Söldner des Geldes (German Edition)
Notstromaggregate, Überdrucksysteme gegen eindringende Gase, Klimakontrolle mit ABC -Luftreinigung, Abschirmung gegen elektromagnetische Wellen. Damit sind wir sicher gegen Erdbeben, Terroristen und Atombomben. Wir sind für den schlimmsten Fall der schlimmen Fälle gerüstet und können monatelang ohne Kontakt zur Aussenwelt funktionieren.»
Winter fragte sich, wer sich im Falle eines Nuklearkrieges noch um Daten kümmerte.
Schütz hob die Hand: «Und was unternehmen Sie gegen Hacker?»
«Ah, sehr gute Frage. Die Daten werden uns nur verschlüsselt übermittelt. Dabei verwenden wir die allerneusten Sicherheitsmethoden. Jeder Kunde hat hier seine eigenen Server, auf die er exklusiv Zugriff hat. Als Banker können Sie sich das wie ein Schliessfach vorstellen. Sie mieten je nach Datenmenge ein kleines oder grösseres Datenschliessfach. Wir händigen Ihnen einen absolut einmaligen, über tausendstelligen Schlüsselcode aus, der ausschliesslich Ihnen den Zugriff erlaubt. Unsere Aufgabe ist es, Ihr Schliessfach, das heisst Ihren Server, zu warten.»
Die Besucher wurden in vier kleine Gruppen aufgeteilt und von Mitarbeitern in weissen Overalls durch die Stollen des Bunkers geführt. Der Mitarbeiter, welcher Winters Gruppe anführte, hiess Martin und war für das Marketing verantwortlich.
Je tiefer sie in den Berg eindrangen, desto beeindruckter waren die Besucher. Generatoren, dicke Kabelstränge, Flachbildschirme, verschlossene Stahltüren.
Nach etlichen weiteren Sicherheitsschleusen, welche ihr Lotse nur mit Retina- und Handscannern öffnen konnte, durften sie durch eine dicke Glasscheibe einen kurzen Blick ins eigentliche Rechenzentrum werfen. Dieses war wenig spektakulär und bestand aus Gestellen mit Servern und Kabeln. Betreten verboten. «Keimfrei», erklärte Martin entschuldigend.
Kurz danach traf man sich wieder in der Kantine.
Ein kleiner Imbiss mit Käse- und Wurstspezialitäten und dem obligaten Weisswein wartete. Torhorst hielt eine kurze Rede und empfahl als Kontrastprogramm einen Abstecher ins kleine Militärmuseum, in welchem das alte Bunkerleben nachgestellt wurde. Dort konnte man auch die beiden verbliebenen Geschütze bewundern.
Dirk setzte sich neben Winter, und dieser meinte: «Diese Führung war eine gute Idee, Dirk. Wirklich interessant. Die Sicherheitsmassnahmen machen einen guten Eindruck. Das ist eine gute Visitenkarte für die Bank.»
Dirk schenkte Winter und sich ein Gläschen Weisswein ein. Staatskellerei.
«Danke.» Sie stiessen an und Winter sagte: «Ich beneide den Kerl, der die Geschäftsidee hatte. Voll im Trend.»
«Ich weiss nicht. Er hat auch gelitten. Wir haben ihn vor etwa acht Jahren das erste Mal als Anbieter evaluiert. Damals war er», Dirk deutete mit einem Röllchen Tête de Moine auf den zirkulierenden Torhorst, «kurz vor der Pleite. Er hat während des Internetbooms angefangen, und als die Blase platzte, überlebte er nur, weil die Secer frisches Kapital einschoss.»
«Die Secer?» Das konnte kein Zufall sein.
«Ja, das ist ein führender Anbieter von Sicherheitstechnologien im Informatikbereich. Hauptsitz im steuergünstigen Zug. Hast du noch nie etwas von denen gehört?»
«Doch, doch.» Heute Morgen.
«Die Secer hat Torhorst im Tausch gegen Aktien durchgefüttert.»
«Und wir?»
«Wir – und übrigens auch der Konzern – haben uns erst später beteiligt, als das langfristige Überleben gesichert war. Hier sind wir schon vollständig integriert.» Dirk lachte. Winter nahm ein längliches Stück Emmentalerkäse von der gemischten Platte und steckte es nachdenklich in den Mund. Hinter Dirk sah Winter, wie Torhorst und Baumgartner in einem angrenzenden Sitzungsraum verschwanden. Nachdenklich fragte er: «Und du bist absolut sicher, dass unseren Daten hier im Berg nichts geschehen kann?»
«Hundert Prozent!»
«Träumer. Ein Restrisiko bleibt immer.»
«Einverstanden. Neunundneunzig Komma neun neun Prozent.»
Dirk und Schütz prosteten sich erneut zu: «Gesundheit!», «Prost!» Mit dem Wein nahm das Geräuschniveau zu und die Qualität der Witze ab.
Nach einer Weile verschob sich der Tross durch die Gänge zurück. An der Eingangsschleuse nahmen sie ihre Wertsachen wieder in Empfang. Einer der Rentner entpuppte sich als Veteran und führte die im Berg gefangenen Besucher durch einen anderen Gang in Richtung des Bunkermuseums.
Fatima diskutierte mit einer chinesischen Geschäftsfrau. Winter hatte keine Lust auf verstaubte Wachssoldaten, Glasvitrinen
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