Söldner des Geldes (German Edition)
den Auftraggeber des Schnüfflers in Winters Güllenloch.
Und eines an Harald Schneider, den freien Journalisten und Auftraggeber des auf Infrarotaufnahmen spezialisierten Helikopterunternehmens.
«… in den letzten fünfzehn Jahren bei der Polizei hatte ich die Gelegenheit, in den verschiedensten Abteilungen zu arbeiten. Drogen, Kindsmisshandlung, Mord, Entführungen. Was das Herz begehrt.» Schmitt hatte sich ebenfalls zurückgelehnt. Seine Augenlider senkten sich ein wenig. Wahrscheinlich zog die Verdauung Blut aus seinem Hirn ab.
Nach dem Abschicken der beiden E-Mails dauerte es zwölf Sekunden, bis Winters elektronische Post vom nächsten Funkmasten aufgefangen, verschlüsselt, durch zwei Server des Telekom-Anbieters und durch die halbe Schweiz gejagt wurden, um schliesslich über den Server von Hotmail an den Empfänger weitergeleitet zu werden.
Ein leises «Bling! Bling!» kündigte den Eingang zweier neuer Mails auf Schmitts Computer an.
«… Ich kann mir durchaus auch vorstellen, im Personenschutz zu arbeiten. Ich bin fit und habe den zweiten schwarzen Gürtel im Karate …», hörte sich Winter sagen. Schmitts Augenlider hoben sich ein wenig, und er schielte auf die neuen E-Mails. Winter fuhr ungerührt fort und stellte mit innerer Befriedigung fest, wie sich die Pupillen seines Gesprächspartners weiteten.
Winter machte eine Pause, beugte sich vor und griff nach der Espressotasse mit dem minimalistischen Griff. Unglücklicherweise rutschte Herrn Sommer die kleine Tasse aus der Hand und klirrte auf den Unterteller zurück. Im Augenwinkel sah er Absender, Betreff und die ersten beiden Zeilen seiner E-Mails auf dem Bildschirm.
Ein Doppeltreffer.
Winter schindete Zeit. Er wollte verhindern, dass Schmitt die beiden E-Mails sofort bearbeitete. Ein Blick auf seine Uhr zeigte, dass er die Toilette vor neun Minuten verlassen hatte.
Es war langsam Zeit.
«Entschuldigen Sie bitte.» Winter lächelte verlegen, deutete auf die Tasse und stellte eine Frage: «Wie funktioniert das Netzwerk ‹Schmitt, Berger & Partner› genau?»
Schmitt war hin- und hergerissen zwischen dem Computerbildschirm mit den E-Mails und seinem Gast. Er trank seinen Espresso aus, öffnete den Mund und setzte zu einer Erklärung an, als das verspätete 1.-August-Feuerwerk in der Toilette begann.
Die Kerze war wie geplant heruntergebrannt, und der Docht erreichte die seitlich hineingesteckte Zündschnur der Kracher.
Als Winter noch ein Kind war, hiessen diese Kracher «Frauenfürze». Heute im Zeitalter der politischen Korrektheit schlicht «Kracher». Auch «Mohrenköpfe» hiessen heute «Schokoladenköpfe». Winter hatte die Kracher nach dem 1. August im Ausverkauf zum halben Preis gekauft.
Die Fürze machten einen Heidenlärm.
Schmitt starrte irritiert die Wand an, welche sein Büro von der Toilette abtrennte.
Die «Frauenfürze» entwickelten auch Rauch.
Das war Phase zwei von Winters Plan. Der Rauch stieg in der engen Kabine der Toilette hoch, erreichte den Feuermelder und löste Alarm aus. Die erschrockenen Toilettenbenutzer hatten diese fluchtartig verlassen. Niemand stellte den Feuermelder ab.
Die Sprinkleranlage war so programmiert, dass zwölf Düsen im Umkreis des Brandherdes zehn Sekunden nach Auslösung des Alarms automatisch in Aktion traten. Winter wusste, wie das System funktionierte. Die Bank war auch mit einem Sprinklersystem ausgerüstet.
Es begann zu regnen.
Auch auf die Computer.
Schmitt fluchte: «Scheisse!»
Winter schlug vor: «Schnell, haben Sie etwas zum Abdecken? Ein Tischtuch aus Plastik oder so?»
Schmitt erhob sich und hastete aus dem Büro.
Darauf hatte Winter gewartet. Er schnappte sich Schmitts Mobiltelefon vom Schreibtisch. Mit einer Büroklammer löste er den Chip heraus und ersetzte diesen mit einem Telefonchip aus einem vollgestopften Elektronikladen mit Waren dubioser Herkunft. Winter wischte seine Fingerabdrücke ab, legte das Telefon wieder an seinen alten Platz und ging rasch in den trockenen Empfangsraum.
Das Geknatter aus der Toilette war verstummt, aber das Wasser rieselte immer noch ungestört auf die Computer. Schmitt kam mit Plastiktischtüchern des nächstgelegenen Restaurants zurück. Die Assistentin im Schlepptau. Sie ignorierten Winter und begannen die Computer und den Schreibtisch abzudecken.
Winter ging.
Das Bewerbungsgespräch war zu Ende.
Das Arbeitsklima zu feucht.
Schnell drängte er sich durch die Schaulustigen. Feuerwehrmänner kamen angerannt. Als er die
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