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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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schon gewechselt. Er wuselt dauernd zur Mama.» Sie machte eine verächtliche Handbewegung in die allgemeine Richtung des Finanzkonzerns.
    «Känzig ist ein Politiker, der es sich mit keiner Seite verderben will. Das ist Netzwerken.» Winter musste innerlich über seine diplomatische Ausdrucksweise lachen.
    «Winter, du wirst alt. Früher hast du dem noch Arschlecken gesagt.»
    Er lachte und sagte: «Danke für die Drogen, ich muss zum Flughafen.»
    «Eine Prinzessin?»
    «Eine ägyptische Prinzessin.»
    «Du nimmst mich auf den Arm?»
    «Nie!»
    Winter war eine halbe Stunde zu früh am Flughafen. Er ging zur Confiserie und liess sich zweihundert Gramm handgemachte Champagner-Truffes geben. Nahe am Goldpreis. Aber Fatima hatte diese in Boston im Nu verdrückt.
    Er setzte sich in eine ruhige Ecke, machte ein paar Telefonanrufe. Aus den Annahmen wurden langsam Fakten. Jeder Mensch lebt in Raum und Zeit. Opfer und Täter hinterliessen immer Spuren. Jeder Täter machte Fehler.
    Winter kramte die Listen aus dem Lagerordner hervor, schaute sie noch einmal durch, drehte die Blätter um und notierte sich auf einer Zeitachse Annes letzte Stunden. Die genauen Zeiten hatten sich in sein Langzeitgedächtnis eingebrannt:
    16   :   00   Besuch bei den Eltern in Fraubrunnen.
    16   :   55   Anruf aus dem Raum 107 des Hauptsitzes in Bern (Dirks Liste).
    Annes Mutter: «kurz vor fünf Uhr», «Anne zurück ins Geschäft.» Warum?
    17   :   02   Anruf von unterdrückter Nummer (siehe Dirks Liste). Wer?
    17   :   20   Ungefähre Ankunft mit Mini in der Berner Untergrundgarage.
    Ungefähr 40 Minuten Zeit. Wo? Hauptsitz? Was? Whisky? Klären!
    18   :   00   Spätestens: Anne besteigt Zug oder Auto (wessen?) nach Zürich.
    19   :   00   Ankunft Zürich: Hauptbahnhof? Wo? Verifizieren? Wie?
    19   :   15   Obrist: «nach sieben Uhr», Anne holt Pralinenschachtel in Zürich.
    Zug Hauptbahnhof – Flughafen, 10’ alle 5’? Oder Taxi? Verkehr?
    19   :   47   Strittmatter landet am Flughafen Kloten.
    20   :   14   Gulfstream landet.
    20   :   19   Begrüssung von Al-Bader. Zöllner fragen!
    20   :   23   Helikopter hebt ab.
    20   :   41   Letzter Anruf von Anne!
    Es hatte noch verschiedene Fragezeichen. Winter rollte den Kopf und entspannte seinen Nacken. Die Ankunftstafel zeigte die Landung des Fluges LX 9 von Chicago an. Fatima war gelandet.

5.   August 10:32
    Fatima war zwanzig Stunden unterwegs gewesen. Sie war gestern von San Francisco nach Chicago und zwei Stunden später durch die Nacht weiter nach Europa geflogen. Auch ägyptische Prinzessinnen leben in Raum und Zeit, vor allem wenn sie ein verstreutes Firmenkonglomerat leiten. Der Grenzbeamte im Glaskasten prüfte die Einreisepapiere und sagte freundlich: «Willkommen in der Schweiz.»
    Winter stand hinter der Schranke zwischen Angehörigen, Reiseleitern und Fahrern mit Schildern. Durch die grosse Glasscheibe entdeckte er Fatima im Strom der Reisenden.
    Angespannt verfolgte er die schlanke Silhouette mit den langen Haaren und dem offenen weissen Hemdkragen durch die Halle mit den Rollbändern für das Gepäck. Fatima hatte nur ihren kleinen Rollkoffer und die Laptoptasche. Sie verschwand, tauchte kurz darauf in der automatischen Schiebetür auf und blieb stehen. Winter bemerkte, wie sie die Blicke der wartenden Männer auf sich zog.
    Dann sah sie ihn und ein breites Lächeln erschien.
    «Hallo, Winter.»
    Er winkte verhalten zurück.
    Diesmal umarmten sie sich. Nicht innig, eher förmlich, so wie man in Europa die Partnerin eines Freundes begrüsst oder wie sich in Ägypten zwei Geschäftsmänner umarmen. Winter deutete drei Wangenküsse an, zwei links, einer rechts, und bekam eine Haarsträhne ins Gesicht.
    Er roch das feine Parfum. Zimt.
    Fatima strahlte: «Endlich.»
    Winter war sich nicht sicher, was das bedeutete, und erwiderte: «Schön, dich wiederzusehen.»
    Sie schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht: «Ich hasse Flugzeuge.»
    Aus der Nähe bemerkte Winter Fatimas Augenringe, die auch das dezente Make-up nicht ganz verstecken konnte. Aber sie sah hinreissend aus: Die kastanienbraunen Augen strahlten Winter an, und einen Moment lang fragte er sich, wie Fatima nach einer solchen Reise so frisch wirken konnte. Aber wer das Chaos von Kairo meistert, lässt sich auch durch das Gedränge in einem Flugzeug nicht beeindrucken.
    Er riss sich los und sagte: «Komm! Kann ich dir etwas abnehmen?»
    «Nein. Danke. Es geht schon.»
    Sie gingen

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