippen auf den Berghang kletternden Eismurrgs zerrissen werden. Die beiden Geschwister trauen ihren Augen nicht. Das riesige Tier wird von einem Krieger in dicker, schwarzer Rüstung geritten, der sein Gesicht unter einem großen, eckigen Helm versteckt. Ksilian und Qwotilia schauen sich überrascht an. Noch nie haben sie davon gehört, dass sich Eismurrgs bändigen oder sogar reiten lassen. Die beiden stellen schnell fest, dass der mysteriöse Reiter, der in seiner linken Hand die Zügel hält, um das Raubtier zu kontrollieren, und in der anderen ein gewaltiges Schwert trägt, nicht auf der Jagd nach Gobbins ist. Mit seinem Tier dreht er sich wieder in Richtung der Klippen, an denen noch zwei weitere Eismurrgs den Hang hinaufklettern und sich zähnefletschend dem Reiter auf seinem Getier entgegen stellen.
Während Qwotilia fassungslos und jeder Regung unfähig gebannt dieses Spektakel beobachtet, erkennt Ksilian, das dieser Kampf schon länger dauern muss. Sowohl der Eismurrg des Reiters als auch die anderen beiden Tiere sind bereits von tiefen, blutigen Wunden gezeichnet. Der Kampf zwischen dem fremden, schwarzen Krieger und den beiden wütenden Raubtieren gestaltet sich ausgeglichen. Während der Ritter mit seinem Schwert das eine Tier versucht in Schach zu halten, stellt sich sein Eismurrg auf seine vier Hinterbeine und versucht mit den beiden längeren Vorderpranken mit den langen, messerscharfen Krallen das andere Tier auf Abstand zu halten. Entsetzt wendet Qwotilia ihren Blick ab, als das Schwert des Reiters mit einem kräftigen Hieb die Kehle eines der Eismurrgs durchtrennt. Der Schnee und das weiße Fell der Eismurrgs färben sich blutrot. Das tödlich verletzte Tier läuft taumelnd und orientierungslos auf die Klippe zu. Mit einem letzten, gequälten Schrei fällt es in die Tiefe.
„Wir müssen hier weg“, flüstert Qwotilia ihrem Bruder zu, während ihr Blick noch immer das blutige Treiben scheut.
„Wenn wir jetzt von hier verschwinden, ziehen wir nur unnötig Aufmerksamkeit auf uns.“, behauptet Ksilian. Doch Qwotilia glaubt, dass ihr Bruder im Augenblick viel mehr von diesem blutrüstigen Zweikampf begeistert und gefesselt ist. Der schwarze Reiter scheint nun mit seinem Eismurrg die Oberhand zu gewinnen, doch das andere, blutverschmierte und im Schnee tobende Tier stürzt sich mit einem kräftigen, verzweifelten Sprung auf seinen Feind. Dieser hat gegen die Unberechenbarkeit der Bestie keine Chance. Er rammt den auf ihn zu stürzenden Eismurrg sein mächtiges Schwert in den Unterleib. Doch dieser stößt dem Tier des Reiters und auch den Reiter selbst seine tödlichen Pranken in den Körper. Der Eismurrg
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