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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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seinem Gesicht.
    »Lassen Sie uns sehen, daß wir hier wegkommen«, sagte Rawsthorne mit einem Blick auf die sie umgebenden Soldaten. »Wo ist der Wagen?«
    »Dort drüben«, sagte Wyatt. »Ich werde Sie nach Hause fahren – dann muß ich zum Imperiale.«
    In der Ferne, von den Bergen, war ein leises Grollen zu hören. Rawsthorne legte den Kopf schief. »Donner«, sagte er. »Ist Ihr Hurrikan schon hier?«
    Wyatt sah zum Mond, der am wolkenlosen Himmel hing. »Das ist kein Donner«, sagte er. »Ich möchte wissen, ob Serrurier Favel gefunden hat – oder umgekehrt.« Er sah Rawsthorne an. »Das ist Kanonendonner.«

3
    Es war schon recht spät, als Wyatt seinen Wagen an dem Abend vor dem Imperiale stoppte. Er hatte es nicht leicht gehabt; die Straßenbeleuchtung war ausgefallen oder war absichtlich ausgeschaltet worden (er dachte, daß sich vielleicht das Personal des Kraftwerkes aus dem Staube gemacht hatte), und er war dreimal von der mißtrauischen Polizei angehalten worden, da sein Wagen einer der wenigen war, die in der stillen Stadt unterwegs waren. Ab und zu hörte man das Knattern von Gewehrfeuer, manchmal waren es einzelne Schüsse, manchmal kleinere Feuerüberfälle, die in den Straßen widerhallten. Polizei und Soldaten waren nervös und schossen auf alles, was sich bewegte. Und über allem lag das Donnergrollen des Artilleriefeuers in den Bergen, das jetzt in der schweren Nachtluft sehr deutlich zu hören war.
    Seine Gedanken waren durcheinander, als er ausstieg. Er wußte nicht, sollte er froh oder traurig sein, wenn er Julie im Imperiale finden würde. Wenn sie sich in den Stützpunkt auf Cap Sarrat begeben hatte, war ihm die Entscheidung abgenommen, aber wenn sie noch im Hotel war, mußte er die schwierige Wahl treffen. Cap Sarrat war seiner Meinung nach nicht sicher, aber es war auch nicht sicher, in einen Bürgerkrieg verwickelt zu werden und zwischen zwei schießende Armeen zu geraten. Konnte er guten Gewissens, aufgrund einer unbeweisbaren Vermutung, jemand – besonders Julie – davon abraten, nach Cap Sarrat zu gehen?
    Er sah nach dem verdunkelten Hotel und schüttelte die Gedanken ab – er würde bald sehen, was er tun müßte. Er wollte gerade den Wagen abschließen, als ihm ein Gedanke kam. Er öffnete die Motorhaube und nahm den Verteilerfinger heraus. Wenigstens würde der Wagen dasein, wenn er ihn brauchte.
    Die Halle des Imperiale lag im Dunkel, aber von der amerikanischen Bar kam ein schwacher Lichtschein. Er ging hinüber und erschrak, als ein Stuhl hinter ihm angestoßen wurde. Er flog herum und rief: »Wer ist da?« Er hörte ein kratzendes Geräusch und sah einen Schatten am Fenster vorbeihuschen; dann knallte eine Tür, und es war still.
    Er wartete einige Sekunden und ging dann weiter. Eine Stimme rief aus der Bar: »Wer ist das da draußen?«
    »Wyatt.«
    Julie flog ihm in die Arme, als er die Bar betrat. »Oh, Dave, ich bin so froh, daß du hier bist. Hast du ein Fahrzeug vom Stützpunkt mitgebracht?«
    »Ich habe meinen Wagen«, sagte er. »Aber ich komme nicht direkt vom Stützpunkt. Jemand sollte euch abholen, das weiß ich.«
    »Sie kamen auch«, sagte sie, »aber ich war nicht hier – keiner von uns war hier.«
    Er merkte, daß er mitten in einer Gruppe stand. Dawson war hier, und Papegaikos vom Maraca Club und eine Frau im mittleren Alter, die er nicht kannte. Hinter ihnen riß der Bartender die Registrierkasse auf.
    »Ich war hier«, sagte die Frau. »Ich schlief oben in meinem Zimmer, und niemand kam, mich zu wecken.« Sie sprach in einem aggressiven, aufgebrachten Ton.
    »Ich glaube, du kennst Mrs. Warmington noch nicht«, sagte Julie.
    Wyatt nickte ihr zu und sagte: »So hat man euch also sitzenlassen.«
    »Nicht direkt«, sagte Julie. »Als Mr. Dawson und ich zurückkamen und niemand antrafen, saßen wir eine Weile und überlegten, was wir tun sollten, da klingelte das Telefon im Büro des Geschäftsführers. Es war jemand vom Stützpunkt; er sagte, er würde uns einen Lastwagen schicken – dann riß die Verbindung mitten im Satz ab.«
    »Serruriers Leute haben vielleicht die Leitungen zum Stützpunkt unterbrochen«, sagte Wyatt. »Es ist nicht ganz geheuer draußen – sie sind fürchterlich nervös. Wann war das denn?«
    »Vor beinahe zwei Stunden.«
    Wyatt gefiel diese Geschichte nicht, aber er hielt seine Meinung zurück – es hatte keinen Sinn, sie zu ängstigen. Er lächelte Papegaikos zu. »Hallo, Eumenides, ich wußte nicht, daß Sie das Imperiale

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