Sog des Grauens
eine andere Geschichte; kommen Sie!«
Wyatt stand ungelenk auf und sah durch die Tür. Der Morgen begann zu dämmern, und er sah einen Jeep auf der Straße und hörte den Motor laufen. Er drehte sich um und sagte: »Fuller? Sie sind der Engländer – einer von ihnen –, der an der Nordküste wohnt, im Campo de las Perlas.«
»Stimmt.«
»Sie und Manning.«
»Richtig geraten«, sagte Fuller ungeduldig. »Kommen Sie! Wir haben keine Zeit für Plaudereien.«
»Warten Sie einen Augenblick«, sagte Wyatt. »Ich will Dawson wecken.«
»Dazu haben wir keine Zeit«, sagte Fuller. »Er kann hierbleiben.«
Wyatt drehte sich und starrte ihn an. »Hören Sie, dieser Mann wurde von Serruriers Schindern zusammengeschlagen Ihretwegen – Ihret- und Mannings wegen. Wir waren beide verdammt dicht davor, aus dem gleichen Grund erschossen zu werden. Er kommt mit!«
Fuller gab nach. »Oh, meinetwegen. Machen Sie aber schnell!«
Wyatt weckte Dawson und erklärte ihm schnell die Situation, und Dawson rappelte sich auf. »Aber woher weiß er denn von Ihnen?« war seine erste Frage.
»Fuller wird uns das sicher unterwegs erklären«, sagte Wyatt. Sein Tonfall deutete an, daß er eine Erklärung von Fuller verlangen würde.
Sie stiegen in den Jeep und fuhren los. Fuller sagte: »Favel hat seinen Gefechtsstand im Imperiale aufgeschlagen – es liegt schön zentral.«
»Nun hol mich doch der Teufel!« sagte Dawson. »Wir hätten uns nicht von der Stelle zu rühren brauchen. Wir waren noch heute … gestern … nachmittag dort.«
»Die Regierungsgebäude haben durch die Beschießung ziemlich gelitten«, sagte Fuller. »Sie werden noch für eine Weile unbrauchbar sein.«
Dawson sagte mit Betonung: »Darüber brauchen Sie uns nichts zu erzählen – wir waren dort.«
»So habe ich gehört«, sagte Fuller. »Es tut mir leid.«
Wyatt hatte den Himmel betrachtet und geschnuppert. Es war merkwürdig heiß, wenn man bedachte, daß es noch so früh war, und es versprach ein sengender Tag zu werden. Er zog die Stirn kraus und fragte: »Warum hat Favel nach mir geschickt?«
»Ein englischer Reporter kam mit einer merkwürdigen Geschichte – über einen Hurrikan. Ein Haufen Quatsch sicherlich. Aber Favel war doch so beeindruckt, daß er Suchkommandos nach Ihnen ausschickte, sobald wir die Stadt in der Hand hatten. Sie sind doch der Wetterfritze, nicht?«
»Ja, der bin ich«, sagte Wyatt ohne Bewegung.
»Also kam Causton durch«, sagte Dawson. »Das ist gut.«
Fuller lachte. »Er diente erst eine Zeitlang in der Regierungsarmee. Er erzählte uns, daß Sie im Loch saßen – in dem am Libération Place. Das war nicht sehr ermutigend, denn wir bepflasterten den Platz ziemlich gründlich, aber wir fanden keine weißen Leichen im Polizeigebäude und meinten, daß Sie vielleicht davongekommen waren. Ich habe die ganze Nacht nach Ihnen gesucht – Favel bestand darauf, und wenn er auf etwas besteht, wird es getan.«
Wyatt fragte: »Wann geht der Krieg wieder los?«
»Sobald sich Rocambeau zu seinem Vorstoß entschließt«, sagte Fuller. »Wir werden nur abwarten – wir haben im Augenblick nicht die Stärke, etwas anderes zu tun.«
»Und was ist mit den Regierungstruppen im Westen?«
»Sie liegen noch vor Cap Sarrat. Serrurier hat immer noch Angst, die Yankees könnten herauskommen und ihm in den Rücken fallen.«
»Werden sie es?«
Fuller grunzte. »Keine Aussichten. Dies ist eine lokale Angelegenheit, und die Yankees wollen nichts davon wissen. Ich glaube, sie würden Favel lieber sehen als Serrurier – wer würde das nicht? –, aber sie werden sich nicht einmischen. Gott sei Dank ist Serrurier anderer Ansicht.«
Wyatt überlegte, wo Fuller einzuordnen war. Er sprach, als ob er eine hohe Stellung in der Hierarchie der Rebellen einnähme, und war offensichtlich mit Favel sehr vertraut. Aber er stellte keine Fragen danach – er hatte wichtigere Dinge im Kopf. Das beste war, daß Favel ihn sprechen wollte, und er legte sich wieder seine Argumente zurecht.
Fuller stoppte den Jeep vor dem Imperiale, und sie stiegen alle aus. Es herrschte ein reges Kommen und Gehen, und Wyatt bemerkte, daß die Drehtür entfernt worden war, um den Durchgang zu erleichtern. Er vermerkte einen weiteren Pluspunkt für Favel für praktisches Denken und Beachtung der Details. Er folgte Fuller ins Hotel und sah, daß es umgestellt worden war; die Halle war ausgeräumt worden, und die Bar diente als Kartenraum. Fuller sagte: »Warten Sie
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