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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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jüngere Al-Bader schien guter Laune zu sein, und Winter entschied sich für Humor: «Die Bank will eine Ablösesumme, die nicht einmal Sie aufwerfen können.»
    «Versuchen Sie es.»
    «Und Sie, unterwegs?»
    «Ja, ich bin in St. Petersburg. Empfang eines Ölmagnaten. Aber gute Unterhaltung.» Winter dachte: Wasserstoffblond.
    «Ich habe eine Frage zu Ihrem Zwillingsbruder.»
    «Schiessen Sie los.» Al-Bader tönte plötzlich ernst.
    «Hatte er eine bevorzugte Whiskymarke?»
    «Nein. Wenn er einen Whisky bestellen musste, orderte er immer Glenfiddich. Ich glaube, das war die einzige Marke, die er kannte. Aber was soll die Frage?»
    «Wahrscheinlich wurde der Helikopter durch eine als Whisky getarnte Brandbombe zum Absturz gebracht.»
    «Bei Allah, dem Allmächtigen.» Winter hörte das Plaudern der Partygäste im Hintergrund, dann stammelte Al-Bader: «Wer, wer?»
    «Ich weiss es nicht. Noch nicht. Es war ein Trojanisches Pferd.» Winter wollte am Telefon keine Diskussion: «Ihr Bruder hatte also keinen besonderen Bezug zu Whisky?»
    «Nein, er war seriöser als ich. An Geschäftsessen hat er aus Höflichkeit gegenüber den Gastgebern ab und zu mitgetrunken. Aber selbst hätte er nie Whisky bestellt.»
    «Auch keinen Laphroaig?»
    «Nein. Sicher nicht. Er hasste Zahnärzte!»
    «Danke.»
    «Wann spielen wir unsere zweiten neun Löcher?» Al-Bader war wieder ganz der Playboy.
    «Morgen Nachmittag?»
    «Bin ich bei Putin. Aber ich rufe Sie an.» Und weg war er. Winter war sich nicht sicher, ob der zweitletzte Satz der Wahrheit entsprach oder Al-Bader ihn verulken wollte. Aber nun war klar, dass Al-Bader den Whisky nicht für sich bestellt hatte. Als Mitbringsel für seine ägyptischen Gesprächspartner? Unwahrscheinlich.
    Er starrte auf den Bildschirm. Der schwarze Plastikdeckel war mit einem Klebeband, in den Farben und mit dem Schriftzug des Whiskys, zugeklebt. Originalverpackt. Anne hatte keine Chance, aufgrund des Kartons Verdacht zu schöpfen. Der Whisky war nichts Spezielles und konnte in jedem besseren Geschäft gekauft werden.
    Es waren keine Barcode- oder gar Preisetiketten zu erkennen. Der Karton konnte nicht zurückverfolgt werden.
    Winter startete den eingefrorenen Film wieder und verfolgte die Flasche, bis sie im Helikopter verschwand. Al-Bader liess Anne den Vortritt. Durch die getönten Scheiben konnte Winter erkennen, dass sie beim Hineinklettern die Flasche auf den Sitz stellte und mit der Pralinenschachtel vor dem Umkippen schützte. Dann hob der Helikopter ab.
    Das liess nur einen Schluss zu: Eine Person, der Anne vertraute, hatte ihr die Whiskybombe als Geschenk für Al-Bader mitgegeben.
    Winter ging auf den knarrenden Holzbalkon, leerte nachdenklich das Glas, atmete tief durch und starrte für ein paar Minuten regungslos in die Dunkelheit.
    Er ging ins Schlafzimmer und bezog das Doppelbett mit frischer Wäsche. Das lenkte ihn ab. Er legte eine Garnitur Frotteetücher bereit, prüfte die Nachttischschublade mit den Kondomen, stellte eine Flasche Mineralwasser und eine Schale mit Äpfeln aus Nachbars Garten neben das Bett.
    Mit der flachen Hand staubte er seine altertümliche Kommode ab. Ein Erbstück. In Kairo hatte in seinem Zimmer auch eine alte Kommode gestanden. Er trat einen Schritt zurück und schaute sich das Schlafzimmer an: Es war nicht das Ritz, aber wie hatte Meister gesagt: «gemütlich».
    Winter freute sich auf Fatima und fragte sich, was sie von ihm hielt. Warum wollte sie gerade ihn besuchen? Was sah sie in ihm? Was sollte er mit ihr unternehmen? Worüber konnten sie miteinander sprechen? Er war auf jeden Fall neugierig, was Fatima in den vergangenen Jahren alles gemacht und erlebt hatte. Wie war ihr aussergewöhnlicher Aufstieg an die Spitze von Orafin möglich? Und was machte Fatima privat? Gab es einen anderen Mann, einen Exmann?
    Sie hatten sich in Boston gegenseitig ausgefragt, aber peinlichst darauf geachtet, nur unterhaltsame Fragen zu stellen. Ihren schlanken Körper würde er nie vergessen. Vielleicht war er in ihren Augen ja nur Unterhaltung. Ein Spielzeug, das man nach Gebrauch problemlos wegwerfen konnte. Das wäre Zeitverschwendung. Winter riss sich aus den Grübeleien. Morgen würde er mehr wissen.
    Zurück in der Wohnküche sah er das Mobiltelefon, das ihn an die Kontakte von Schmitt der Detektei «Schmitt, Berger & Partner» erinnerte. Er wollte sie heute Abend analysieren. Winter kochte Kaffee, blätterte seine Post durch und schaute dazu CNN . Eine Autobombe vor

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