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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Bergemann
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Gesicht ihres Vaters.
    „Ich verspreche es“, flüsterte er.
    Nachdem er zärtlich ihre Hand drückte, verabschiedete er sich mit einem herzlichen Lächeln. Seine Augen strahlten. Nachdem Nissax in der Dunkelheit verschwand, ging Keylin mit einem strafenden Blick an ihrem Vater vorbei ins Haus. Dort war ihre Mutter bereits mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt. Hastig eilte diese zwischen dem Esstisch und der offenen Küche hin und her.
    „Es gibt gleich etwas zu essen, mein Kind“, verkündete Perlin und lächelte ihre Tochter an, als diese den Raum betrat.
    „Mir ist der Appetit vergangen“, sagte Keylin.
    „Was ist passiert?“
    „Vater hat mir mit seinem Hang zum Dramatischen den Abend ruiniert“, berichtete sie ihrer Mutter.
    „Du wirst schon noch ausreichend Gelegenheit haben, dir von irgendwelchen Nachbarsburschen den Hof machen zu lassen“, sagte ihr Vater, nachdem dieser die Haustür verschloss und sich zu seinem Platz am Kopf des Tisches begab.
    Keylin war sich bewusst, dass ihre Eltern in diesen Tagen sehr sensibel auf zu viel Aufmerksamkeit reagieren. Beide, doch besonders ihr Vater, haben ihren Einsatz und ihre Arbeit für und im Widerstand nie vor ihrer Tochter verheimlicht. Das taten sie auch an diesem Abend nicht.
    „Hat Seynim dir erzählt, wann der Druck der neuen Plakate fertig sein wird?“, wollte Bassix von seiner Frau wissen, während er Platz nahm.
    Perlin füllte die drei Teller vor sich mit gewürztem Getreidebrei, etwas Gemüse und jeweils einer Scheibe von dem dicken, knusprigen Fleisch. „Sie sagte, sie hätten Schwierigkeiten mit dem Farbmischer und es würde wohl noch ein oder zwei Tage länger dauern.“
    „Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein“, fing Bassix an zu toben, „Was glaubt sie denn, wie viel Zeit wir haben, bevor unsere Planungen diesen korrupten Säcken im Stadtrat auffallen?“
    Für Keylin war dies ein normaler Abend im Kreise ihrer Familie. Ihre Eltern diskutierten lautstark ihre Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die Planung des Widerstandes, machten sich aber Sorgen darüber, dass die für eine Jugendliche vollkommen normalen Aktivitäten ihrer Tochter die Aufmerksamkeit der Nachbarn auf sich ziehen. So saß Keylin vor ihrem noch unbenutzten Besteck, wartete auf das Abendbrot und hörte genervt ihren Eltern zu.
    „Ich hab ihr gesagt, dass die Plakate so schnell wie möglich fertig sein müssen, doch sie versicherte mir, dass ohne die richtige Farbmischung das Motiv seine Wirkung verfehlen würde.“, erklärte Perlin ihren Mann.
    „Wenn es noch genügend andere Drucker geben würde, denen man vertrauen kann, könnte sie sich ihren unangebrachten Perfektionismus…“ – „Spar dir den Rest“, unterbrach Perlin ihren Mann, „Wir tun alle unser Bestes. Eile und Hast könnten unserer Sache zum falschen Zeitpunkt genauso schaden wie Unachtsamkeit“, verdeutlichte sie ihren Standpunkt.
    „Das sieht sehr lecker aus“, lobte Keylin ihre Mutter für das hervorragend duftende Essen, das diese auf den Tisch stellte. Doch sie stieß dabei auf taube Ohren.
    „Ich denke, dass es Zeit wird, Risiken einzugehen, bevor diese verfluchten Feuerkarden unser Land als Drehkreis für einen erneuten Feuerkrieg missbrauchen und uns und die anderen Menschenvölker Vylithiens ins Verderben stürzen.“, entgegnete Bassix der letzten Äußerung seiner Frau.
    „Du glaubst tatsächlich, dass die Feuerkönige einen erneuten Krieg vorbereiten?“, fragte Perlin.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie uns in ihre Minen werfen, unseren König abschlachten, die Armee auflösen und ihre Besatzungsmacht in unser Land schicken, wenn es ihnen nicht um Krieg geht“, antwortet Bassix.
    Keylin seufzte. Sie schaute ihre diskutierenden Eltern an und stellte sich die Frage, worüber ihre Eltern eigentlich abends gesprochen haben, bevor der Terror des Feuers über Vathexon eingebrochen ist. Doch es fiel ihr schwer, sich zu erinnern. Es waren nur Bruchstücke von den Momenten, in denen ihr Vater seine Familie beim Essen mit lustigen Geschichten aus seinem Arbeitstag zum Lachen brachte oder an denen ihre Mutter interessiert den Nöten und Sorgen ihrer Tochter lauschte. Doch nichts davon schien an diesem Abend noch zu existieren. Unbemerkt von ihren noch immer hitzig diskutierenden Eltern schob Keylin ihren nur zur Hälfte leer gegessenen Teller in die Mitte des Tisches und stand auf. Es wurde zu einem allabendlichen Ritual, das Keylin einen flüchtigen Blick

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