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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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unverschämten jungen Burschen eben eingeschüchtert habe.«
    Der unverschämte junge Bursche kam zurück. »In Ordnung; Sie können M. Hippolyte sprechen.« Er gab den Soldaten einen kurzen Wink. »Durchsucht sie!«
    Wyatt fand sich von unzarten schwarzen Händen betastet. Er unterwarf sich der unwürdigen Behandlung und wurde dann grob durch die Tür gestoßen. Rawsthorne hinter ihm. »Ich werde das Hippolyte heimzahlen«, knirschte Rawsthorne. »Ich werde ihm Protokoll geben.« Er sah zu Wyatt auf. »Er spricht Englisch, so daß ich meine Beleidigungen an den Mann bringen kann.«
    »Lassen Sie das!« sagte Wyatt knapp. »Uns kommt es darauf an, mit Serrurier zu sprechen.«
    Hippolytes Büro war groß, mit hoher Decke und reicher Stuckverzierung. Hippolyte selbst erhob sich hinter einem schönen Schreibtisch aus dem achtzehnten Jahrhundert und kam ihnen mit ausgestreckten Händen entgegen.
    »Ah, Mr. Rawsthorne; was bringt Sie um diese Zeit hierher?« Er sprach reines Oxford-Englisch.
    Rawsthorne schluckte die Beleidigungen hinunter, die er so gern losgeworden wäre, und sagte steif: »Ich möchte Präsident Serrurier sprechen.«
    Hippolytes Gesicht wurde lang. »Das ist leider unmöglich. Sie müssen wissen, Mr. Rawsthorne, daß Sie zu einer äußerst ungünstigen Zeit kommen.«
    Rawsthorne richtete sich auf, soweit es sein kleiner Wuchs zuließ, und Wyatt konnte fast sehen, wie er sich mit britischer Würde umgab. »Ich bin gekommen, um eine Botschaft von der Regierung Ihrer Britischen Majestät zu überbringen«, sagte er pompös. »Die Botschaft ist Präsident Serrurier persönlich zu überbringen. Ich nehme an, er wird recht ärgerlich sein, wenn er sie nicht bekommt.«
    Hippolytes Gesichtsausdruck wurde unfreundlicher. »Präsident Serrurier ist … bei einer Konferenz. Er darf nicht gestört werden.«
    »Soll ich meiner Regierung melden, daß Präsident Serrurier ihre Botschaft nicht zu erhalten wünscht?«
    Hippolyte schwitzte leicht. »Ich möchte nicht so weit gehen, so etwas zu sagen, Mr. Rawsthorne.«
    »Ich auch nicht«, sagte Rawsthorne mit einem freundlichen Lächeln. »Aber ich würde sagen, daß der Präsident die Möglichkeit haben sollte, sich selbst in dieser Sache zu entscheiden. Ich glaube nicht, daß es ihm gefällt, wenn andere Leute in seinem Namen handeln – ganz und gar nicht. Warum fragen Sie ihn nicht, ob er mich empfangen will?«
    »Vielleicht ist das das beste«, gab Hippolyte unwillig zu. »Könnten Sie mir wenigstens sagen … äh … womit Ihre Nachricht zu tun hat?«
    »Das kann ich nicht«, sagte Rawsthorne streng. »Es ist eine Staatssache.«
    »Na gut«, sagte Hippolyte. »Ich werde den Präsidenten fragen. Wenn Sie hier warten wollen …« Er sprach den Satz nicht zu Ende und verschwand aus dem Raum.
    Wyatt sah Rawsthorne an. »Sie tragen es etwas sehr dick auf, nicht?«
    Rawsthorne zog die Brauen zusammen. »Wenn das zu Hause in Whitehall bekannt wird, bin ich meinen Posten los – aber es ist die einzig mögliche Art, mit Hippolyte umzugehen. Dieser Kerl ist eine große Memme – Sie haben es ja gesehen. Er hat Angst, Serrurier zu stören, und er hat noch mehr Angst davor, was geschehen könnte, wenn er es nicht tut. Das ist das Schlechte an der Tyrannei einer Ein-Mann-Regierung; der Diktator umgibt sich mit Waschlappen wie Hippolyte.«
    »Glauben Sie, er wird uns empfangen?«
    »Ich glaube schon«, sagte Rawsthorne. »Ich glaube, ich habe ihn neugierig gemacht.«
    Hippolyte kam nach fünfzehn Minuten zurück. »Der Präsident wird Sie empfangen. Bitte kommen Sie mit!«
    Sie folgten ihm durch einen reichverzierten Korridor. Sie schienen eine halbe Meile gelaufen zu sein, bevor er vor einer Tür anhielt. »Der Präsident ist natürlich … beunruhigt über die derzeitige kritische Situation«, sagte er. »Bitte nehmen Sie es nicht übel, wenn er … äh … ein wenig … na, schlecht gelaunt ist, wollen wir sagen.«
    Rawsthorne schätzte, daß Hippolyte Serruriers schlechte Laune zu spüren bekommen hatte, und er entschloß sich, etwas Salz in die Wunde zu streuen. »Er wird noch schlechter gelaunt sein, wenn ich ihm erzähle, wie wir bei unserer Ankunft hier behandelt wurden«, sagte er sofort. »Es ist unerhört, daß man einen offiziellen Vertreter einer ausländischen Macht durchsucht wie einen gemeinen Verbrecher.«
    Hippolytes schweißglänzendes Gesicht nahm ein schmutziges Grau an, und er begann etwas zu sagen, aber Rawsthorne kümmerte sich nicht um ihn,

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