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Soforthilfe bei Stress und Burn-out

Titel: Soforthilfe bei Stress und Burn-out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Kraemer
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Er meldet Schmerzen, Müdigkeit, Hunger genauso wie Lust und Bewegungsdrang. Wenn wir unseren Körper kennen und auf ihn hören, kann eigentlich nur wenig schiefgehen. Es gibt kleine, feine Signale, die von einer Veränderung unseres Pulsationssystems (= Zusammenhang von Atem und Gefäßdynamik des Körpers) herrühren. Jeder Körper drückt auf seine eigene Art Wohlgefühl, Freude, Trauer, Verlust aus. Auch ob uns ein Gegenüber guttut, löst spürbare Empfindungen aus. Diese Empfindungen bilden die Grundlage unseres Verhaltens, sowohl, wie wir sozial bewusst miteinander umgehen, als auch unbewusst nonverbal reagieren.
    Ob uns etwas zu nah oder uns nicht nah genug kommt, zeigt sich an unserem Körper. Es ist unwichtig, ob diese Signale bewusst und damit wissentlich beeinflussbar ablaufen oder nicht - sie sind die Grundlage unserer sozialen Funktionen und damit auch Grundlage unserer Entscheidungen. Wenn wir aufgrund unserer persönlichen Präferenzen sehr leistungs- und ergebnisorientiert sind, nimmt während unserer Aktivitäten die Sensibilität für diese Körpersignale grundsätzlich ab. Je stärker wir auf die Aktion fokussiert sind, desto weniger spüren wir diese Signale. Wenn wir uns auch noch im Wettbewerb wähnen, was in der Leistungsgesellschaft ja gang und gäbe ist, geht es uns schnell einmal wie einem Sportler, der auch größere Schmerzen nicht spürt.
    So kann es vorkommen, dass einer, der Hochleistung erbringt, während seiner Aktivitäten seinen Köper nicht spürt, sich aber durch seine Ergebnisse und Erfolge gut in Form wähnt. Wenn er dann aber zur Ruhe kommt, spürt er seine Körpersignale und deutet diese so, als ob Ruhe für
ihn schädlich sei. Dagegen gibt es dann nur eins: wieder in Aktivitäten auszubrechen. Arbeit findet er bestimmt, und wenn nicht, kann er ja noch ein Projekt zusätzlich angehen. Auf diese Weise ist das innere Warnsystem außer Betrieb gesetzt und die negative Spirale beginnt.
    Diese Mechanismen sind mir inzwischen nur zu gut bekannt. Wenn dann der Schmerz immer stärker wird und sich trotz noch so schöner Arbeit nicht mehr leugnen lässt, kommt das große Erschrecken. Was ist da los? Prompt fielen mir alle meine Sünden ein, genauso wie ich es in der Regel von meinen Klienten beschrieben bekomme - hundert verschiedene Vorhaben kommen auf, endlich einmal etwas zu ändern und für mich zu tun. Und jedes Mal wurden diese Bedürfnisse leichtfertig zugunsten meiner Arbeitsanforderung hintangestellt.
    Wenn man dieses Stadium der Befindlichkeit erreicht hat, verbindet sich damit die bange Frage: Ist es nun zu spät? Sie lässt sich nicht wirklich verdrängen, denn sie taucht immer wieder auf und schiebt sich zwischen alle Versuche der Verharmlosung, die eine weitere psychische Reaktion des persönlichen Verhaltens sind.
    Gleichwohl ist dieser Zeitpunkt ideal zum Einleiten eines konstruktiven Veränderungsprozesses. Denn jetzt verschieben sich die Wertehaltungen, und die natürliche Konfrontation des Körpers birgt eine eigene Konsequenz, deren Logik Leugnungsmechanismen außer Kraft setzt. Das ist auch für Coachs der richtige Augenblick, ihre Coachees mit den Wirkungen ihres mentalen und körperlichen Raubbaus zu konfrontieren. Wie ernst dieser Punkt zu nehmen ist, zeigt das folgende Beispiel:
    Ursula leitete eine Abteilung eines Krankenhauses. Sie führte sehr erfolgreich 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Neben ihrer Arbeit, die sie sehr forderte, begann sie mit regelmäßigem Laufen. Marathon wurde ihre neue Leidenschaft. Sie sagte mir, seither gehe es ihr trotz aller Belastungen besser. Die Schmerzen, die sie vorher oft am Einschlafen hinderten, und die Gedanken, die immer wieder durch ihren Geist kreisten, seien seither nicht mehr störend.
    Aber nach einem Jahr hatte sie immer noch Schmerzen und verstörende Gedanken. Sie versuchte diesen Zustand zu überwinden, indem sie noch mehr lief - bis sie dann im Alter von 38 Jahren auf der Straße tot umfiel. Plötzlicher Herzstillstand, nachdem sie in der Woche davor noch zwei Marathons bestritten hatte.
    Ursulas Beispiel deutet darauf hin, dass es offensichtlich keine gute Lösung ist, einer bestehenden Belastung mit einer weiteren Belastung zu begegnen. Nichts gegen sportliche Betätigung, aber wenn sie dazu beiträgt, die Signale unseres Körpers zu ȟberhören«, ist

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