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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wirklich ein bisschen traurig, ja.«
    Jetzt erhob sich Alberto Knox. Er nahm die grünschwarze Murmel vom Tisch und steckte sie in seine Brusttasche.
    »Es ist schon nach vier!«, rief Sofie.
    »Und die nächste große Epoche in der Geschichte der Menschheit ist das Barock. Aber das heben wir uns für einen anderen Tag auf, liebe Hilde.«
    »Was hast du da gesagt?«
    Sofie sprang auf.
    »Liebe Hilde , hast du gesagt.«
    »Da habe ich mich ja arg versprochen.«
    »Aber man verspricht sich nie ganz ohne Grund.«
    »Vielleicht hast du Recht. Sicher legt Hildes Vater uns jetzt schon die Worte in den Mund. Ich glaube, er nützt die Situation aus, wenn wir müde sind. Dann können wir uns nicht so leicht wehren.«
    »Du hast gesagt, du bist nicht Hildes Vater. Versprichst du mir, dass das die Wahrheit ist?«
    Alberto nickte.
    »Aber bin ich denn Hilde?«
    »Ich bin jetzt müde, Sofie. Das musst du verstehen. Wir sitzen hier schon seit über zwei Stunden und fast die ganze Zeit habe ich geredet. Musst du nicht nach Hause zum Essen?«
    Sofie hatte fast das Gefühl, er wolle sie vor die Tür setzen. Auf dem Weg zum Ausgang zerbrach sie sich den Kopf darüber, warum er sich versprochen hatte. Alberto kam hinter ihr her.
    Unter einer kleinen Garderobe, an der viele seltsame Kleider hingen, die fast aussahen wie Theaterkostüme, lag Hermes und schlief. Alberto nickte dem Hund zu und sagte:
    »Er kommt dich holen.«
    »Danke für den Unterricht heute«, sagte Sofie.
    Sie hüpfte hoch und umarmte Alberto.
    »Du bist der allertüchtigste und allerliebste Philosophielehrer, den ich je gehabt habe.«
    Dann öffnete sie die Wohnungstür.
    Ehe die Tür ins Schloss fiel, sagte Alberto:
    »Wir sehen uns ja bald wieder, Hilde.«
    Und mit diesen Worten überließ er Sofie sich selber.
    Wieder hatte Alberto sich versprochen, dieser Schuft. Sofie hätte gern wieder angeklopft, aber irgendetwas hielt sie davor zurück.
    Auf der Straße fiel ihr ein, dass sie kein Geld bei sich hatte. Also musste sie den weiten Weg nach Hause laufen. Verflixt! Ihre Mutter würde sicher wütend werden und sich zugleich ängstigen, wenn Sofie um sechs nicht zu Hause war.
    Aber schon nach wenigen Metern entdeckte sie plötzlich auf dem Bürgersteig einen Zehner. Ein Umsteigefahrschein kostete genau zehn Kronen.
    Sofie ging zur Bushaltestelle und wartete auf den nächsten Bus zum Marktplatz. Von dort aus fuhr einer bis fast zu ihr nach Hause.
    Erst auf dem Marktplatz überlegte sie sich, was sie für ein Glück gehabt hatte, den Zehner genau in dem Moment zu finden, wo sie ihn dringend brauchte.
    Hildes Vater konnte ihn doch nie im Leben dorthin gelegt haben? Aber er war zweifellos ein Meister in der Kunst, allerlei Dinge an den absurdesten Stellen zu platzieren.
    Aber wie schaffte er das, wo er doch im Libanon war?
    Und warum hatte Alberto sich versprochen? Nicht nur einmal, sondern gleich doppelt.
    Sofie spürte, wie es ihr kalt den Rücken hinunterlief.

Das Barock
    ... vom gleichen Stoff, aus dem die Träume sind ...
    Einige Tage lang hörte Sofie nichts von Alberto, hielt aber mehrmals pro Tag im Garten nach Hermes Ausschau. Ihrer Mutter hatte sie erzählt, der Hund sei von selber nach Hause gegangen und sein Besitzer, ein alter Physiklehrer, habe sie auf eine Tasse Kaffee eingeladen. Er habe Sofie vom Sonnensystem und der neuen Wissenschaft erzählt, die im 16. Jahrhundert entstanden war.
    Jorunn erzählte sie mehr. Sie berichtete von ihrem Besuch bei Alberto, von der Postkarte im Treppenhaus und vom Zehnkronenschein, den sie auf dem Heimweg gefunden hatte. Den Traum von Hilde und die Sache mit dem Goldkreuz behielt sie allerdings für sich.
    Am Dienstag, dem 29. Mai, stand Sofie in der Küche und trocknete das Geschirr ab, während ihre Mutter im Wohnzimmer die Nachrichten sah. Als die Erkennungsmelodie verklungen war, hörte Sofie in der Küche, dass ein Major des norwegischen UN-Regiments von einer Granate getötet worden war.
    Sofie ließ das Geschirrtuch in den Spülstein fallen und stürzte ins Wohnzimmer. Für wenige Sekunden flimmerte ein Bild des UN-Soldaten über den Bildschirm – dann gingen die Nachrichten weiter.
    »O nein!«, rief Sofie.
    Ihre Mutter drehte sich um.
    »Ja, Krieg ist schrecklich ...«
    Worauf Sofie in Tränen ausbrach.
    »Aber Sofie. So schlimm kann das doch nicht sein.«
    »Haben sie seinen Namen gesagt?«
    »Ja ... aber ich weiß ihn nicht mehr. Er war aus Grimstad.«
    »Ist das nicht dasselbe wie Lillesand?«
    »Nein, jetzt

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