Söldner des Geldes (German Edition)
sich den Oberschenkel. Ein unterbeschäftigter Anwalt verklagte Stefan auf Schadenersatz und drohte mit der Presse. Die Vorgesetzten legten ihm nahe, freiwillig den Hut zu nehmen. Das Tor öffnete sich automatisch.
«Von Tobler ist auf dem Tennisplatz.»
«Danke, und viel Spass bei der nächsten Tour.» Stefan hatte in seiner Freizeit die meisten Viertausender der Schweiz bestiegen.
Winter fuhr durch das Tor, das sich hinter ihm schloss, und parkierte vor den ehemaligen, zu Garagen umgebauten Stallungen. Davor stand der schwarz glänzende Mercedes S600. Winter dachte an das Schwarz der Felswände unter der Brücke.
Von Toblers Dienstwagen war eine Spezialanfertigung mit kugelsicheren Scheiben und verstärktem Boden. Bei seinem Stellenantritt hatte Winter diese Vorsichtsmassnahme für übertrieben gehalten. Heute konnte er von Tobler gut verstehen. Wenn Kaddour diesen Wagen gefahren hätte, wäre er wahrscheinlich noch am Leben. Winter stieg aus. Die Motorhaube des S600 war noch warm.
Winter ging die Treppe zum Eingangsportal hoch und klingelte. Eine echte Glocke bimmelte. Ein Dienstmädchen mit Tracht öffnete die schwere Tür und wischte sich die Hände an der Schürze ab. Sie schaute Winter fragend an: «Sie wünschen?» Starker lokaler Dialekt.
«Guten Morgen. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich heisse Winter und möchte gern Herrn von Tobler sprechen.» Als das Dienstmädchen zögerte, fügte Winter an: «Es ist dringend.»
«Sind Sie von der Bank?»
«Ja, ich bin für die Sicherheit der Bank verantwortlich.»
«Oh!»
Erst nachdem das Dienstmädchen aus dem Oberland diese Information langsam verarbeitet hatte, öffnete sie die Tür. Sie drehte sich um, und Winter folgte ihr durch die Eingangshalle. Grosse goldgerahmte Spiegel hingen an den Wänden, und Winter erkannte sich für einen Augenblick tausendfach wieder. Im Haus war es schön kühl. Sie gingen an der breiten Treppe und filigranen Louis- XV -Möbeln vorbei zu einer Tür, die in den Garten hinter dem Haus führte. Das Dienstmädchen deutete in Richtung des Tennisplatzes.
«Der Herr Doktor spielt Tennis. Ich muss zurück in die Küche. Wir haben heute ein Fest.» Sie lächelte verlegen. «Einen Maskenball.»
«Ich weiss. Vielen Dank.»
Sie deutete einen Knicks an.
Winter ging durch die symmetrischen Zierbeete mit den Rosen und den knöchelhohen Hecken, über den manikürten Rasen, vorbei an einer grossen weissen Markise, unter der unförmige Gartenmöbel standen. Er umrundete das Putting Green mit drei bunten Fähnchen und erreichte eine hohe Hecke, die den Tennisplatz abschirmte.
Er hörte das Ploppen der Tennisbälle und sah die massige Gestalt des CEO s hin und her rennen. Dieser spielte gegen seine dritte Frau, Mari, die schwedische Wurzeln hatte, sich graziler bewegte und etwa gleich alt war wie von Toblers Tochter Miriam. Winter blieb unter den Bäumen stehen und schaute dem ungleichen Paar einen Moment lang zu. Er wartete, bis im Spiel eine Pause entstand, und trat dann auf den Tennisplatz. Die Schwedin sah ihn zuerst und winkte mit dem Schläger.
Von Tobler drehte sich um: «Ah, Morgen, Winter. Schon so früh auf. Was haben Sie?»
Jedes Mal, wenn Winter die tiefe Stimme hörte, beneidete er von Tobler darum. Die weissen Zähne grinsten ihn aus dem gebräunten Gesicht an. Er war verschwitzt, griff sich auf dem Weg zu Winter ein Handtuch und wischte sich den Schweiss von Gesicht und Nacken. Er streckte Winter die Hand entgegen und sagte das Offensichtliche: «Wir sind gerade am Trainieren.»
«Guten Morgen, Herr von Tobler. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Aber es ist leider wichtig. Kann ich Sie einen Moment unter vier Augen sprechen?»
Von Tobler war alter Schule, und er hatte in seiner Firma niemandem ausser Hodel, dem Chefjuristen, erlaubt, im Umgang mit ihm das informelle Du zu benutzen. Winter war das egal.
Von Tobler sagte zu seiner Frau: «Ich mache einen Moment Pause, Schatz. Bin gleich wieder zurück.» Und zu Winter: «Gehen wir auf die Terrasse.»
Von Toblers Terrasse war schon vor hundertfünfzig Jahren fertiggestellt worden. Laut fragte Winter: «Wie geht es Miriam?»
«Blendend. Sie hat das Studium abgeschlossen. Endlich! Und jetzt ist sie als Modedesignerin selbstständig. In Zürich und London.»
«Schön zu hören.»
«Sie müssen sie einmal besuchen. Ihr Laden in Zürich ist keine Minute von der Bahnhofstrasse entfernt.»
«Das werde ich machen.» Mode war nicht Winters Welt.
Sie kamen an der
Weitere Kostenlose Bücher