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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Roseau, Mr. Wyatt. Was halten Sie von meinem Englisch? Ich habe es auf Jamaika gelernt.«
    »Es ist sehr gut«, bestätigte ihm Wyatt.
    »Das freut mich«, sagte Roseau. »Dann wird es keine Mißverständnisse geben. Wann haben Sie Manning zum letztenmal gesehen?«
    »Ich habe Manning noch nie gesehen.«
    »Wann haben Sie Fuller das letztenmal gesehen?«
    »Ich habe auch ihn nie gesehen.«
    »Aber Sie wußten, wo sie wohnten, das haben Sie zugegeben.«
    »Ich habe überhaupt nichts zugegeben«, sagte Wyatt ruhig. »Ich habe Ihrem Untergebenen gesagt, daß ich gehört hätte, sie wohnten an der Nordküste. Ich sagte ihm ebenfalls, daß ich keinen von den beiden jemals gesehen habe.«
    Roseau sah auf einem Blatt Papier vor ihm nach. Ohne aufzusehen, fragte er: »Wann traten Sie in den amerikanischen Geheimdienst ein?«
    »Also, verdammt noch mal!« sagte Wyatt. »Das ist doch alles Unsinn.«
    Roseaus Kopf kam mit einem Ruck hoch. »Dann gehören Sie also zum britischen Geheimdienst? Sie sind ein britischer Spion?«
    »Sie sind nicht bei Trost«, sagte Wyatt angewidert. »Ich bin Wissenschaftler – ein Meteorologe. Und ich will Ihnen hier auf der Stelle etwas sagen – wenn Sie nicht innerhalb von zwei Tagen die Leute aus dieser Stadt wegschaffen, gibt es das größte Unglück, das Sie je erlebt haben. Es ist ein Hurrikan im Anzug.«
    Roseau lächelte geduldig. »Ja, Mr. Wyatt, wir wissen, daß das Ihre Tarnung ist. Wir wissen auch, daß die Engländer und die Amerikaner Hand in Hand mit Favel arbeiten, um die rechtmäßige Regierung dieses Landes zu stürzen.«
    »Das reicht«, sagte Wyatt. »Ich habe genug.« Er schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Ich will mit dem britischen Konsul sprechen.«
    »Sie möchten mit Rawsthorne sprechen?« fragte Roseau mit einem boshaften Lächeln. »Er wollte mit Ihnen sprechen – er war hier und versuchte, Sie herauszuholen, zusammen mit einem anderen Engländer. Es ist jammerschade, daß wir Rawsthorne wegen seiner offiziellen Stellung nicht verhaften können – wir wissen, daß er Ihr Anführer ist –, aber meine Regierung richtet eine geharnischte Beschwerde über sein Verhalten an London. Er ist persona non grata.« Roseaus Lächeln wurde breiter. »Sie sehen, Mr. Wyatt, ich kann auch Latein. Nicht schlecht für einen dummen Nigger.«
    »Dumm ist genau das richtige Wort«, sagte Wyatt bissig. Roseau seufzte, wie ein Lehrer seufzt, wenn er sich der Uneinsichtigkeit eines besonders verstockten Schülers gegenübersieht. »Das ist nicht der Augenblick, mich zu beleidigen, Mr. Wyatt. Wissen Sie, Ihr Begleiter – Ihr Komplice –, der amerikanische Agent, Dawson, hat gestanden. Diese Amerikaner sind gar nicht wirklich so hart, wissen Sie.«
    »Was hatte er schon zu gestehen?« fragte Wyatt. »Er ist so unschuldig wie ich.« Er bewegte seine Hand und fühlte etwas Feuchtes an der Handfläche. Als er seine Hand umdrehte, sah er Blut daran, und an der Schreibtischkante waren auch einige Tropfen verspritzt. Er hob seinen Blick und sah Roseau voll Haß an.
    »Ja, Wyatt; er hat gestanden«, sagte Roseau. Er zog ein leeres Blatt Papier aus einer Schublade und legte es gerade vor sich hin. »Nun«, sagte er mit gezücktem Federhalter. »Wir wollen noch einmal anfangen. Wann haben Sie Manning das letztemal gesehen?«
    »Ich habe Manning nie gesehen.«
    »Wann haben Sie Fuller das letztemal gesehen?«
    »Ich habe Fuller nie gesehen«, sagte Wyatt monoton.
    Roseau legte vorsichtig den Federhalter hin. Er sagte leise: »Sollen wir sehen, ob Sie standhafter sind als Dawson? Oder vielleicht sind Sie weniger standhaft – es wäre bequemer für Sie und für mich.«
    Wyatt wußte wohl, daß zwei Polizisten hinter ihm bei der Tür standen. Sie hatten kein Geräusch gemacht, aber er wußte, daß sie dort standen. Er wußte es, seit Dawsons Blut seine Hand befleckt hatte. Er beschloß, Roseau ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen. »Roseau, Serrurier bricht Ihnen das Genick für dies hier.«
    Roseau zwinkerte, sagte aber nichts.
    »Weiß er, daß ich hier bin? Er wird sehr ungemütlich, wenn ihn jemand verärgert – aber wer wüßte das wohl besser als Sie. Als ich gestern bei ihm war, verpaßte er Hippolyte eine Abreibung – Hippolyte flatterte vor Angst.«
    »Sie waren gestern bei unserem Präsidenten?« Roseaus Stimme war vielleicht nicht mehr so fest wie vorher.
    Wyatt versuchte so zu tun, als käme er fast jeden Tag zu einem Nachmittagsdrink zu Serrurier. »Natürlich.« Er

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