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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Zugriff auf dessen Kalender. Damals habe ich mir natürlich nichts dabei gedacht. Sein Büro ist auf der gleichen Etage. Er hat gesagt: ‹Känzig, gut, dass ich Sie treffe. Sie erweisen mir sicher einen kleinen Gefallen?›» Känzig imitierte Baumgartners Stimme, und Winter wurde sich bewusst, dass der Verbindungsmann praktisch die ganze Zeit geschwiegen hatte.
    «Wir sind zusammen in sein Büro gegangen. Da standen mehrere Kartons mit Flaschen. Alle gleich. Ich nahm an, der Chairman lasse die täglich verteilen. Baumgartner hat mir einen Karton in die Hand gedrückt und gesagt: ‹Vom Chef für Al-Bader. Für das Gipfeltreffen heute Abend in der Schweiz. Der Verwaltungsratspräsident denkt, eine kleine Aufmerksamkeit sei angebracht. Wir wollen unsere besten Kunden doch bei Laune halten, nicht wahr?› Das konnte ich ihm nicht ausschlagen.» Känzig fiel in sich zusammen.
    «Wollen Sie mir sagen, dass die Brandbombe von ganz oben kam?»
    «Ich weiss es nicht. Der Big Boss war nirgends zu sehen.»
    Baumgartner hatte das geschickt eingefädelt: Die erste Verteidigungslinie war die Tarnung als Unfall. Nach dem Absturz gab es keine direkten Zeugen. Alle tot. Die zweite Verteidigungslinie war der offenbar ahnungslose Bote Känzig. Ein Trojanisches Pferd. Der Schleimer hatte die Bombe vertrauensvoll ins Lager an der Bahnhofstrasse gebracht. Die dritte Verteidigungslinie war das Wissen, dass Känzig alles tun würde, um die Sache unter Verschluss zu halten. Känzig war als Karrierist ein gut gewählter Vollzugsgehilfe. Und notfalls konnte Baumgartner vor Gericht Känzigs Geschichte als unglaubwürdiges Lügengebilde darstellen. Niemand konnte ihm etwas beweisen. Aussage gegen Aussage. Die Indizien verknüpften Känzig mit dem explosiven Flaschenkarton. Wenn es je zu einer Gerichtsverhandlung käme.
    «Und dann haben Sie die Flasche in unser Geschenklager an der Bahnhofstrasse gestellt und Anne angerufen?»
    «Ja, zuerst habe ich mir überlegt, das Geschenk persönlich zu überreichen. Dummerweise hatten wir am Abend diese Einladung. Ich hatte meiner Frau versprochen, rechtzeitig nach Hause zu kommen. Sie waren nicht erreichbar. Da habe ich Anne angerufen.» Der Anruf von 17   :   02 Uhr mit unterdrückter Nummer.
    «Sie war in Bern und ich in Zürich. Zuerst schlug ich vor, uns unterwegs auf einer Autobahnraststätte zu treffen. Sie aber wollte den Zug nehmen, wegen den Staus rund um Zürich. Sie schlug mir vor, das Geschenk des Verwaltungsratspräsidenten doch einfach im Geschenklager in Zürich zu deponieren. Sie müsse sowieso am Hauptbahnhof aussteigen und schnell zur Filiale gehen, um die Pralinen zu holen. Da könne sie den Whisky auch gleich mitnehmen. Mir kam das entgegen. Ich musste nicht irgendwo in einer Autobahnraststätte warten und war rechtzeitig zu Hause. Ich habe nichts geahnt. Es tut mir so leid. Ich habe Anne gemocht.»
    Anne hatte unbewusst ihren eigenen Tod organisiert. Effizient wie immer. Das Schicksal war nicht fair. Das Schicksal war grausam. «Ich hatte eine Riesenangst, dass Sie mir auf die Schliche kämen.» Känzig grinste verlegen: «Berechtigte Angst.»
    «Und Max?»
    «Ich habe keine Ahnung, wen Sie meinen. Wer ist das? Was hat er mit der ganzen Sache zu tun?»
    «Er hat mir gedroht und gestern auf mich geschossen.»
    «Mein Gott. Ich hatte immer den Eindruck, dass Baumgartner nicht allein war. Heute Morgen habe ich ihn konfrontiert und ihm gedroht, zur Polizei zu gehen, wenn er sich nicht stelle. Er hat nur gelacht und gesagt, dass er keine Ahnung habe, wovon ich spreche, und mir einen Kuraufenthalt in einem Sanatorium mit Höhenluft empfohlen.»
    «Was macht er eigentlich hier an der Jahreskonferenz?»
    «Er vertritt wie immer den Verwaltungsratspräsidenten.»
    «Kommen Sie. Wir bringen die Geschichte zu Ende.»
    Winter löste sich von der Wand und half seinem Vorgesetzten auf. Känzig klopfte seinen ruinierten Anzug ab. Sie verliessen die Munitionskammer und gingen durch die grellen Sonnenstrahlen, welche durch die Schiessscharte schienen und den Bunker entzweischnitten. Im Tunnel dahinter war es wieder dunkel. Auf dem Rückweg hörten sie in der Stille nur ihre eigenen Schritte hallen.
    Nach ein paar Minuten erreichten sie das Stahltor und traten ins Freie. Sie kniffen in der mittäglichen Sommersonne die Augen zusammen und schauten sich um. Der Bus stand abseits im Schatten der Tannen. Der Fahrer war nicht zu sehen. Sie waren allein.
    Winter schaute auf die Uhr: «Wir warten hier.

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