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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Fischen.«
    »Sie werden nie wieder mit ihm fischen«, sagte Wyatt brutal. »Vielleicht werden Sie überhaupt nie wieder fischen, wenn wir hier nicht rauskommen.«
    Dawson brach in wehleidigen Zorn aus. »Herrgott, was tut eigentlich die amerikanische Regierung? Wir haben einen Stützpunkt hier – warum ist diese Insel nicht schon längst gesäubert worden?«
    »Sie machen mich krank«, sagte Wyatt. »Sie sehen nicht, was direkt unter Ihrer Nase vorgeht, und wenn Sie in die Nase gebissen werden, schreien Sie um Hilfe. Die Politik der amerikanischen Regierung für diese Insel heißt ›Hände weg!‹. Und das berechtigterweise. Wenn sie sich hier einmischte wie damals in der Dominikanischen Republik, würde sie ihre diplomatischen Beziehungen mit dem Rest der Hemisphäre völlig zerrütten, und die Russen würden sich schieflachen. Es ist auch sowieso das beste so. Man kann einem Volk die Freiheit nicht auf einem Tablett servieren – es muß sie sich nehmen. Favel weiß das – er ist in diesem Augenblick damit beschäftigt, sich die Freiheit zu nehmen.« Er sah Dawson an, der zusammengekauert auf dem Bett saß. »Sie wollten den Wagen stehlen, nicht war? Es gab keinen Polizisten, der ihn wegfahren wollte. Sie wollten es.«
    Dawson nickte. »Ich ging nach oben und hörte Sie mit Causton über den Hurrikan sprechen. Ich bekam es mit der Angst und wollte mich lieber davonmachen.«
    »Und Sie wollten uns andere sitzenlassen?«
    Dawson nickte zerknirscht.
    Wyatt streckte seine Beine aus. »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Ich verstehe das einfach nicht. Sie sind Dawson – Big Jim Dawson – der Mann, der angeblich besser schießt, besser schlägt, besser fliegt als irgendein anderer Mann auf der Welt. Was ist Ihnen geschehen?«
    Dawson legte sich auf dem Bett hin und drehte sich der Wand zu. »Scheren Sie sich zum Teufel!« sagte er mit halb erstickter Stimme.
    ***
    Die Polizisten kamen um vier Uhr morgens, holten sie aus der Zelle und führten sie durch einen Korridor. Das Büro, in das sie gebracht wurden, war nackt und trostlos, ein typisches Beispiel für alle solche Büros überall in der Welt. Der Polizist hinter dem Schreibtisch war auch typisch; seinen kalten, unpersönlichen und unverwandten starren Blick konnte man in jedem beliebigen Polizeibüro in New York, London oder Tokio wiederfinden, und die Tatsache, daß seine Haut kaffeebraun war, änderte daran nichts.
    Er sah sie ausdruckslos an und sagte dann: »Dummkopf, ich wollte sie einzeln. Bringen Sie diesen zurück!« Er zeigte mit seinem Federhalter auf Wyatt, der unverzüglich wieder in den Korridor hinausgeschoben und zur Zelle zurückgeführt wurde.
    Er lehnte sich an die Wand, als der Schlüssel im Schloß umgedreht wurde, und überlegte, was sie wohl mit ihm machen würden – vielleicht würde er Descaix Gesellschaft leisten, einem unerwarteten Schlafgenossen. Er hatte für längere Zeit die Kanonen nicht mehr gehört und hoffte, daß Favel noch nicht geschlagen war, denn Favel war seine einzige Hoffnung. Wenn Favel St. Pierre nicht einnimmt, dachte er, werde ich entweder erschossen oder in der Zelle ertränkt, wenn das Wasser der Santego Bay St. Pierre verschlingt.
    Er setzte sich auf den Hocker und überlegte. Der Polizist, der sie verhaftete, hatte ein lebhaftes Interesse an Manning und Fuller gezeigt, den zwei Engländern von der Nordküste, und es verwunderte ihn, daß man sich mitten in einem Bürgerkrieg diese Mühe machte. Dann erinnerte er sich an Caustons Frage wegen der Waffenlieferungen und überlegte, ob Manning und Fuller wohl im Campo de las Perlas wohnten, dem Gebiet, in dem nach Caustons Meinung die Waffen gelandet wurden. Wenn sie damit etwas zu tun hatten, war es kein Wunder, wenn sich Serruriers Polizei für ihr Treiben interessierte – und für das Treiben aller anderen Engländer auf San Fernandez. Dann streckte er sich auf dem Bett aus und schlief ein, denn er war sehr müde und hatte die ganze Nacht auf dem Hocker gesessen. Als er geweckt wurde, dämmerte der Morgen schon durch das hohe Fenster. Wieder wurde er zu dem kahlen Büro am Ende des Korridors geführt und unfreundlich durch die Tür gestoßen. Von Dawson war nichts zu sehen, und der Polizist hinter dem Schreibtisch lächelte. »Kommen Sie herein, Mr. Wyatt! Setzen Sie sich!«
    Es war keine Einladung, sondern ein Befehl. Wyatt setzte sich auf den harten Stuhl und schlug die Beine übereinander. Der Polizist sagte auf englisch: »Ich bin Sous-Inspecteur

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