Sohn der Dunkelheit
schlafen « , raunte Butch seinem Mitbewohner zu.
» Ja, pass auf dich auf, Engel « , knurrte V. » Für Leute wie dich haben wir nichts übrig. «
Lassiter zuckte die Schultern, als wären die Brüder nichts weiter als ein paar kläffende Hunde, die um seine Knöchel herumtollten. » Redet da jemand mit mir? Oder ist es nur der Klang verlierender … «
Jetzt wurde es laut.
» Zwei Worte, ihr Loser « , sagte Lassiter gehässig: » Johnny. Damon. Oder wartet: Kevin. Youkilis. Nein: Wade. Boggs. Roger. Clemens. Ist das Essen so schlecht in Boston oder nur das Ballspiel? «
Butch holte aus, bereit, den Engel zu Hackfleisch zu verarbeiten …
» Was ist los da unten? «
Die bellende Stimme aus dem ersten Stock setzte dem Streit ein jähes Ende.
Während Tohr den Cop außer Reichweite des Engels zerrte, richteten sich alle Blicke auf den König, der von seiner Königin die Treppe heruntergeführt wurde. Wraths Anwesenheit brachte alle zur Vernunft, und die Truppe besann sich wieder ihrer Aufgabe. Selbst Lassiter.
Nur Butch nicht. Doch bei ihm lagen auch schon seit vierundzwanzig Stunden die Nerven blank, und das aus gutem Grund: Seine Shellan würde an dem Ratstreffen teilnehmen, und das war für den Bruder so, als müsste er einen zweiten Wrath beschützen. Doch Marissa war nun einmal Familienälteste und musste deshalb dabei sein, wenn Rehv Anwesenheitspflicht verhängte.
Armer Kerl.
Schweigen machte sich breit, und in Blays Dolchhand begann es zu kribbeln. Er verspürte den fast unwiderstehlichen Drang, nach seiner Waffe zu greifen. Das Ganze erinnerte einfach zu sehr an den Aufbruch vor dem Attentat im Herbst – auch damals waren sie hier versammelt gestanden, bis Wrath mit Beth die Treppe herunterkam … und kurz darauf hatte eine Kugel einen Gewehrlauf verlassen und ihren Weg in den Hals des Königs gefunden.
Offensichtlich ging es nicht nur ihm so. Mehrere Hände wanderten an Halfter und verharrten dort.
» Oh, gut, da bist du ja. «
Blay drehte sich verwundert um und musste seine Überraschung verbergen. Nicht Payne stieß zu ihnen, sondern Qhuinn. Und Mann, der Kerl sah aus, als wäre er mehr als bereit, etwas aufzumischen: Sein Blick war finster und seine Haltung gespannt wie ein Flitzebogen in all dem schwarzen Leder.
Blay durchzuckte es. Einen Moment lang konnte er nur noch an Sex denken.
Und in seinem Kopf entstand vollkommen unpassend das Bild, wie er und Qhuinn sich für einen schnellen Quickie in die Speisekammer verdrückten.
Mit einem Stöhnen richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den König. Hier ging es um Wrath, nicht um sein verdammtes Liebesleben …
Unbehagen verdrängte sein körperliches Verlangen.
Würden er und Qhuinn je wieder etwas miteinander haben?
Mann, was für ein merkwürdiger Gedanke. Schließlich war Sex nicht das beste Rezept für jemanden in seinem Gemütszustand. Um nicht zu sagen das genaue Gegenteil.
Aber er wollte mehr davon. Gütige Jungfrau der Schrift, er war machtlos.
» Okay, ziehen wir es durch « , meinte Tohr. » Wissen alle, wo sie hinmüssen? «
Schon sonderbar, dass Blay der bevorstehenden Aufgabe erleichtert entgegenblickte, weil sie alles andere aus seinem Kopf verbannen würde. Jetzt gab es für ihn nur noch die Pflicht, das Leben von Wrath zu schützen … selbst, wenn es ihn das eigene kostete.
Und das war besser, als sich den Kopf über Qhuinn zu zerbrechen.
So viel stand fest.
10
Qhuinn und die gesamte Bruderschaft, ausgenommen Butch, materialisierten sich auf einer verschneiten Terrasse. Es war eine piekfeine Gegend, was ihn nicht überraschte. Das Ratstreffen fand auf einem typischen Glymera -Anwesen statt: ein großes, parkähnliches Grundstück, neben der Pforte ein schnuckeliges Cottage wie von einer Ansichtskarte aus den Cotswolds, ein riesiges Backsteinhaus mit Zahnschnittsims, farbenfrohen Fensterläden und Schieferdach.
» Los geht’s « , meinte V und stapfte auf einen Seiteneingang zu.
Die Tür öffnete sich nach dem ersten lauten Klopfen, als wäre das, wie vieles andere, so vereinbart. Aber wow, was für eine Gastgeberin … Die Vampirin in der Tür trug ein langes schwarzes Abendkleid, das bis zum Nabel ausgeschnitten war, und dazu ein Diamantcollier so dick wie das Halsband eines Dobermanns. Außerdem hatte sie sich mit einem Parfüm eingenebelt, das Qhuinn fast umwarf, obwohl er noch im Freien stand.
» Ich bin bereit für Euch « , sagte sie mit tiefer, rauchiger Stimme.
Qhuinn runzelte die Stirn.
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