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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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ich kümmere mich darum.»
    «Wir sollten am späteren Nachmittag zurück sein.»
    «Wie wär’s mit Zucchetti zum Nachtessen?» Frau Mettler deutete auf einen üppigen Blätterwald. Sie lächelte ihm verschmitzt zu, und Winter war nicht sicher, ob die stattliche Frau Mettler nicht sogar mit den Augen gezwinkert hatte. Es war noch früh am Morgen.
    «Das wäre wunderbar.»
    «Sehr gut. Dann wollen wir einmal sehen.»
    «Vielen Dank! Ich weiss nicht, wie ich mich revanchieren soll.»
    «Ach, lassen Sie nur, das ist doch selbstverständlich.»
    Sie verabschiedete sich, nahm das Bündel geschnittener Rhabarbern und ging zum Bauernhaus. Winter winkte auf dem Rückweg dem Bauern zu, der ihn ignorierte.
    Fünfzehn Minuten später war er auf der Autobahn Richtung Zürich. Winter hatte im Kokon seines Autos und der Blechschlange, die sich mit einhundertfünfundzwanzig Stundenkilometern von Bern nach Zürich wand, Zeit zum Nachdenken.
    Auf der rechten Spur fuhren Lastwagen, Wohnwagen und Rentner, auf der linken der Rest. Irgendwann würde die Autolobby die Politiker überzeugen, weitere Milliarden für eine dritte Spur lockerzumachen. War «Pyramid Investment Partners» in einen Bestechungsskandal verwickelt gewesen? Weshalb hatte Al-Bader einen unabhängigen Revisor gesucht? War es zu einem Zusammenstoss der Kulturen gekommen? Oder war es einfach simple Gier?
    Als Winter in Zürich in die Untergrundgarage fuhr, war es kurz nach acht. Er benutzte die schwarze Sicherheitskarte, und der Lift brachte ihn in den vierten Stock der Bank. Bevor er Fatima am Flughafen abholte, wollte er mit Frau Obrist sprechen. Die Leiterin der Administration war auch für die Kundengeschenke verantwortlich.
    Die Empfangsdame arrangierte gerade die Blumen auf dem Tresen neu. Die Orchideen hatten wahrscheinlich in ihrem kurzen Leben bereits eine lange Reise hinter sich: Gewachsen in einem Treibhaus in Israel, per Flugzeug nach Amsterdam an die Blumenbörse und dann mit dem Lastwagen über die Autobahnen nach Zürich, um hier während ein paar weniger Tage die Kunden zu erfreuen. Globalisierung.
    «Guten Morgen, Frau Fischer. Wunderschöne Orchideen.»
    «Guten Tag, Herr Winter. Wie wahr. Sie erfüllen den Raum mit so viel Farbe und Leben. Was kann ich heute für Sie tun? Möchten Sie gern einen Kaffee?»
    «Danke, nein. Vielleicht später. Ich wollte fragen, ob Frau Obrist da ist?»
    «Frau Obrist ist in ihrem Büro.»
    Er bedankte sich und ging um den diskret ausgeleuchteten, ovalen Sichtschutz herum ins Reich von Frau Obrist. Sie trug wie immer ein strenges Kostüm und blonde Stoppelhaare, die in alle Richtungen abstanden und auch einem Fussballer gestanden hätten. Sie war daran, ihre Post auszumisten, und drehte sich um, als Winter sich näherte: «Hallo, Winter, lange nicht mehr gesehen.»
    «Morgen. Ich war viel unterwegs.»
    «Wegen dem Helikopterabsturz?»
    «Ja, es ist komplizierter, als ich gedacht habe.»
    «Ich weiss, komm rein.»
    Winter gab ihr die Hand und setzte sich an den runden Tisch.
    «Kaffee?» Sie nickte fragend in Richtung Empfang.
    «Nein danke.»
    «Zu viel Koffein ist sowieso ungesund.» Frau Obrist war bekannt dafür, dass sie rigoros allen Giften der Welt aus dem Weg zu gehen versuchte. Sie war Veganerin und kam mit dem Velo zur Arbeit.
    Winter zwinkerte: «Eigentlich wollte ich dich nur fragen, wie das hier in Zürich mit den Kundengeschenken genau läuft?»
    «Also, das kannst du in der Prozessbeschreibung nachlesen.»
    Sie grinsten beide, denn sie wussten, dass Papier geduldig war.
    «Am besten zeige ich dir das.»
    Sie standen auf und fuhren mit dem Lift ins dritte Untergeschoss. Auf dem Weg erklärte Frau Obrist: «Die Kundenberater oder besser gesagt ihre Assistentinnen bedienen sich selbst, müssen aber angeben, was sie mitgenommen haben. So können wir rechtzeitig für Nachschub sorgen.»
    Die Lifttür öffnete sich, und sie betraten einen kühlen betonierten Keller, an dessen Decke Lüftungs- und Wasserrohre hingen. Winter wusste, dass am Ende des Ganges die Heizung und ein Wassertank untergebracht waren. Frau Obrist öffnete die unverschlossene Tür des Lagers und schaltete das Licht ein. Die Neonröhre flackerte ein paarmal und erleuchtete dann den Raum.
    Auf der linken Seite stand ein hölzernes Weingestell, das bis zur Decke reichte. Davor standen einige ungeöffnete Kisten. Jemand hatte versucht, mit kleinen Täfelchen ein wenig Ordnung zu schaffen. Einige besonders wertvolle Flaschen steckten in

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