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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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hoch.
    «Eine einfache Zusatzfrage: Wer ist Max?»
    Känzigs matte Augen sagten Winter, dass der Widerstand am verglühen war. Känzig atmete schwer und schüttelte nur den Kopf. Winter fragte mütterlich aufmunternd: «Max?» Keine Antwort. Winter schüttelte den Haarschopf ein wenig: «Max. Sie wissen schon: ein Lausbube wie in Max und Moritz.»
    Känzig röchelte: «Keine Ahnung. Ich kenne keinen Max. Ganz ehrlich.»
    Das war das erste Mal, dass Winter Känzig glaubte. Max war gut, zu gut, um für die Detektei «Schmitt, Berger & Partner» zu arbeiten. Max war in einer anderen Klasse als der Schnüffler Romero, dessen romantischer Ausflug an den Genfersee ein abruptes Ende genommen hatte. Diskrete Aufträge per Telefon an eine Detektei in Zürich traute er dem Schleimer Känzig zu, aber als Auftraggeber von Max konnte sich ihn Winter nicht recht vorstellen.
    Winter liess die Haare los und tätschelte Känzigs Wange. Dieser hatte gelernt, sich nicht zu bewegen.
    «Dritte Frage: Wo waren Sie am 24. Juli?»
    «Am 24. Juli?» Känzig wollte Zeit gewinnen.
    «Spielen Sie nicht den Dummen.»
    «Stürzte am 24. der Helikopter ab?» Winter hob seine Hand ein wenig. «Schon gut. Schon gut. Am 24. Juli hatte ich einen Lunch in Zürich, Geschäftsessen im ‹Baur au Lac›.»
    «Und am Nachmittag?»
    «Ich weiss nicht.»
    Winter schüttelte unmerklich den Kopf.
    «Ach ja, ich erinnere mich. Ich war bei Hediger, und am Abend haben wir Gäste bewirtet.» Hediger war ein ganz hohes Tier des Finanzkonzerns, drei oder vier Stufen höher als der Sicherheitsverantwortliche Rolf.
    «Und dazwischen?»
    «Da war ich auf der Rückfahrt. Ja, es hatte Stau bei Egerkingen. Ich musste mich beeilen, weil ich meiner Frau versprochen hatte, ihr bei den Vorbereitungen zu helfen. Aber was soll das Ganze?»
    «Haben Sie an der Bahnhofstrasse vorbeigeschaut?» Bahnhofstrasse war die interne Bezeichnung für die Zürcher Filiale der Bank.
    «Ich glaube nicht.»
    Winter gab Känzig mit der offenen Hand eine Ohrfeige auf die Wange und noch eine mit der Rückseite auf die andere Wange. Schliesslich stand in der Bibel, dass du die andere Wange hinhalten sollst. Känzigs Kopf flog hin und her, die Augen weit aufgerissen. Winter verlor langsam die Geduld: «Falsche Antwort. Denken Sie nach.»
    «Ja, das habe ich ganz vergessen. Ich ging schnell vorbei. Musste ein paar Dokumente holen.»
    «… und eine Flasche Laphroaig deponieren.»
    Eine Millisekunde lang flatterten Känzigs Augen. Winter hatte ihn.
    «Das können Sie nicht beweisen.»
    «Sie waren im Lift. Die Zeitstempel Ihres Ausweises beweisen es. Sie betraten das Gebäude an der Bahnhofstrasse um 17   :   27 Uhr und fuhren mit dem Lift direkt ins dritte Untergeschoss. Sie stellten den Laphroaig in den Lagerraum zu den anderen Kundengeschenken. Kurz vorher hatten Sie Anne angerufen und sie beauftragt, den Whisky in Zürich zu holen und Al-Bader zu überreichen.»
    Känzig schüttelte ungläubig den Kopf. Sein Gesicht war zerfallen. Er konnte nicht verstehen, dass er überführt worden war.
    Winters Blick durchbohrte Känzig: «Warum?»
    «Ich war es nicht.» Resignation machte sich breit.
    Ganz sanft sagte Winter: «Die Fingerabdrücke auf dem Flaschenkarton beweisen es.» Das war ein Bluff. Der Flaschenkarton war durch die Explosion vollständig zerstört worden. Verbrannt und als Asche im Höllentobel verstreut. Aber es wirkte.
    «Ja, ja, ich habe Anne den Whisky gegeben.»
    «Warum? Känzig. Sagen Sie mir, warum Sie das getan haben!»
    Winter liess die Haare seines Vorgesetzten los. Dieser schüttelte immer noch mechanisch den Kopf. Winter trat zurück und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand. Die beiden Männer schauten sich im Halbdunkel an. «Warum?»
    Känzig sackte zusammen und hockte sich auf den Boden. Die Sekunden verstrichen, dann sagte Känzig: «Ich war nur der Bote.» Dann machte er eine laue, halbrunde Handbewegung: «Aber der Mörder ist immer noch da draussen.»

7.   August 11:44
    Jetzt war es an Winter, überrascht zu sein: «Wie meinen Sie das?» Er wusste, dass ein erstes Geständnis jeweils ein kurzes Zeitfenster öffnet, in dem der Geständige das Gefühl hat, seine Sicht der Dinge erklären zu dürfen. Er war wie ein Dampfkessel, bei welchem das Ventil geöffnet wurde. Winter hatte den Kessel aufgeheizt, und jetzt wollte Känzig den seit Tagen aufgestauten Druck ablassen. Winter war der Beichtvater, schwieg und nickte gelegentlich.
    «Ich bin kein Mörder.

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