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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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gesprengt?»
    Winter lockerte den Griff ein wenig. Känzig schnappte nach Luft und hustete: «Ich habe den Helikopter nicht in die Luft gejagt.»
    «Wer dann?»
    «Ich habe es Ihnen doch schon gesagt: Ich weiss es nicht.»
    Vielleicht hatte Känzig recht. Vielleicht log er. Er nahm mit seiner freien Linken sein Mobiltelefon hervor, tippte einhändig die Nummer ein, die er auf dem Chip von Schmitt der Detektei «Schmitt, Berger & Partner» gefunden hatte. Ein anderes Mobiltelefon vibrierte. Känzig rührte sich nicht. Seine Arme hingen nach unten, die Handflächen flach gegen den kalten Fels gepresst. Winter steckte sein Telefon ein und fischte dasjenige von Känzig aus dessen Jackentasche.
    Känzig fragte: «Was soll das? Jetzt bestehlen Sie mich auch noch.»
    Das Mobiltelefon war ein billiges Modell. Wahrscheinlich ein im Warenhaus gekauftes Prepaid. Winter lehnte seinen eigenen Anruf ab. Dann rief er aus dem Nummernspeicher eine Nummer aus Zürich auf und drückte den grünen Knopf. Gemeinsam lauschten sie den sphärischen Tönen beim Verbindungsaufbau. Känzig schwieg, ausnahmsweise.
    Nach einigen Sekunden: «Schmitt von der Detektei ‹Schmitt, Berger & Partner›. Guten Tag. Wie kann ich Ihnen heute helfen?» Winter war nicht in der Stimmung, zu plaudern, und unterbrach die Verbindung.
    «Das ist die zweite Frage.» Er schaute Känzig fragend an.
    Dessen Augen flitzten an Winter vorbei nach links oben. Er war daran, eine Lüge zu erfinden. Känzig schüttelte den Kopf, stotterte: «Das, das ist eine Pr-, Pri-, Privatangelegenheit. Wissen Sie, meine Frau. Ich habe den Verdacht, dass Sie es mit einem anderen treibt, und da habe ich gedacht …» Schlechter Lügner und schlechter Schauspieler. Winter steckte Känzigs Telefon ein. Er brauchte eine freie Hand.
    Das Ohrläppchen ist kein lebenswichtiges, aber ein äusserst sensibles Körperteil. Es ist gut durchblutet, besteht primär aus Gewebe, Haut und Knorpeln, zwischen denen dicke Nervenbahnen verlaufen. Mit Daumen und Zeigfinger faltete Winter Känzigs rechtes Ohrläppchen und drehte es um einhundertachtzig Grad. Die Knorpel übertrugen den Druck auf die Nerven, und diese jagten ein klares Signal in dessen Schmerzzentrum. Känzig stiess einen unterdrückten Schrei aus, dann blieb ihm die Luft weg.
    «Falsche Antwort. Zweiter Versuch.» Er schaute Känzig an ohne das Ohrläppchen loszulassen. Als keine Antwort kam, drehte er das gefaltete Ohrläppchen ein bisschen weiter. Känzig atmete jetzt schwer. Winter bemerkte den Schweiss auf der Stirn.
    Dann stammelte Känzig: «Ich wollte nur sicher sein.»
    «Und?»
    «Der Absturz hat uns alle hart getroffen, da wollte ich alles unternehmen, um das –»
    «Bullshit.» Winter verdrehte das Ohrläppchen weiter: «Soll ich Ihnen das Ohr ganz abreissen?» Winter holte Luft.
    «Halt! Halt! Ich wollte nur wissen, woran Sie sind. Als Verantwortlicher bin ich gern im Bilde. Ich wollte sicher sein, dass Sie auch wirklich die richtigen Schritte unternehmen. Es tut mir leid. Ich hätte es Ihnen sagen sollen.» Känzig bettelte: «Aber können Sie mich jetzt bitte loslassen?»
    «Nein.»
    Winter überlegte sich in Ruhe die nächste Frage, als Känzig fragte: «Wie haben Sie das mit dem Telefon herausgefunden? Das ist mein privater Apparat. Wie kommen Sie dazu, sich in meine Angelegenheiten einzumischen?»
    Winter dachte nicht im Traum daran, die Frage zu beantworten. Känzig war zäher, als er erwartet hatte. Ratte. Die bisher unterdrückte Wut stieg in Winter hoch. Seine Augen verengten sich unmerklich. Er wusste, es war keine klinische Aktion aus dem Handbuch. Er lief Gefahr, seine professionelle Distanz zu verlieren. Zu viele Gefühle. Es war persönlich. Fokus. An sich war es ganz einfach.
    Anne war tot.
    Und Känzig musste reden.
    In psychologischer Kriegsführung hatte Winter Erfahrung. Er nickte, liess Ohrläppchen, Kragen und Kehlkopf los, strich Känzigs Revers glatt: «Okay.» Wie erwartet versuchte Känzig seine neue Freiheit sofort auszunutzen und sich an Winter vorbeizuschieben. Dieser hatte darauf gewartet und rammte Känzig das Knie in die Eier. Ein Grundpfeiler der psychologischen Kriegsführung war das Schüren falscher Erwartungen. Ein anderer die gezielte Kombination mit physischer Gewalt.
    Känzig stöhnte. Winters Vorgesetzter begann langsam der Wand entlang in sich zusammenzusinken. Der Anzug war gänzlich ruiniert. Winter wollte Augenkontakt. Er griff sich Känzigs Haar und zog diesen wieder

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