Soforthilfe bei Stress und Burn-out
von Mal zu Mal zu:
Er lieà sich mit seiner ganzen Familie, für die er sich sehr verantwortlich fühlte, auf das Abenteuer China ein. Der Konzern hatte weitere Zwänge aufgebaut, weil er vorgab, wie er die Administration von China ausgehend über die zentrale Verwaltung in Budapest abzuwickeln habe. Als
ihm dann noch von einem engen Mitarbeiter das wahre Ausmaà der Aufgaben und Probleme aufgezeigt wurde, überkam ihn das Gefühl der Lawine - eine Kraft und Macht, der er nichts entgegenzusetzen hatte, eine Macht, der er ohnmächtig ausgesetzt war.
Egal, welche Diagnose bei einer solchen Situation vorgenommen wird, eins ist völlig klar: Wir haben es hier mit einem Zustand höchster Bedrohung zu tun. Der somatisch schlimmste Moment wird in der Regel sehr bewusst und wie ein Einschnitt erlebt und beschrieben, hier das Gefühl: »⦠als wenn eine Lawine über mich hereinbrechen würde.«
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Eine 28-jährige Jungmanagerin berichtet: »Ich saà im Auto und wusste nichts mehr. Absolut nichts mehr. Nicht mehr, wohin ich wollte, nicht mehr, wie ich den Gang einlegen sollte, einfach nichts mehr. Danach wurde mir richtig schwarz vor den Augen. Nach einer Zeit bin ich ausgestiegen und zu Fuà weitergegangen, ich sollte doch zu der Verkaufsverhandlung. Irgendwie habe ich das geschafft und bin auch wieder nach Hause gekommen. Aber wie? Keine Ahnung. Und bezüglich des Autos wurde mir dann von der Polizei mitgeteilt, wo ich es gelassen hatte.«
Dieser Endpunkt kommt plötzlich, wie aus heiterem Himmel. Aber auch hier ist der Kumulation der persönlichen Katastrophe eine Geschichte vorausgegangen. Die junge Frau war Verkaufsleiterin einer Immobilienfirma und hatte einen unglaublichen Umsatz in kürzester Zeit erzielt. Jetzt wurde von ihr verlangt, diesen Umsatz zu steigern. Das schätzte sie jedoch als unmöglich ein.
Als dann in der Firma, für die sie sich sehr eingesetzt hatte, die Steuerfahndung aufkreuzte und in ihren Verträgen
einige Sequenzen reklamiert wurden, erhöhte sich der Druck. Von ihrer Persönlichkeit her machte sie bisher jedes Unwohlsein mit sich alleine aus; sie war die immer lachende und glücklich wirkende schöne und erfolgsverwöhnte Karrierefrau. Wie es aber in ihr aussah, bekam niemand mit, auch ihre engsten Freundinnen nicht. Und so hatte sie es nach zweieinhalb Jahren geschafft, sich durch ihren Traumjob an den Rand des gesundheitlichen Ruins zu begeben.
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Was geschieht hier auf neurobiologischer Ebene - wie funktioniert in einer solchen Situation unser Stresssystem?
Die Neurobiologie des Burn-out
Wir haben uns bereits mit dem Anstieg des Stresshormons Cortisol beschäftigt. Wenn ein Mensch über längere Zeit mit einem gestiegenen Cortisolspiegel lebt, verändert sich nicht nur seine ganze Wahrnehmung, auch der ganze Vitalisierungsprozess nimmt stetig ab. Die Regeneration wird geringer, der Körper verharrt in dem für Ausnahmen vorgesehenen Zustand - und der ist von ständiger Anspannung geprägt. Langsam und schleichend kommt es zum neurobiologischen Super-GAU: Dabei schaltet das Gehirn plötzlich selbstständig und ohne Beeinflussungsmöglichkeit auf Ausnahmezustand.
Es ist, wie wenn ein Schalter umgelegt wird: Alles wird anders; die gewohnten Bahnen, die das System Mensch zur Blockade gebracht haben, können nicht mehr genutzt werden. Das Notsystem ist aktiviert. Hier wirken die gleichen
Mechanismen, die auch dann einsetzen, wenn sich jemand einem plötzlich einsetzenden Ereignis mit höchstem Bedrohungscharakter an Leib und Seele ausgesetzt fühlt und er keine Bewältigungsmöglichkeiten, keine Umgangsstrategien für das Ereignis hat oder sieht.
Beim Burn-out ist das neuronal gesteuerte System nicht durch ein einzelnes Ereignis, sondern durch die lang anhaltende Dauerstresssituation derart überlastet, dass es nur einen kleinen Auslöser braucht - der für sich isoliert betrachtet kaum einen Belastungswert darstellt -, um die Blockade auszulösen.
Was passiert dann? Das Cortisol wird im Gehirn in einer solchen Dosis produziert, dass die Verbindungen der Informationsleitungen zwischen Amygdala und Hypocampus blockieren und nicht mehr funktionieren. Die gewohnten Informationswege im Gehirn, die die Informationsleitung gewährleisten, sind entweder teilweise oder auch ganz blockiert. Diesen Moment nennen wir NeuroStressFragmentierung (NSF) : Die Nerven
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