Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
in wenigen Augenblicken hier sein, wenn sie entsprechend Witterung aufgenommen haben. Doch Ksilian hofft, dass er und seine Schwester in Sicherheit sind, sobald sie der oder die Eismurrgs nicht mehr sehen können. Diese werden ohnehin zu sehr mit den blutverschmierten Leichen beschäftigt sein und sich an ihnen satt fressen. Auch mächtige Kreaturen müssen die harten Winter überleben und sind nicht wählerisch, was sie zwischen die Zähne bekommen. Ob es nun Menschen, Gobbins oder auch tote Artgenossen sind. Mit den letzten Reserven an Kraft spurten die beiden Geschwister zu den steilen Berghängen, die sie höher ins Gebirge führen. Die beiden laufen und laufen und haben bald keine Kontrolle mehr über Beine, die die beiden instinktiv über die steilen und felsigen Hänge tragen.
„Ich kann nicht mehr“, keucht Qwotilia und bleibt zwischen zwei großen Felsformationen stehen.
Ksilian stützt sich an einer der Felswände ab und schaut sich nach Luft japsend um. „Ich glaube, die Luft ist rein“.
Die Worte ihres Bruders beruhigen Qwotilia, die ohne Kraft und Worte in die Hocke sinkt und sich an die kalte Felswand setzt.
„Deine Haare sehen ganz wild aus“, lächelt Ksilian und versucht die roten Haarsträhnen, die durch die wilde Hetzerei unkontrolliert in Qwotilias Gesicht hängen, wieder unter ihre Mütze zu schieben. Trotz ihrer Erschöpfung schafft sie es, das zaghafte Schmunzeln ihres Bruders zu erwidern.
Ein Rascheln in der Ferne lenkt plötzlich die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. Gespannt schauen beide die schmale Schlucht zwischen den beiden Felsformationen zurück. Ein Schatten. Binnen weniger Sekunden sind beide wieder auf den Beinen und laufen weiter. Ohne Kraft in ihrem Körper tastet sich Qwotilia die kalte Felswand entlang. Auch Ksilian kann sich nicht länger auf den Beinen halten. Die beiden erreichen, überrascht von dem eisernen Willen ihrer vor Entkräftung brummenden Körper, das Ende der kleinen, mit blau schimmernden Eis überzogenen Schlucht. Qwotilia bemerkt eine Berührung an ihrem Rücken und springt schreiend auf ihren Bruder zu.
„Ich bin es nur!“ – es ist Tralian Kjennis. Er reißt die Hände hoch, um den beiden verängstigen Geschwistern zu beweisen, dass sie nichts vor ihm zu befürchten haben.
„Tralian?“, fragt Ksilian überrascht und mit gezogenem Schwert, „Was machst du denn hier?“
Er schaut zu Qwotilia und lächelt sie freudestrahlend an, die ihm erleichtert um den Hals fällt. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich mit dir gehen würde.“
„Wie hast du uns gefunden?“
„Ksilian ist nicht der einzige gute Spurenleser im Norden.“
„Du bist uns gefolgt?“, vergewissert sich Qwotilia, während sie sich von ihrer Umarmung mit Tralian löst. Er nickt wortlos.
„Wunderbar“, fügt Ksilian zynisch an, „Ich hoffe, du hast Vorräte und, noch wichtiger, einen Plan dabei.“
„Beides“, bestätigt Tralian.
„Dann erzähle uns doch von deinem Plan“, fordert Ksilian den Jungen auf.
„Ganz einfach. Wir marschieren zu meiner Eishöhle, ruhen uns aus, essen und schlafen dort und brechen dann nach Norden auf, wenn ihr eure Kräfte wiedergefunden habt“, erklärt Tralian. Dieser hat seit seiner frühen Kindheit eine Eishöhle in den nördlichen Bergen. Mit seinem Vater hat er diese aufgebaut und war dort bis zum letzten Winter regelmäßig mit seinen beiden Freunden Frisilian und Pritilian, wenn sie während ihrer Jagdausflüge eine Unterkunft benötigten.
Ksilian kann sich nicht vorstellen, das Tralian, der nicht in der Lage war, Qwotilia und die anderen in der Lagehalle zu beschützen, eine große Hilfe wäre. „Du möchtest uns also tatsächlich bis ins Hexenland begleiten?“
„Und auch wieder zurück“, bestätigt ihm Qwotilias Freund. Ksilian ist skeptisch. Doch wenn er an das Abenteuer mit den Eismurrgs und dem mysteriösen Drachenkarden denkt, könnte ein weiterer Kamerad auf dieser Reise durchaus wertvoll sein. Ksilian bleibt nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, das Tralian aus seinen Fehlern gelernt hat. Gemeinsam brechen die Drei zu dessen Eishöhle auf. Während Qwotilia sich nach diesem Tag in ihrer vor Gefahren wimmelnden Vorstellung zu diesem Abenteuer bestätigt sieht, ist Ksilian nach wie vor fest entschlossen. Doch ihm kommen Zweifel. Sollte er Qwotilia unter Tralians Schutz nach der Rast in der Eishöhle nicht doch lieber nach Miqilios zurückschicken? Ksilian wird in den nächsten Stunden viel, sehr viel Zeit
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