Söldner des Geldes (German Edition)
Ich war nur der Bote. Ich habe nicht gewusst, dass es eine Bombe war. Ich dachte, es sei ein Geschenk. Ganz ehrlich. Sie müssen mir glauben. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich sofort zur Polizei gegangen. Oder zu Ihnen.» Känzig schaute Winter an und schenkte diesem ein zögerliches Lächeln. «Es tut mir leid. Ich hätte schon viel früher zu Ihnen kommen sollen. Das Ganze ist mir über den Kopf gewachsen.»
«Das kann vorkommen.»
«Nach dem Absturz wollte ich mir ein eigenes Bild verschaffen. Von Tobler hat Druck gemacht. Da habe ich Schmitt beauftragt zu recherchieren. Diskret. Doppelt genäht hält besser. Er hat dann als Erstes einen Helikopter geschickt. Ich hatte schon damals ein ungutes Gefühl.»
«Sie haben schon vorher mit Schmitt gearbeitet?»
«Ja, ja, ein, zwei Mal. Er hat die Scheidung eines Studienfreundes in Zürich begleitet.» Känzig lachte kurz auf. «Zuerst dachte ich an einen Pilotenfehler oder schlechtes Wetter, aber noch in der gleichen Nacht sass mir von Tobler im Nacken. Als Sie tags darauf behaupteten, Al-Bader und Anne seien ermordet worden, und die Polizei informell auch noch bestätigte, dass der Helikopter wahrscheinlich durch eine gezielte Explosion zum Absturz gebracht worden war, bekam ich Angst.»
Er bewegte immer noch leicht den Kopf hin und her, als wolle er die Geschichte abschütteln. Was nicht sein durfte, durfte nicht sein. «Ich wollte da nicht hineingezogen werden. Meine Frau hätte mir das nie verziehen. Und unsere Ehe ist nicht die beste. Wissen Sie, Winter, die Arbeit frisst mich auf.»
Winter verharrte regungslos.
Als Känzig keine Bestätigung erhielt, fuhr er fort: «Aber das interessiert Sie alles nicht. Auf jeden Fall sagte ich mir: Sicher ist sicher. Ich weitete Schmitts Auftrag aus. Er sollte Sie im Auge behalten.»
«Und meinen Computer anzapfen?»
«Das war Schmitts Idee. Er hat mir von den neuen Möglichkeiten erzählt. Es ist heute ganz einfach, E-Mails zu überwachen. Da liess ich mich überreden.»
Winter liess die Ausflüchte im Raum stehen, dachte aber für sich: Känzig ist nie schuld. Stattdessen fragte er: «Was haben Sie ihm erzählt?»
«Etwas von interner Revision und Geldwäscherei.» Känzig schien sich langsam, aber sicher wieder zu fassen. Das Wechselbad der Gefühle ebbte ab. Schreck, Schock, Angst und Erleichterung verflachten.
Winter entschied sich, das Gelaber seines Chefs nicht länger anzuhören, sondern die entscheidende Frage zu stellen: «Wer hat Ihnen die Whiskyflasche gegeben?»
Känzig schnaubte verächtlich.
«Ja, das ist eine komische Geschichte.»
Winter dachte: Der Idiot kann einfach nicht zum Punkt kommen. Aber er liess ihn reden.
«Wie ich schon gesagt habe: Ich war mit Hediger beim Lunch. Zuerst Lunch, dann Meeting. Das vereinfacht es. Wir haben über die Fusion gesprochen. Wissen Sie, Winter, Hediger ist eine wichtige Persönlichkeit, und wir haben besprochen, wie wir eine mögliche Integration reibungslos abwickeln könnten. Der Teufel steckt auch hier in den Details.»
Winter konnte es kaum glauben, wie unverfroren Känzig vorging. Aber es machte absolut Sinn: Känzig beugte vor für den Fall, dass der Finanzkonzern die Privatbank ganz übernahm. Der Schleimer war Hediger prophylaktisch in den Arsch gekrochen. Känzig tat alles, um die Karriereleiter hinaufzuklettern. Er fragte sich, ob von Tobler davon wusste.
Känzig fuhr fort: «Nach dem Essen sind wir zu Hediger ins Büro gefahren und haben die Szenarien noch etwas weiter analysiert. Nach vier Uhr hatte er einen Termin, und ich bin gegangen. Im Korridor lief mir Baumgartner über den Weg.»
«Und?»
«Er gab mir die Flasche.»
«Baumgartner.» Winter liess den Namen nachdenklich im Raum hängen. An ihn hatte er keine Sekunde gedacht.
«Winter. Sie kennen ihn. Er ist hier. Im Bunker. Er arbeitet für das Chairman Office des Konzerns und hat Zugang zum Verwaltungsratspräsidenten. Da konnte ich unmöglich Nein sagen.» Baumgartner war immer dabei gewesen, wenn Winter seinen Kollegen Bericht erstattet hatte. Und heute Morgen hatte er nach dem Meeting mit Känzig gesprochen. Winter erinnerte sich, wie sein Vorgesetzter nach dem offiziellen Teil der Sitzung Baumgartner aus dem engen Sitzungszimmer gewunken hatte.
«Sie haben die Flasche von Baumgartner bekommen?» Winter konnte es immer noch nicht glauben.
«Ja, er ist mir damals im Korridor wie zufällig begegnet.»
«Er wusste, dass Sie Hediger trafen.»
Känzig nickte: «Er hat sicher
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