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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Bestand sichern. Das war die zweite Theorie, die er in seinem Buch ›Die Entstehung der Arten‹ veröffentlicht hat. Er schrieb: ›Der Elefant vermehrt sich langsamer als alle anderen Tiere und ich habe mir die Mühe gemacht, das wahrscheinliche Minimum seiner natürlichen Vermehrung zu berechnen. Man kann als ziemlich sicher annehmen, dass er nach dreißig Jahren seine Fortpflanzung beginnt und sie bis zum neunzigsten Lebensjahr fortsetzt, dass er während dieser Zeit sechs Junge hervorbringt und bis zum hundertsten Jahre lebt. In diesem Falle würde es nach Verlauf von 740 bis 750 Jahren etwa 19 Millionen Elefanten als Abkömmlinge eines Paares geben.‹«
    »Ganz zu schweigen von den Tausenden von Eiern eines einzigen Kabeljaus.«
    »Weiterhin erklärte Darwin, dass der Kampf ums Überleben zwischen den Arten, die einander am nächsten stehen, oft am härtesten ist. Sie müssen ja um dieselbe Nahrung kämpfen. Und dann sind es die kleinen Unterschiede – also die kleinen positiven Abweichungen vom Durchschnitt –, die den Ausschlag geben. Je härter der Kampf ums Dasein wird, desto schneller verläuft die Entwicklung neuer Arten. Dann überleben nur die Allerbestangepassten, während alle anderen aussterben.«
    »Je weniger Nahrung und je mehr Nachwuchs es gibt, desto schneller läuft also die Entwicklung?«
    »Aber es ist nicht nur von Nahrung die Rede. Es kann ebenso wichtig sein, nicht von anderen Tieren gefressen zu werden. Es kann zum Beispiel von Vorteil sein, eine bestimmte Tarnfarbe zu haben, schnell laufen zu können, feindliche Tiere zu registrieren – oder wenigstens schlecht zu schmecken. Ein Gift, das Raubtiere tötet, ist auch nicht zu verachten. Es ist doch kein Zufall, dass viele Kakteen giftig sind, Sofie. In der Wüste wachsen ja fast nur Kakteen. Und deshalb sind sie pflanzenfressenden Tieren besonders ausgeliefert.«
    »Außerdem haben die meisten Kakteen Stacheln.«
    »Von grundlegender Bedeutung ist natürlich auch die Fortpflanzungsfähigkeit. Darwin studierte sehr ausgiebig, wie sinnreich die Bestäubung der Pflanzen sein kann. Die Pflanzen strahlen ihre schönen Farben aus und senden ihre süßen Düfte, um Insekten herbeizulocken, die bei der Bestäubung helfen. Aus demselben Grunde lassen Vögel ihre schönen Triller hören. Ein gemächlicher oder melancholischer Stier interessiert sich nicht für Kühe und ist deshalb in der Familiengeschichte völlig uninteressant. Schließlich ist es die einzige Aufgabe des Individuums, die Geschlechtsreife zu erreichen und sich fortzupflanzen, damit die Sippe Bestand hat. Es ist wie ein langer Staffellauf. Wer aus irgendeinem Grunde seine Erbanlagen nicht weitergeben kann, wird immer ausgesondert werden. Auf diese Weise veredelt sich die Sippe ständig. Vor allem ist auch die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten so eine Eigenschaft, die in den überlebenden Varianten aufbewahrt wird.«
    »Also wird alles immer besser?«
    »Die ständige Auswahl sorgt dafür, dass die, die einer bestimmten Umwelt – oder einer bestimmten ökologischen Nische – am besten angepasst sind, auf die Dauer in dieser Umwelt überleben. Aber was in einer Umwelt ein Vorteil ist, kann in einer anderen wirkungslos sein. Für einige der Finken auf den Galapagosinseln war ihre Flugfähigkeit sehr wichtig. Aber ein tüchtiger Flieger zu sein, ist weniger wichtig, wenn die Nahrung aus dem Boden gebuddelt werden muss und es keine Raubtiere gibt. Eben weil es in der Natur so viele verschiedene Nischen gibt, haben sich im Laufe der Zeit so viele verschiedene Tierarten entwickelt.«
    »Aber es gibt nur eine Menschenart.«
    »Ja, denn die Menschen haben die phantastische Fähigkeit, sich den unterschiedlichsten Lebensbedingungen anzupassen. Darüber wunderte Darwin sich, als er sah, wie die Indianer auf Feuerland im kalten Klima überleben konnten. Wenn die Menschen am Äquator eine dunklere Haut haben als die Einwohner der nördlichen Länder, dann liegt das daran, dass die dunkle Haut vor dem Sonnenlicht schützt. Weiße Menschen, die sich viel in der Sonne aufhalten, bekommen zum Beispiel viel leichter Hautkrebs.«
    »Ist eine weiße Haut auch ein Vorteil, wenn man in einem nördlichen Land wohnt?«
    »Sicher, sonst hätten die Menschen überall eine dunkle Haut. Aber ein weißer Hauttyp bildet leichter Sonnenvitamine, und das ist wichtig, wenn die Sonne nicht oft scheint. Heute ist das nicht mehr so wichtig, weil wir durch die Nahrung genug Sonnenvitamine aufnehmen

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