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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Julie war kräftig genug, aber sie war an die große Hitze nicht gewöhnt, und die Sonne machte sie schwindelig. Also war es Eumenides, der den größten Teil der Sachen nach oben trug, willig und ohne zu klagen. Er erlaubte sich lediglich einen verächtlichen Seitenblick auf Mrs. Warmington, jedesmal wenn er eine Traglast oben absetzte.
    Endlich war alles oben, und sie ruhten sich eine Weile auf dem Gipfel aus. Auf der Seeseite sahen sie die Küstenstraße, auf der es immer noch von Flüchtlingen wimmelte, die von St. Pierre wegstrebten. Die Stadt selbst war hinter der Landzunge verborgen, aber sie hörten in der Ferne den Kanonendonner und sahen eine wachsende Rauchwolke am westlichen Himmel.
    Auf der anderen Seite fiel der Berg in ein kleines grünes Tal ab, das in dichten Reihen mit Bananenstauden bepflanzt war. Etwa zwei Kilometer entfernt standen ein langes, niedriges Gebäude und mehrere darum herum verstreute kleinere Hütten. Rawsthorne betrachtete zufrieden die Bananenplantage. »Wenigstens werden wir genug Schatten haben. Und der Boden ist bearbeitet und erleichtert das Graben. Und eine umgewehte Bananenstaude wird einen nicht erschlagen.«
    »Ich habe schon immer gern Bananen gegessen«, sagte Mrs. Warmington.
    »Ich würde keine von denen essen, die Sie dort unten finden; sie sind grün, von denen würden Sie schönes Bauchgrimmen bekommen.« Rawsthorne dachte einen Augenblick nach. »Ich bin kein Hurrikanexperte wie Wyatt, aber ich weiß eines. Wenn ein Hurrikan aus dem Süden kommt, wird der Wind zuerst von Osten kommen – also müssen wir Schutz von dieser Seite haben. Später wird der Wind von Westen kommen, und das macht die Sache kompliziert.«
    Eumenides zeigte. »Da unten – kleine Loch.«
    »Richtig«, sagte Rawsthorne. Er stand auf und ergriff einen der Spaten. »Ich dachte mir, diese würden vielleicht nützlich sein, als ich sie in den Wagen packte. Sollen wir gehen? Wir können die Sachen hierlassen, bis wir genau wissen, wohin wir sie schaffen sollen.«
    Sie stiegen in die Plantage hinunter, die verlassen aussah. »Wir wollen uns von den Gebäuden fernhalten«, sagte Rawsthorne. »Das sind die Unterkünfte für die Zwangsarbeiter. Ich nehme an, Serrurier hat angeordnet, die Leute einzusperren, aber wir wollen nichts riskieren.« Er stach in den Boden unter einer Bananenstaude und schnaubte verächtlich. »Schlecht kultiviert; diese Pflanzen müssen dringend beschnitten werden. Wenn sie nicht aufpassen, werden sie die Panamakrankheit bekommen. Aber es ist auf der ganzen Insel dasselbe, seit Serrurier an der Macht ist – es geht alles bergab.«
    Sie erreichten die Mulde, und Rawsthorne hielt die Stelle für gut geeignet. »Sie ist schön geschützt«, sagte er und stieß den Spaten in die Erde. »Also graben wir!«
    »Wie graben?«
    »Deckungslöcher – wie die Soldaten.« Rawsthorne zeichnete sie am Boden an. »Fünf – eins für jeden von uns und eins für die Vorräte.«
    Sie gruben abwechselnd – Rawsthorne, Eumenides und Julie – während Mrs. Warmington im Schatten hockte und jappte. Es war keine sehr schwere Arbeit, weil der Boden weich war, wie Rawsthorne vorausgesagt hatte, aber es war heiß, und sie schwitzten stark. Gegen Ende ihrer Arbeit machte Julie eine Pause, um zu trinken, und blickte auf die fünf – Gräber? Sie dachte an das inoffizielle Motto der berühmten Seabees, der Marinebautruppen: ›Erst graben wir sie, dann begraben sie uns in ihnen.‹ Trotz der Hitze fröstelte sie.
    Als sie schließlich die Löcher fertig und die Vorräte heruntergeholt hatten, war es kurz vor Sonnenuntergang, obwohl es noch heißer geworden zu sein schien. Rawsthorne schnitt einige der riesigen Blätter von einigen Stauden ab und deckte sie über die frische Erde. »In einem Bürgerkrieg kann ein wenig Tarnung nicht schaden. Und diese Pflanzen müssen sowieso dringend beschnitten werden.«
    Julie hob den Kopf. »Weil Sie gerade den Krieg erwähnen – klingen die Kanonen nicht lauter – näher?«
    Rawsthorne lauschte gespannt. »Das tun sie tatsächlich, nicht wahr?« Er runzelte die Stirn. »Ich möchte wissen, ob …« Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf.
    »Ob was?«
    »Ich überlegte, ob die Schlacht sich hierherziehen würde«, sagte er. »Aber ich glaube es nicht. Wenn Favel St. Pierre einnimmt, muß er sich gegen Serruriers Streitkräfte zwischen St. Pierre und Cap Sarrat wenden – und das ist auf der anderen Seite.«
    »Aber die Kanonen klingen

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