Sog des Grauens
möchte er mit Ihnen sprechen. Wenn Sie mit ihm gesprochen haben, kann ich Ihnen vielleicht eine Kleinigkeit zu essen besorgen; Sie werden kaum wieder eine Gelegenheit bekommen, bevor wir Mabel ganz los sind.«
Favel empfing Wyatt mit dem gleichen halb lächelnden Gesichtsausdruck. Kaum zu glauben, aber er sah sauber aus, trug ein reines Hemd und hatte Zeit zum Waschen gefunden, obzwar seine Uniformhose vom Schlamm steif war. Er sagte: »Sie haben Ihren Hurrikan nicht übertrieben, Mr. Wyatt. Er war in jeder Beziehung so schlimm, wie Sie ihn vorhergesagt hatten.«
»Er ist es noch«, sagte Wyatt kurz. »Was sollen die Truppen, die Sie ins Negrito-Tal hinauf geschickt haben? Es wird sie erwischen, wenn sie nicht vorsichtig sind.«
Favel winkte ab. »Ein kalkuliertes Risiko. Ich finde, ich bin ständig gezwungen, solche Entscheidungen zu treffen. Lassen Sie uns die Karte ansehen!«
Es war die Karte, in der Wyatt die vermutlich sicheren Gebiete im Negrito-Tal einskizziert hatte. Sie war feucht und mit Schlamm beschmiert, und die Kreidelinien waren ausgelaufen und verwischt. Favel sagte: »Es wurden Melder ausgewählt, die während dieser Unterbrechung des Hurrikans hier Bericht erstatten sollen, und sie sind während der letzten halben Stunde hier angekommen – nicht so viele, wie ich gehofft hatte, aber genug, um mir einen großen Überblick zu verschaffen.« Seine Hand hing über der Karte. »Sie hatten recht, als Sie mir sagten, ich sollte die Leute nicht im Tal lassen – das ganze Tal ist unter Wasser, von der Mündung bis etwa hier.« Er schraffierte das Gebiet schnell mit einem Bleistift ein. »Das sind etwa fünfzehn Kilometer. Der Gran Negrito hat die Uferdämme durchbrochen, und es kommt noch mehr Wasser von den Bergen den Gran Negrito selbst und auch den P'tit Negrito herunter. Die Brücken sind weg, und die Straßen sind unter Wasser.«
»Es sieht schlimm aus«, sagte Wyatt.
»Es ist schlimm«, pflichtete Favel ihm bei. »Diese Straße, die Abkürzung nach St. Michel durch das Negrito-Tal, ist ziemlich frei. Zur Zeit ist sie die einzige befahrbare Straße nach St. Pierre. Weil sie am Hang entlangführt, ist sie flutfrei. Es gibt einige Hindernisse, umgestürzte Bäume und so. Und die drei Brücken sind nicht sicher. Es sind schon Männer dabei, die Straße zu räumen und nach den Brücken zu sehen. Andere Männer graben sich dort gegen die zweite Hälfte des Hurrikans ein. Sobald alles vorbei ist, werden sie herauskommen und diese Brücken endgültig instandsetzen.«
Wyatt nickte. Das klang vernünftig.
»Nun, Mr. Wyatt. Wie lange wird St. Pierre überflutet bleiben?«
Wyatt sah auf die Karte. »Was bedeutet diese Linie, die Sie hier eingezeichnet haben?«
»Das ist die Flutgrenze im Augenblick – soweit wir sie kennen.«
»Das ist etwa die Fünfmeter-Konturlinie – das können wir also ergänzen.« Er nahm den Bleistift und zeichnete eine flotte Kurve ein. »Das umfaßt die halbe Stadt, einen großen Teil von Cap Sarrat, all das niedrige Gelände hier, mit Ihrem Flugplatz, aber östlich von hier ist nicht viel, weil das Gelände hier um diese Landzunge höher liegt. Dieses ganze Gebiet ist unter Wasser als Folge des niedrigen Druckes, aber sobald Mabel weiterzieht, wird sich die Lage sehr schnell normalisieren.«
»Also können wir nach St. Pierre hinein, sobald der Hurrikan vorbei ist.«
»Ja, ohne weiteres.«
»Wie ist es mit den Überschwemmungen im Negrito-Tal – wie lange wird es dauern, bis die sich verlaufen?«
Wyatt zögerte. »Das ist eine andere Sache. Der Fluß ist von der Mündung her aufgestaut worden und wird noch durch das Hochwasser hier in der Santego Bay blockiert. Dazu kommt all das Wasser, das von den Bergen herunterkommt. Und alles muß durch das Flußbett zur See abfließen. Das wird lange dauern, und ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange genau.«
»Das hatte ich mir schon gedacht«, sagte Favel. »Ich hatte eine Woche geschätzt, als mindestes.« Sein Finger zeichnete eine Linie auf die Karte. »Ich habe ein Regiment hier hinauf in Marsch gesetzt, auf der Straße nach St. Michel, mit der Anweisung, sich am Kamm entlang einzugraben. Wenn der Hurrikan vorbei ist, werden sie hinuntergehen und die Menschen über die Berge auf die Straße führen, um sie hier an den Fluten vorbei zurückzutransportieren.« Er blickte auf. »Andere Teile dieses Regiments werden nach St. Michel und an der Küste entlang vorstoßen. Es gibt noch andere Städte auf San Fernandez,
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