Söldner des Geldes (German Edition)
nebeneinander durch die Ankunftshalle. Als sie auf der Rolltreppe standen, hörte Winter eine anonyme Stimme über die Lautsprecheranlage: «Herr Winter, bitte melden Sie sich umgehend am Informationsschalter des Flughafens.» Und nach einer kleinen Pause: «Herr Winter, bitte zur Information im ersten Stock.»
Was hatte das zu bedeuten? Sie steuerten den Informationsschalter an: «Guten Tag. Ich bin Winter. Sie haben mich gesucht?»
«Ah. Guten Tag, Herr Winter. Herr Halter möchte Sie sprechen. Er hat vorhin angerufen und bittet Sie, einen Moment zu warten. Er kommt gleich.»
«Danke.» Winter erklärte Fatima: «Ben Halter ist ein guter Freund von mir, und wahrscheinlich will er dich kennenlernen. Er ist für die Sicherheit hier am Flughafen verantwortlich.»
«Hast du ihm gesagt, dass wir kommen?», fragte Fatima und nahm eine kleine Flasche Mineralwasser aus der Laptoptasche.
«Nein, aber er hat seine Methoden.» Winter lehnte sich an den Informationsschalter und spürte in seiner Jackentasche die Pralinen.
«Hier, Fatima, das habe ich vorhin ganz vergessen. Etwas Süsses.»
«Wie süss! Vielen Dank.»
«Gern geschehen.»
«Die hast du mir schon nach Boston mitgebracht.»
«Tradition.» Diesmal waren sie gut gestartet.
«Was machen wir?»
«Hast du Hunger?»
«Ein wenig.» Sie öffnete die Pralinentüte.
«Ich habe gedacht, wir fahren nach Bern, und ich zeige dir meine Heimatstadt.»
«Klingt gut. Bis dann kann ich ja schon einmal ein paar Pralinen essen.» Fatima nahm eine Praline heraus. Auf dem Weg zum Mund kam ihr in den Sinn, dass sie unhöflich war, und fragte: «Möchtest du?»
Winter lachte und nickte.
Sie legte ihm die Praline auf die Zunge.
Die ankommenden und abfliegenden Passagiere hetzten vorbei, Gepäckwagen quietschten, und die Lautsprecherstimme plärrte über ihren Köpfen. Sie warteten im Gedränge auf Ben. Für ein paar Minuten stand die Welt für Fatima und Winter still. Sie waren wie in einer kleinen Oase. Die Pralinen zergingen auf der Zunge. Fatima erzählte von San Francisco und den Seehunden am Pier und der kurvigen Strasse, in der Steve McQueen einen Film gedreht hatte.
Dann tauchte Ben aus der Masse aus. Es sah aus, als ob sein massiger Körper die Welle im Meer der Passagiere teilte: «Hallo, Winter.»
Handschlag, Schulterklopfen, atemlos: «Entschuldige bitte, ich war mit dem Direktor in einem Meeting mit lärmempfindlichen Gegnern des Flughafens. Als ich sah, dass du da bist, konnte ich nicht sofort weg.»
«Ben, darf ich dir Fatima vorstellen. Wir haben uns in Ägypten kennengelernt.»
Ben streckte die Hand aus: «Sehr erfreut.»
«Ganz meinerseits. Winter hat mir viel von Ihnen erzählt.» Sie strahlte Ben an, und dieser fragte sich, was sein Freund wohl über ihn erzählt hatte.
Winter grinste: «Ich könnte noch viel mehr über Ben erzählen. Aber was mich interessieren würde, ist, wie du dieses Mal gewusst hast, dass ich am Flughafen bin?»
«Wunder der Technik.» Ben zog sein Mobiltelefon aus dem schwarzen Sakko und zeigte Winter eine SMS : «Winter Tom, Terminal 1, Kamera 5».
Winter schaute fragend.
Enthusiastisch erklärte Ben: «Gesichtserkennung. Wir testen eine Software, die Gesichter in der Menge erkennt. Ich habe ein Foto von dir als Versuchskaninchen gebraucht. Sobald dich eine Kamera erfasst und die Software die Merkmale deiner Gesichtszüge erkennt, bekomme ich eine Nachricht. Praktisch, nicht wahr?»
«Aber ich könnte einen Hut oder gar einen Bart tragen.»
«Theoretisch nützt dir das nichts, denn die Software analysiert Merkmale des Schädels. Aber in der Praxis funktioniert es noch nicht hundert Prozent. Und der Herr Datenschützer ist auch noch nicht überzeugt.» Ben wandte sich Fatima zu: «Entschuldigen Sie bitte, wenn ich fachsimple. Hauptsache ist, dass es heute geklappt hat: Das gab mir die Gelegenheit, Ihre Bekanntschaft zu machen.»
Winter stiess Ben mit dem Ellbogen in die Rippen: «Alter Charmeur.»
Dieser fuhr ungerührt fort: «Hochverehrte Fatima, wenn Sie erlauben, würde ich gern auch Sie in die Datenbank aufnehmen. Das gäbe mir die Gelegenheit, Sie bei Ihrem nächsten Besuch wiederzusehen.»
Fatima beobachtete amüsiert die beiden Männer und ihr gockelhaftes Gerede: «Selbstverständlich.» Eine gute Arbeitsbeziehung mit einem hohen Beamten konnte nie schaden.
Fatima lächelte professionell.
Ben machte ein Foto mit seinem Mobiltelefon und sagte: «Wenn Sie mir erlauben, würde ich Herrn Winter gern für
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