Soforthilfe bei Stress und Burn-out

Kraemers mit Idealgewicht und sein Wohlbefinden waren sehr attraktiv und haben mich gut motiviert. Ich habe innerhalb von einem halben Jahr 22 Kilo abgenommen. Die Neuroimagination war dabei nur ein Teil meines Programms, hat aber meine mentale Einstellung sehr geprägt und mir meine Ernährungsumstellung und Sportaktivitäten sehr erleichtert. (Empfehlen kann ich zum Thema »Ernährung« übrigens das Buch Fette Irrtümer von Paolo Colombani, der mit neuesten Erkenntnissen eine Reihe von Ernährungsmythen entlarvt.)

Verdeckte Burn-out-Faktoren
    Nachdem bisher die Spitzenerlebnisse der Belastungszeit, also die Punkte am Ende der Burn-out-Spirale im Zentrum der Betrachtung standen, ist es nun wichtig, das Augenmerk auf weitere Burn-out-Faktoren zu lenken. Oft stehen betroffene Menschen in Lebenssituationen, die insgesamt ein sehr hohes Stresspotenzial haben. So hatte ein Klient zum Beispiel große Mühe mit seiner Familie, nachdem sein 15-jähriger Sohn nach einem Diebeszug nachts von der Polizei heimgebracht wurde. Oder eine junge von Burn-out betroffene Frau stellte fest, nachdem sie mithilfe von Coachingtechniken wieder einen klaren Zustand mit klarem Kopf erreicht hatte, dass das heimliche sexuelle Verhältnis mit ihrem »glücklich« verheirateten Chef ein viel höheres Stresspotenzial
enthielt als die vorher im Zentrum der Aufmerksamkeit stehende Arbeitssituation.
    Es zeigt sich in meiner Praxis, dass sehr häufig gewaltige Themen hinter der Fassade der friedfertigen Normalität lauern können. Diese sind oft schambesetzt, und der Burn-out-Zustand bietet eine Chance, mit einem professionellen Helfer auch über diese Aspekte zu sprechen. Meist kommen burn-out-gefährdete Menschen von sich aus nicht auf die Idee, sich auch zu diesen Themen Beratung einzuholen.
    Für Coachs ist es sehr wichtig, sich dieser Problemstellung bewusst zu sein. Genauso wichtig ist es, die Entscheidung, diese Themenstellung im Coaching zu besprechen, dem Klienten selbst zu überlassen. Ich gebe hierzu meist eine kurze theoretische Erklärung ab, in der ich von anderen Kunden spreche und dabei darauf hinweise, dass im Coaching häufig auch andere belastende Lebenssituationen im Blick seien, wie Stress mit Kindern, Partnern, Geld, Außenbeziehungen oder schlimme Ereignisse wie Verkehrs- oder andere Unfälle. Manchmal sei es sinnvoll, diese zu besprechen, weil allein das Darüber-Sprechen oft schon erleichternd wirkt. Vielleicht könne der Klient für sich prüfen, ob dies bei ihm auch der Fall sein könnte … Meine Gegenüber beginnen dann für sich darüber nachzudenken und es haben sich schon oft gute Gespräche daraus ergeben.
    Manchmal muss man gar nicht so weit suchen. Herr Meister, den wir aus einem früheren Fallbeispiel kennen (vgl. Seite 84 ff.), schilderte den Moment, als er in China seine Kraft verlor, »als wenn eine Lawine über mich hereinbrechen würde«. Auf meine Frage, ob er das Gefühl von irgendwoher kenne, kam die prompte Antwort: Ja, genau,
nämlich als er mit der ganzen Familie im Auto während der Heimfahrt nach einem Wintersporturlaub in eine Lawine geraten sei. Voilà! Auf mein Nachfragen erfuhr ich, dass dieses Ereignis nicht einmal sechs Monate vor dem Knock-out durch Burn-out lag. Erst nachdem wir auch dieses Ereignis mit Neuroimagination aufgelöst hatten, verschwanden die Symptome restlos.

Ein Coaching-Ansatz mit Neuroimagination
    Gerade Menschen mit einem hohen Selbstwert und Selbstbewusstsein leben lange und gut ohne Fremdhilfe und sind es eher gewohnt, andere zu unterstützen, als selbst Hilfe für sich in Anspruch zu nehmen. Die Unterstützung eines Coachs ist eher nicht vorgesehen und der Gang zum Therapeuten entspringt einer anderen, unbekannten und nicht ins Werteschema passenden Welt.
    Wenn dann Unterstützung in einem Coaching gesucht wird, obwohl ein Burn-out-Endzustand noch gar nicht erreicht ist, zeugt das von einer sehr hohen Selbstkompetenz. Ein Zeitpunkt, bei dem zwar schon einige Symptome greifen und damit ein gewisser Leidensdruck vorhanden ist, aber die Stress-Fragmentierung noch keine »Leitungen« im Gehirn blockiert, sondern lediglich reduziert, bildet eine sehr gute Ausgangsbasis für ein Erfolg versprechendes Coaching. In diesem Stadium besitzt der erfolgsgewohnte Mensch noch genügend Kraft und auch die nötige Disziplin, mit entsprechend kompetenter Unterstützung