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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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außer St. Pierre. Diese Männer jetzt schon zu schicken ist riskant, aber wir sparen zwei Stunden dadurch, und in zwei Stunden lassen sich eine Menge Menschenleben retten, Mr. Wyatt.« Er schüttelte den Kopf. »Es wird uns an Medikamenten, Decken und Kleidung fehlen; es wird uns an allem fehlen, was Menschen zum Leben brauchen.«
    »Die Amerikaner werden zurückkommen«, sagte Wyatt. »Commodore Brooks wird über Funk Hilfe angefordert haben. Ich wette, sie beladen schon jetzt Rettungsflugzeuge in Miami.«
    »Ich hoffe es«, sagte Favel. »Glauben Sie, daß die Flugplätze zu gebrauchen sein werden?«
    »Das ist schwer zu sagen. Ich würde sagen, Ihr eigener Flugplatz dürfte erledigt sein, aber der Militärflugplatz des Stützpunkts ist schlechtwetterfest gebaut, der könnte noch brauchbar sein.«
    »Ich werde das prüfen lassen, sobald der Hurrikan vorbei ist«, sagte Favel. »Ich danke Ihnen, Mr. Wyatt, – Sie haben mir wertvolle Dienste erwiesen. Wie lange Zeit haben wir noch?«
    Wyatt blickte zu dem grauen Himmel hinauf und sah dann auf die Uhr. Er spürte den ersten schwachen Windhauch an seiner Wange entlangstreifen. »Keine ganze Stunde mehr«, sagte er. »Ich würde sagen, in dreiviertel Stunden, dann kommt der Wind wieder. Ich nehme nicht an, daß es diesmal viel Regen gibt.«
    Favel lächelte. »Ein kleiner Trost.«
    Wyatt zog sich ein Stück zurück, und Manning drückte ihm eine offene Dose in die Hand. »Essen Sie, solange Sie können!«
    »Danke.« Wyatt sah sich um. »Ich sehe Ihren Kumpan Fuller nirgendwo.«
    Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über Mannings Gesicht. »Er ist tot«, sagte er leise. »Er wurde bei dem letzten Angriff verwundet und starb während des Hurrikans.«
    Wyatt wußte nichts zu sagen. Zu sagen, daß es ihm leid täte, wäre zu wenig gewesen, daher sagte er gar nichts.
    Manning sagte: »Er war ein guter Kerl – nicht allzu schlau, aber man konnte sich auf ihn verlassen, wenn man in Not kam. Man kann vielleicht sagen, ich habe ihn umgebracht – ich habe ihn hier hineingezogen.«
    Es ging Wyatt auf, daß auch andere ihre Schuldgefühle hatten. Er fühlte sich deswegen nicht besser, aber es gab ihm ein besseres Verständnis. Er sagte: »Wie ist das alles gekommen?«
    »Wir waren im Kongo«, sagte Manning. »Wir arbeiteten für Tschombe – Söldner, wissen Sie. Die Sache dort ging zu Ende, als ich dies hier übernahm, und ich fragte Fuller, ob er nicht Lust hätte mitzukommen. Der Sold war so verdammt hoch, daß er sofort ja sagte. Nicht, daß ihm das Geld jetzt viel nützen würde.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber das ist bei dem Geschäft mit drin.«
    »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Hier ist nicht mehr viel zu tun«, sagte Manning. »Julio bat mich zu bleiben, aber ich glaube nicht, daß er wirklich möchte, daß ein Weißer eine große Rolle bei dem spielt, was jetzt kommt. Ich habe gehört, daß es im Yemen Arbeit gibt, bei den Royalisten – vielleicht gehe ich dorthin.«
    Wyatt sah diesen großen Mann an, der von Arbeit sprach, wenn er Kämpfen meinte. Er sagte: »Können Sie denn um Himmels willen nicht auf eine leichtere Art Ihren Lebensunterhalt verdienen?«
    Manning sagte leise: »Ich glaube nicht, daß Sie mich richtig verstanden haben. Sicher werde ich bezahlt fürs Kämpfen – das werden die meisten Soldaten –, aber ich wähle die Seite, für die ich kämpfe. Meinen Sie, ich hätte für Serrurier gekämpft?«
    Wyatt suchte verlegen nach einer Entschuldigung und war froh über die Unterbrechung, als Dawson herüberkam und aufgeregt rief: »He, Dave, ich glaube, das wird Sie interessieren. Da ist eben einer von den Leuten aus dem Negrito-Tal heruntergekommen. Der sagt, da sei eine Amerikanerin dort oben. Wenigstens habe ich ihn so verstanden; diese Sprache ist fürchterlich.«
    Wyatt flog herum. »Wo ist der Mann?«
    »Der Bursche dort drüben – der eben mit Favel gesprochen hat.«
    Wyatt ging hinüber und packte den Mann am Arm. »Haben Sie eine Amerikanerin am Negrito gesehen?« fragte er im Inseldialekt.
    Der Mann wandte ihm sein erschöpftes Gesicht zu und schüttelte seinen Kopf. »Ich habe von ihr gehört. Gesehen habe ich sie nicht.«
    »Wo war das?«
    »Hinter der Straße nach St. Michel – unten im Tal.«
    Wyatt zerrte erregt an ihm. »Können Sie es mir auf der Karte zeigen?«
    Der Soldat nickte müde und ließ sich führen. Er beugte sich über die Karte und legte seinen Finger darauf. »Hier.«
    Wyatt sah verständnislos auf die

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