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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Holzkistchen mit Schiebedeckel.
    Keine Kartonzylinder.
    Kein Whisky.
    Auf der anderen Seite standen in einem Gestell Schachteln mit Druckerpatronen, Kisten mit Papier, Couverts und Werbematerial.
    In einer Ecke standen mannshohe Logoständer aus Aluminium. An Anlässen markierte die Bank mit diesen Flaggen Präsenz.
    Daneben türmten sich ein Dutzend bereits in Geschenkpapier eingewickelte Pralinenschachteln. Auf dem fein säuberlichen Turm lag eine Schachtel mit Dekorationsmaschen.
    Eine verkohlte Dekorationsmasche lag zu Hause auf Winters Tisch.
    Winter nahm eine Masche heraus, drehte sie um und studierte an der Unterseite gedankenverloren die Selbstklebeetikette. Einfach Plastikfolie abziehen, Schleife aufkleben, und fertig ist das Geschenk.
    Frau Obrist stand neben der Tür, beobachtete Winter und erklärte nach einer Weile: «Wenn jemand hier etwas holt, markiert und signiert er es hier.»
    Sie nahm von einem Gestell neben der Tür einen dünnen Ringordner und reichte ihn Winter. Darin befanden sich verschiedene Listen: «Papier  A 4, 500 Stück», «Druckerpatronen  HP », «Wein: Burgunder» mit Daten, Mengen und Namen. Winter blätterte zur Liste, welche mit «Pralinen 1 kg (inkl. Maschen, separat)» überschrieben war. Annes Eintrag vom 24. Juli war der drittletzte.
    Winter blätterte weiter und fragte: «Haben wir eigentlich auch Whisky?»
    «Nein. Nur Wein.» Sie schaute sich um: «Irgendwo müsste noch der Etter Pflaumenschnaps vom Jubiläum sein.»
    «Nein, ich suche einen Laphroaig.»
    «Einen Laph… was?»
    «Einen Laphroaig, das ist ein Single Malt.»
    «Da kann ich nicht dienen.»
    «Mach dir keine Sorgen. Hast du am 24. Juli, am Tag des Absturzes, Anne gesehen?» Winter hob den Ordner mit den Listen hoch.
    «Ja, sie hat kurz vorbeigeschaut.»
    «Um wie viel Uhr?»
    «Wir hatten schon lange geschlossen. Das Wochenende stand vor der Tür. Ich würde sagen, etwas nach sieben Uhr. Aber sie war in Eile. Sie sagte, dass sie einen Scheich am Flughafen abholen müsse.» Frau Obrist strich sich gedankenverloren mit der Hand durch die Haare: «Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich fragte: ‹Einen Märchenprinzen?› Anne hat gelacht. So wie eben nur Anne lachte. Dann meinte sie, sie sei schon vergeben.» Nachdenklich fügte sie an: «Das waren unsere letzten Worte.»
    Sie schaute Winter an: «Kennst du den Unglücklichen? Sie wollte mir damals nicht verraten, wer er war. Sie sagte nur: Es ist noch ganz frisch.»
    Winter fixierte verlegen den Ordner, schloss ihn, klopfte mit der Hand darauf und antwortete: «Ich glaube schon.»
    Frau Obrist schaute ihn für einen Moment verwundert an: «Sie war ein so aufgestellter Mensch. Es trifft immer die Falschen.»
    «Ja. Schicksal.» Er dachte an Allah. Er fror plötzlich im kühlen Keller und wandte sich um: «Ich mache Kopien der Listen hier.»
    Sie löschten das Licht und fuhren wieder in den vierten Stock. Im Lift starrte Winter auf die Kontaktstation für die Sicherheitskarte.
    Alle Angestellten konnten ins dritte Untergeschoss fahren. Nur wenige konnten in die Tresorräume im vierten Untergeschoss fahren.
    Er fragte: «Als Anne da war, hatte sie einen runden Flaschenkarton bei sich?»
    «Ich weiss nicht. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr genau erinnern. Sie hat nur kurz um die Ecke geschaut. Hat sie im Ordner nichts vermerkt?»
    «Nur eine Pralinenschachtel.»
    Als sie ausstiegen, fragte Frau Obrist: «Nimmst du jetzt einen Kaffee?»
    «Ja, gern. Ich mach nur schnell Kopien.»
    Winter kopierte auf der Maschine im Hoheitsbereich von Frau Fischer die Listen des Ordners. Das Blatt mit Annes Eintrag legte er zuoberst auf das noch warme Bündel Papier.
    Er trank im Büro von Frau Obrist einen Kaffee. Sie trank einen Kräutertee und erzählte das Neueste aus der Gerüchteküche.
    Das heisseste Thema war die komplette Übernahme der Bank durch den Finanzkonzern und die Frage, ob die Filialen an der Bahnhofstrasse zusammengelegt würden. Einige Kundenberater hatten ihre Ziele nicht erreicht, der Zufluss neuer Gelder entwickelte sich unter den Erwartungen, und für viele ging es nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wann und Wie. Frau Obrist graute es vor einem Umzug.
    Winter versuchte zu beruhigen: «Ich bin überzeugt, dass von Tobler mit Zähnen und Klauen gegen eine Integration kämpft.»
    «Integration», schnaubte Frau Obrist verächtlich, «das ist eine unfreundliche Übernahme! Von Tobler geht bald in Rente, und Känzig hat die Seiten

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