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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Faktor in Lyells Theorie war das Alter der Erde. In weiten Kreisen wurde zu Darwins Zeiten angenommen, dass Gott vor ungefähr sechstausend Jahren die Erde erschaffen habe. Diese Zahl hatte man errechnet, indem man alle Generationen von Adam und Eva bis zur Gegenwart durchgezählt hatte.«
    »Naiv!«
    »Nachher ist man immer klüger. Darwin setzte das Alter der Erde auf 300 Millionen Jahre an. Denn eins stand fest: Weder Lyells Theorie der schrittweisen geologischen Entwicklung noch Darwins eigene Entwicklungstheorie ergaben einen Sinn, wenn man nicht mit ungeheuer langen Zeiträumen rechnete.«
    »Wie alt ist die Erde?«
    »Heute wissen wir, dass die Erde einige Milliarden Jahre alt ist.«
    »Das reicht ja wohl auch ...«
    »Bisher haben wir uns auf eines von Darwins Argumenten für eine biologische Entwicklung konzentriert. Und zwar auf das schichtweise Vorkommen von Fossilien in verschiedenen Gesteinsformationen. Ein anderes Argument war die geographische Verteilung der lebenden Arten. Hier erbrachte Darwins eigene Forschungsreise neues und ungeheuer reiches Material. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, dass die verschiedenen Tierarten einer Region sich durch winzige Details voneinander unterscheiden konnten. Nicht zuletzt auf den Galapagosinseln im Westen von Ecuador machte er einige interessante Beobachtungen.«
    »Erzähl!«
    »Wir sprechen von einer dicht beieinander liegenden Gruppe von vulkanischen Inseln. Große Unterschiede in Flora und Fauna gab es deshalb nicht. Aber gerade die kleinen Unterschiede interessierten Darwin ja schließlich. Auf allen Inseln stieß er auf große Elefantenschildkröten, aber von Insel zu Insel waren sie auch immer ein bisschen anders. Ob Gott wirklich für jede einzelne Insel eine eigene Rasse von Elefantenschildkröten geschaffen hatte?«
    »Wohl kaum.«
    »Noch wichtiger war, was Darwin an der Vogelwelt von Galapagos beobachtete. Von Insel zu Insel variierten die Finkenarten – nicht zuletzt erkennbar an ihrer je eigenen Schnabelform. Darwin konnte beweisen, dass diese Variationen eng damit zusammenhingen, wie sich die Finken auf den verschiedenen Inseln ernährten. Der scharfschnäblige Erdfink lebte von Piniensamen, der kleine Singfink von Insekten, der Hackfink von Insekten, die an Stämmen und auf Zweigen lebten ... Jede einzelne dieser Arten hatte einen Schnabel, der perfekt zu ihrer Nahrungsaufnahme passte. Konnten alle diese Finken von ein und derselben Finkenart abstammen? Hatte sich diese Finkenart dann im Laufe der Jahre ihrer Umwelt auf den verschiedenen Inseln so angepasst, dass am Ende mehrere neue Finkenarten entstanden waren?«
    »Zu der Überzeugung kam er dann wohl?«
    »Ja, wahrscheinlich wurde Darwin erst auf den Galapagosinseln zum ›Darwinisten‹. Ihm fiel auch auf, dass die Fauna auf dieser kleinen Inselgruppe große Ähnlichkeiten mit vielen Arten aufwies, die er in Südamerika gesehen hatte. Hatte Gott wirklich ein für allemal diese Tiere leicht unterschiedlich voneinander geschaffen – oder hatte es eine Entwicklung gegeben? Mehr und mehr kamen ihm Zweifel daran, dass die Arten unveränderlich sein sollten. Aber ihm fehlte noch eine gute Erklärung dafür, wie eine eventuelle Entwicklung oder Anpassung an die Umwelt vor sich gehen konnte. Was er besaß, war ein Argument dafür, dass alle Tiere auf der Welt verwandt waren.«
    »Ja?«
    »Das war die Entwicklung des Embryos bei Säugetieren. Wenn du die Embryonen von Hund, Fledermaus, Kaninchen und Mensch im selben frühen Stadium miteinander vergleichst, dann siehst du fast keinen Unterschied. Erst in einem sehr späten Stadium der Embryo-Entwicklung kannst du Menschen- und Kaninchen-Embryos voneinander unterscheiden. Sollte das kein Zeichen dafür sein, dass wir entfernte Verwandte sind?«
    »Aber er fand noch immer keine Erklärung dafür, wie die Entwicklung zu den unterschiedlichsten Arten verlaufen sein konnte?«
    »Immer wieder machte er sich Gedanken über Lyells Theorie der winzigen Veränderungen, die im Laufe der Zeit große Wirkungen haben konnten. Aber er fand keine Erklärung, die als universelles Prinzip gelten konnte. Er kannte natürlich die Theorie von Lamarck. Lamarck hatte erkannt, dass die verschiedenen Tierarten genau das entwickelt hatten, was sie brauchten. Und er glaubte, die Giraffen hätten zum Beispiel so einen langen Hals, weil sie sich viele Generationen lang nach den Blättern in den Bäumen gereckt hatten. Lamarck meinte also, dass Eigenschaften, die das einzelne

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