Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
zurückwarf, um sicher zu sein, das ihre Eltern tatsächlich nicht bemerkten, das sie dabei war, die Küche zu verlassen. Zu sehr hatte sich die junge Frau an diesen Ablauf gewöhnt. Sie rechnete gar nicht mehr damit, die Aufmerksamkeit ihrer Eltern auf sich zu ziehen, wenn sich diese ihre Meinungsverschiedenheiten über die anstehenden Aktivitäten des Widerstandes um die Ohren warfen. Keylin ging die schmale, nur durch das Licht der Zimmer beleuchtete Treppe hinauf in ihr Zimmer, welches gleich am Ende der letzten Stufe lag. Sie zog die grünen Vorhänge zurück und öffnete die Fenster, um etwas von der frischen Abendluft in ihr Zimmer zu lassen, bevor sie ins Bett ging.
„Ich kann einfach nicht zulassen, dass die Feuerkönige unsere Heimat als Ausgang für ihren Krieg gegen die anderen Menschenvölker missbrauchen“, hörte Keylin ihren Vater laut rufen, als sie sich auf die Kante ihres Bettes setzte und sich die hohen, fest zugeschnürten Schuhe auszog.
„Und ich halte es für falsch, uns von König Vynithias als Schutzschild gegen die Mächte des Feuers ausnehmen zu lassen.“, erwiderte Perlin nicht weniger leise. Je mehr Keylin versuchte, den lauten Worten ihrer Eltern kein Gehör zu schenken, desto aufmerksamer lauschte sie ihnen. Mit lauten Schritten trampelte sie zur Tür ihres Zimmers und schlug diese lautstark zu. Wie sonst könnte sie auf sich aufmerksam machen? Tatsächlich schienen die Stimmen ihrer Eltern für einen Augenblick zu verstummen. Keylin zog sich um und schlüpfte in ihr rotbraunes, langärmliges Nachthemd, als die lauten Stimmen aus der Küche im Untergeschoss des Hauses zurückkehrten.
„Sie soll ruhig wissen, dass ihre Heimat untergeht, wenn wir nicht etwas dagegen unternehmen. Auch unsere Tochter muss irgendwann einmal erwachsen werden“, hörte Keylin ihre Mutter sagen. Die Worte gingen ihr so nahe, das Keylin glaubte, ihre Mutter würde neben ihr sitzen und ihr diese ins Gesicht sagen. Sie versuchte, sich zu beruhigen und sich an den wunderschönen Tag mit Nissax zu erinnern. Immer wieder ließ sie den Tag vor ihren geschlossenen Augen an sich vorbei ziehen. Das Rauschen des Windes, das durch die geöffneten Fenster zu hören war, pustete ihre trüben Gedanken nach und nach davon. Sogar ein kleines Lächeln kämpfte sich in Keylins Gesicht, als sie an Nissax dachte. Hielt sie es nach dem Abendbrot für unmöglich, überhaupt an Schlaf zu denken, drifteten ihre Gedanken und ihre Aufmerksamkeit immer weiter davon und schließlich verschwand ihr Bewusstsein endgültig im Land der Träume.
Es war ein lauter, aus ihrem noch immer geöffneten Fenster dringender Schrei, der Keylin Andyrs am nächsten Morgen weckte. Erschrocken von den panischen Rufen öffnete sie die Augen und war durch das schnelle Wachwerden nicht mehr in der Lage, sich an das zu erinnern, was auch immer sie gerade geträumt hatte. Nach Orientierung suchend richtete sie ihre Blicke auf das Fenster, durch das bereits die ersten Sonnenstrahlen hereinschienen. Mit nur einem Spalt geöffneten Augen und einem erkennbar zerknitternden Gesicht stieg Keylin aus ihrem Bett und ging mit kleinen, vorsichtigen Schritten zum Fenster. Sie schob den Vorhang etwas beiseite und sah auf die andere Straßenseite, auf der sich eine Gruppe von Menschen versammelt hatte, die sich teilweise erschüttert die Hände vor den Mund hielten und von einigen Soldaten der Feuerkarden in Schach gehalten wurden. Sie bekam es mit der Angst zu tun, als sie bemerkte, dass all diese Leute auf den Eingangsbereich ihres Hauses schauten. In wenigen Augenblicken war ihre Müdigkeit verschwunden, als sie laute, trampelnde Schritte hörte, die langsam die Treppe hinauf kamen. Voller Angst drehte sie sich um, presste ihren Rücken an die kalte Außenwand und schaute mit aufgerissenen Augen zur Tür ihres Zimmers. Etwas Schreckliches muss gerade passiert sein. Sie schloss die Augen, als sich mit einem lauten Knall die Tür öffnete und zwei Soldaten der Feuerkarden ihr Zimmer betraten. Sofort schossen ihr düstere Gedanken über ihre Eltern in den Kopf. Als sie den festen Griff der Soldaten an ihren Oberarmen spürte, öffnete sie wieder ihre Augen.
„Was ist denn los?“, fragte sie verängstigt, „Wo bringt ihr mich hin?“
„Du leistet deinen Eltern jetzt ein wenig Gesellschaft“, antwortete einer der Soldaten, während beide die junge Frau aus ihrem Zimmer die Treppe hinunter zerrten.
„Was ist mit meinen Eltern?“, wollte sie panisch vor
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