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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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über die Genfer Filiale einen kleinen Teil des Vermögens. Die Portokasse für Europa.»
    «Hast du jemals jemanden persönlich getroffen?»
    «Nein.»
    «Gerüchte?»
    «Die Genfer Kollegen wären nicht unglücklich, wenn sie das Mandat weiterreichen könnten.» Schütz machte eine Kunstpause und fuhr fort: «Es soll gelegentlich Gerüchte gegeben haben, dass die Baktars Geld in Kanäle abzweigen, mit denen wir besser nichts zu tun haben.»
    «Was heisst das?»
    «Finanzierung von Terroristen und Waffen. Das Übliche, nehme ich an.» Schütz verzog das Gesicht. Es ekelte ihn zwar, aber auch er funktionierte nach dem Prinzip: Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss. Vornehmer ausgedrückt hiess diese Geschäftspolitik: Diskretion.
    «Könntest du einmal in Genf nachfragen, was der aktuellste Stand ist? Ich möchte nicht, dass wir da eine böse Überraschung erleben. Insbesondere nach dem Anschlag von gestern. Die Behörden und die Journalisten werden ihre eigenen Nachforschungen anstellen.»
    «Das kann ich machen.» Er klopfte sich mit den Handflächen auf die Oberschenkel, schaute auf die Uhr und sagte: «Jetzt muss ich aber. In zwei Minuten läuft ein Kunde ein.»
    «Danke.»
    «Gern geschehen. Und du pass auf dich auf.» Schütz deutete auf die Schramme am Hals und musste bemerkt haben, dass er seinen verletzten Arm vorsichtiger als sonst bewegte. Winter war gerührt, grinste verlegen und brummte: «Berufsrisiko.»
    Nachdem Schütz verschwunden war, kümmerte sich Winter um die Telefonnummern. Gemäss Dirks Liste war Anne am 24. Juli um 16   :   55 Uhr von der Bank aus angerufen worden und hatte ein kurzes Gespräch geführt.
    Winter rief die elektronisch abgelegte Liste mit den Telefonanschlüssen der Bank im Computersystem auf. Die Nummer gehörte zu einem Telefon im Raum 107, erster Stock, Raum sieben. Winter kannte den Raum, ein unprätentiöses Sitzungszimmer für interne Besprechungen. Es lag unmittelbar neben Annes Büro, wenige Meter von seinem eigenen Standort entfernt.
    Hatte jemand aus der Bank Anne persönlich aufgesucht, sie nicht angetroffen und dann von diesem Sitzungszimmer aus angerufen? Warum hatte der Mitarbeiter der Bank nicht sein Mobiltelefon benutzt? Die allermeisten Mitarbeiter der Bank hatten ein Mobiltelefon und waren gehalten, über dieses jederzeit erreichbar zu sein.
    Manchmal wurde der Raum auch temporär von Projekten, externen Beratern oder Praktikanten belegt. Er konnte sich nicht erinnern, ob das gegenwärtig der Fall war. Er stand auf und ging zum Raum 107 hinüber. Die Tür war geschlossen, er klopfte und trat ohne eine Antwort abzuwarten ein.
    Der Raum war mit dem Standardmobiliar der Bank möbliert und wirkte unbenutzt, aufgeräumt. Der Papierkorb war leer, die kleine Plastikschale mit dem Büromaterial gefüllt und der obligate Flipchart unbeschriftet. Winter öffnete die Schiebetür des Korpus, leer.
    Dann drehte er den Schlüssel des Schrankes und öffnete die Metalltüren. Im Schrank befanden sich ein Dutzend leerer Ordner sowie zwei alte Kisten für Druckerpapier, vollgestopft mit alten Dokumenten. Winter zog einige Papiere hervor: Unterlagen des IT -Projektes «Futura». Soviel Winter wusste, waren teuer bezahlte Berater einer spezialisierten Firma daran, für Dirk Vorschläge für die Informatikarchitektur der veralteten Handlungsplattform zu erarbeiten.
    Als Winter die Papiere wieder zurückstopfen wollte, riss eine Seitenwand auf, und der Inhalt glitt auf den Boden.
    «Verflucht.»
    Winter ging in die Hocke und sammelte die losen Unterlagen auf. Notizen, Berechnungen, Internetanalysen, Protokolle von Projektleitungs- und Teilprojektleitungssitzungen. Plötzlich hielt er inne. Ein ausserordentliches Teilprojektleitungsmeeting hatte am Freitagnachmittag des 24. Juli hier im Raum 107 stattgefunden.
    Gemäss Protokoll hatten sich drei Berater getroffen und von zwei Uhr bis halb fünf Uhr Optionen für die Erhöhung der Übertragungskapazitäten der Standleitungen zwischen den Filialen diskutiert. Hatten die Berater nach der Sitzung das Gebäude sofort verlassen, oder waren sie anschliessend im Raum geblieben?
    Winter schob die Kartonkiste in eine Ecke des Schrankes, lieh sich das Protokoll aus, ging zurück in sein Büro und rief die Beratungsfirma an. Er liess sich die Mobilnummer des Teilprojektleiters geben und erwischte diesen auf einer Zugfahrt. Im Hintergrund hörte Winter Fahrgeräusche.
    Winter erklärte, wer er war, und fragte: «Sie haben am

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