Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
stürzt, gezeichnet mit zahlreichen, tiefen und blutigen Wunden zu Boden und begräbt seinen ebenfalls schwer verletzten Reiter unter sich. Von Schmerzen gezeichnet verkündet der Eismurrg mit einem lauten Brüllen seinen Sieg. Nachdem er sich beruhigt hat, reißt er seinem am Boden liegenden Artgenossen mit einem letzten, kraftvollen Hieb beinahe den gesamten Körper auf, um sicherzugehen, dass sich dieser nicht wieder erhebt. Nachdem die toten Körper von einem der Eismurrgs ein letztes Mal beschnüffelt wurden und das Tier sicher sein kann, das seine beiden Gegner tot am Boden liegen, zieht sich dieser erschöpft und humpelnd zurück. Das aus seiner tiefen Wunde tropfende Blut zieht er hinter sich her.
„Was machst du?“, fragt Qwotilia ihren Bruder, als dieser seine Deckung verlässt und auf die toten, blutigen Körper zugeht.
„Ich möchte wissen, wer dieser Reiter war“, flüstert Ksilian.
„Muss das sein?“
„Wenn fremde Krieger unsere Grenze überschritten haben, möchte ich wissen, wer diese Leute sind“, erklärt Ksilian seiner Schwester. Er zieht langsam sein Schwert.
„Warum gibst du nicht zu, dass du einfach neugierig bist?“, möchte sie von ihm wissen.
„Können wir das bitte später klären?“
Qwotilia weiß, dass Ksilian auch schon einmal lauter und merklich angespannter reagieren kann, wenn er sich an etwas festbeißt und sich dann durch seine Schwester gestört fühlt. Sie weiß aber auch, das Ksilian sofort umschalten kann, wenn er tatsächlich Gefahr für seine Schwester und für sich befürchtet. Seine forsche Reaktion kann sie ihm daher nicht übel nehmen und folgt ihm weiter vorsichtig. Beide stehen vor dem blutüberströmten, toten Körper des Eismurrgs, der den schwarzen Reiter unter sich begraben und mit seinem herausgeströmten Blut bedeckt hat.
Vorsichtig und mit respektvollem Abstand sticht Ksilian mit der Spitze des Schwertes in den Körper des Eismurrgs, um sicher zu gehen, dass dieser auch wirklich tot ist. Seine Schwester steht schutzsuchend hinter seinem Rücken. Während sich Qwotilia verkrampft an Ksilians Rucksack festhält, läuft dieser vorsichtig um den im Schnee liegenden Eismurrg herum, um sich den schwarzen Reiter anzusehen. Ksilians Herz schlägt vor Anspannung, die er mit einem kräftigen Schlucken zu unterdrücken versucht, bis zum Hals. Wahrscheinlich wird sogar Qwotilia das angstvolle Pochen seines Herzens hören. Ksilian wagt es kaum zu atmen. Langsam und zögernd führt er sein Schwert an den Helm des leblosen Kriegers, dessen dunkle Rüstung unter dem Blut des Eismurrgs noch zu erahnen ist. Mit Kraft und Geschick schafft er es, durch seine Waffe den nur noch locker auf dem Kopf des Reiters sitzenden Soldaten nach oben zu schieben. So etwas hat er noch nicht gesehen. Er fragt sich, ob überhaupt jemals irgendwer etwas Derartiges gesehen hat. Der Kopf des Toten ist merkwürdig deformiert. Die rechte Seite seines Gesichtes ist mit großflächigen, blutigen Wülsten übersät. Mehrere Bereiche seines Gesichtes und seiner Stirn sind mit dunkelgrünen Schuppen bedeckt, unter denen die wunde, gerötete Haut deutlich zu erkennen ist. Sein rechtes, noch offenes Auge ist gelb wie das eines Drachen.
Vorsichtig lugt Qwotilia hinter dem Rücken ihres Bruders schaut gebannt auf die entstellte Kreatur. „Was ist das?“
„Ich glaube, das ist ein Drachenkarde. “, antwortet Ksilian. Zitternd versucht er, unter den Unmengen an Blut auf der Rüstung mehr Hinweise auf dessen Herkunft zu entdecken. „Großvater hat mir von ihnen erzählt. Die Eishexen haben für die Feuerkönige das Blut von Drachen mit dem Blut einiger kardischer Soldaten gemischt. Aber es waren wohl nur die Wenigsten überlebensfähig.“
„Und wozu das Ganze?“, möchte Qwotilia wissen. Ksilian zuckt mit den Schultern. „Wahrscheinlich um eine neue Art Über-Krieger für die Feuerkriege zu schaffen.“
„Was er hier wohl wollte?“
„Keine Ahnung.“
Aus dem Tal ist das Brüllen von mindestens einem weiteren Eismurrg zu hören, der zweifellos die Witterung des Blutes aufgenommen hat.
Panisch krallt sich Qwotilia an den Armen ihres Bruders fest. „Hast du das gehört?“
„Wir verschwinden besser“, meint Ksilian und rennt, gefolgt von Qwotilia, los. Er weiß, dass die Zeit nicht unbedingt auf seiner und Qwotilias Seite steht. Die Eismurrgs können mit ihren sechs Beinen und ihren widerstandsfähigen, kräftigen Krallen sehr schnell die Berghänge hinauf klettern und könnten
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