Soforthilfe bei Stress und Burn-out
seine Fähigkeiten, die er vorher für sein Berufsleben zur Anwendung gebracht hat, für die Veränderung seines Lebens einzusetzen.
Ein Coach muss jedoch in der Lage sein, den hohen Ansprüchen bezüglich Schnelligkeit, Analysefähigkeit und wirkungsorientierter Methodik zu entsprechen, um eine Akzeptanz wirklich zu erreichen. Damit wäre die Basis für eine gute Kooperation gegeben, die die Selbstbestimmung des Klienten schnell wiederherstellen lässt.
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Gerald Ludwig, 54 Jahre alt, ist Leiter der Rechtsabteilung eines groÃen Dienstleistungskonzerns. Er ist direkt dem Vorstand unterstellt und arbeitet seit 23 Jahren im Konzern. Der Erhalt seiner Stelle war sein langes Karriereziel, und er ist fachlich wie menschlich in seiner Eigenwahrnehmung am rechten Ort, um seine Fähigkeiten am wirkungsvollsten zur Geltung zu bringen. Der Konzern ist nach einem Verkauf vor sieben Monaten in eine viel gröÃere, ausländisch geführte internationale Struktur integriert worden. Herrn Ludwigs Verantwortungsgebiet ist damit gewachsen und er wurde jetzt persönlich dem Vorstand und bei gewissen Vertragsanpassungen auch dem Aufsichtsrat gegenüber verantwortlich. Die zeitliche Anforderung wurde für Herrn Ludwig zeitweise sehr hoch, sodass er sich ein Zimmer in der Nähe zum Büro organisierte und nur am Wochenende zu seiner Familie fuhr.
Er war voll im Einsatz und in einer sehr aktiven Phase, als ihm von seinem Vorgesetzten zu einem Coaching bei mir geraten wurde. Was war diesem aufgefallen? Der in Stressfunktionen ausgebildete Vorstand nahm eine sehr leichte Gereiztheit wahr und schaute daraufhin etwas genauer hin. In Ludwigs Abteilung war bei einigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eine gewisse Unruhe zu spüren, Konfliktgespräche häuften sich. In einem persönlichen Führungsgespräch - was bei einem guten Verhältnis sehr
ergiebig sein kann -, kam dann die Unzufriedenheit auf den verschiedenen Ebenen zur Sprache. In dem geschickt geführten Gespräch konnte Herr Ludwig nach gezielter Nachfrage über seine Schwierigkeiten mit dem Einschlafen reden - und morgens sei »eine nicht gekannte Lustlosigkeit der Arbeit gegenüber schon zu spüren«.
Das Angebot zum Coaching nahm Herr Ludwig an. Als wir uns bald danach trafen, kam auch heraus, dass er selbst sehr beunruhigt über das war, was er seinem Vorgesetzten gegenüber so nicht sagen wollte: Er litt unter Konzentrationsproblemen, Ineffizienz und Sinnlosigkeitsempfindungen. Am meisten beunruhigten ihn zwei Dinge: einerseits, dass er sich nicht mehr an alles erinnern konnte und er kleine »schwarze Löcher« in der Wahrnehmung hatte, und andererseits, dass er immer öfter mit seinen Mitarbeitern aneckte, etwas, was er von sich bisher nicht kannte.
Gerald Ludwig machte sich in allen Coaching-Sitzungen in einem kurzen, effektiven Protokollstil Notizen von den theoretischen Erklärungen und von seinen persönlichen Erkenntnissen. Und er schrieb sich aus allem eine Handlungskonsequenz auf. Diese ihm eigene Art machte es möglich, dass wir uns nach nur fünf Sitzungen wieder voneinander verabschiedeten.
Schon in der zweiten Sitzung erzielte das Entspannungstraining eine groÃe Wirkung, und Herr Ludwig integrierte dieses geschickt mehrmals täglich in seinen Alltag. Er konnte auch einen Kurzurlaub über vier Tage bei sich zu Hause organisieren. Er nutzte diesen, seiner Frau einen groÃen Wunsch zu erfüllen. Mit der Aktivierung seiner blockierten Hirnregionen konnte er sich auch dem Problem seiner Arbeitsanforderungssteigerung mit der gleichen
Kraft widmen, die ihn vorher fast 30 Jahre im Beruf vorangebracht hatte.
Schon nach vier Wochen stellte sich sein vorher gewohntes Arbeits- und Lebensgefühl wieder ein. Eine Ãberprüfungssitzung nach drei Monaten bestätigte das Ergebnis. Er war mit sich und dem Erreichten sehr zufrieden. Seine Aufgaben grenzte er aus eigener Erkenntnis jetzt besser ab. Seiner Angst, in der neuen Unternehmenssituation nicht mehr gebraucht zu werden, konnte er sich nun bewusst stellen und so einen guten Umgang damit finden. Und seine Neigung, die Mitarbeiter unter Druck zu überfordern, statt zu fordern, hatte er nach eigenem Bekunden auch nachhaltig geändert. Sein Vorgesetzter konnte schlieÃlich bei einer zufälligen Begegnung den positiven Selbsteindruck von Herrn Ludwig mit der entsprechenden Zufriedenheit
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