Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
Vom Netzwerk:
Er stach wieder zu und wieder, bis der Körper in einer großen Blutlache lag.
    ***
    Rawsthorne hatte alles vom Rand der Mulde mit angesehen. Ihm wurde übel, aber er konnte seine Blicke nicht losreißen. Er hörte das Geschrei und sah, wie die beiden Frauen herumgestoßen wurden. Einer der Soldaten piekte sie rücksichtslos mit einem Bajonett, und er sah, wie das Blut an Julies Arm herunterlief. Er dachte, man würde sie ohne weiteres erschießen, aber dann kam ein Offizier heran, und die beiden Frauen wurden weggeführt. Zurück blieb der leblose Körper von Eumenides Papegaikos.
    Rawsthorne blieb noch eine Weile, wo er war. Eine Zeitlang war er ganz benommen, bevor sein Verstand wieder zu funktionieren begann. Schließlich machte er sich davon, auf dem Bauch kriechend. Aber er wußte eigentlich nicht, wohin er kroch, noch was er als nächstes zu tun gedachte.
    ***
    Wyatt entdeckte, daß Favel nicht leicht zu finden war. Mit Dawson zusammen war er einem jungen Offizier übergeben worden, der zu sehr mit der unmittelbaren Kampflage beschäftigt war, um ihnen viel Aufmerksamkeit zu widmen. Um die Bürde loszuwerden, hatte der Offizier sie zurückgeschickt und ihnen nur einen einzigen einfachen Soldaten mitgegeben, der betrübt war, daß er aus dem Kampf gezogen wurde. Dawson sah ihn an und sagte: »Über die Moral dieser Burschen kann nicht geklagt werden.«
    »Sie sind die Siegenden«, sagte Wyatt kurz. Er war besessen von dem Gedanken, so schnell wie möglich mit Favel sprechen zu müssen, aber er sah, daß es nicht leicht sein würde. Der Krieg hatte sich in zwei getrennte Schlachten im Westen und im Osten von St. Pierre aufgespalten. Favels Hammerschlag im Zentrum hatte Serruriers Armee in zwei ungleiche Teile geteilt. Der größere Teil hatte sich kämpfend nach Osten zurückgezogen, und ein kleinerer Teil war aufgelöst nach Westen geflohen, wo er zu den noch unversehrten Truppen stieß, die Cap Sarrat abriegelten.
    Ein höherer Offizier lachte sie aus, als Wyatt Favel zu sprechen verlangte. »Sie wollen Favel sprechen«, sagte er ungläubig. »Blanc, ich will Favel sprechen – alle wollen ihn sprechen. Er ist ständig unterwegs; er ist ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Wird er hierherkommen?« fragte Wyatt.
    Der Offizier knurrte. »Ich will es nicht hoffen. Er kommt nur, wenn etwas nicht in Ordnung ist, und ich möchte nicht der Anlaß für sein Kommen sein. Aber er könnte kommen«, prophezeite er. »Wir gehen gegen Rocambeau vor.«
    »Können wir hierbleiben?«
    »Gerne, solange Sie nicht im Wege stehen.«
    So blieben sie im Bataillonsgefechtsstand, und Wyatt erzählte Dawson, was er erfahren hatte. Dawson sagte: »Ich glaube nicht, daß Sie die geringste Aussicht haben, ihn zu erwischen. Würden Sie sich zu so einer Zeit um einen spleenigen Wissenschaftler kümmern?«
    »Ich glaube, das würde ich wohl nicht«, sagte Wyatt betrübt.
    Er hörte sorgfältig auf alles, was um ihn vorging, und machte sich daraus allmählich ein Bild von der militärischen Lage. Serruriers Name wurde kaum erwähnt, aber der Name Rocambeau war in aller Munde.
    »Zum Teufel, wer ist dieser Rocambeau?« wollte Dawson wissen.
    »Er war einer der jüngeren Generäle der Regierungstruppen«, sagte Wyatt. »Er übernahm den Posten des alten Deruelles, als dieser fiel, und erwies sich als tüchtiger, als Favel lieb war. Favel hatte darauf gebaut, den Krieg in einem Zug zu beenden, aber Rocambeau hatte die Armee der Regierung in einer erfolgreichen Absetzbewegung aus der Schlinge gezogen. Er hat sich nach Osten zurückgezogen und gruppiert seine Streitkräfte für einen neuen Angriff um, und das Schlimmste dabei ist, daß er genug Fahrzeuge aufgetrieben hat, das Arsenal von San Juan auszuleeren. Er hat genug Munition und Reservewaffen, um den Krieg zu einem Ende zu führen, das Favel nicht gefallen würde.«
    »Kann Favel nicht vorgehen und ihn erledigen, bevor er soweit ist? Ihn unvorbereitet erwischen?«
    Wyatt schüttelte den Kopf. »Favel ist so ziemlich am Ende seiner Möglichkeiten. Er hat die ganze Zeit gegen schwere Überlegenheit gekämpft. Er mußte sich den Weg aus den Bergen herunter erkämpfen, und seine Leute kippen vor Müdigkeit fast aus den Stiefeln. Er muß auch anhalten, um seine Leute ausruhen zu lassen und sie umzugruppieren.«
    »Was passiert also nun?«
    Wyatt zog eine Grimasse. »Favel bleibt in St. Pierre – er hat nicht die Kraft, weiter vorzustoßen. Also wird er sich in St. Pierre verteidigen, und dann

Weitere Kostenlose Bücher