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Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Selbst in ihrem Designerkleid wirkte sie nuttig auf ihn. Doch das war nicht sein Problem.
    Nacheinander betraten sie eine Art Wintergarten. Übergroße Topfpflanzen und ein Flügel deuteten darauf hin, dass man hier gesellige Abende abhielt, bei denen die Gäste dem Gejaule irgendeines Opernsängers zuhören mussten.
    Würg.
    » Hier entlang. « Ihre Gastgeberin vollführte eine ausladende Geste mit ihrer funkelnden Hand.
    Sie zog eine penetrante Duftwolke hinter sich her – vielleicht war es nicht einmal nur ein Parfüm, sondern ein Potpourri aus allem möglichen Pflegescheiß – und wackelte aufreizend mit den Hüften, als hoffte sie, dass alle sabbernd ihren Arsch anglotzten.
    Irrtum. So wie die anderen sah Qhuinn in alle Ecken und Winkel, bereit, scharf zu schießen und erst danach etwaige Fragen zu stellen.
    Schließlich kamen sie in ein Foyer mit Ölgemälden, die von der Decke aus angestrahlt wurden, dunkelroten Orientteppichen und …
    Scheiße, dieser Spiegel sah genauso aus wie der im Haus seiner Eltern. Er hing an der gleichen Stelle, war genauso hoch, hatte den gleichen verzierten Goldrahmen.
    Qhuinn wurde ganz anders.
    So vieles hier erinnerte ihn an das Haus seiner Kindheit und Jugend: Alles war an seinem Platz, die Einrichtung hob sich meilenweit vom Mittelstand ab, war aber kein bisschen übertrieben oder protzig. Weit gefehlt, das hier war eine unaufdringliche Melange aus altem Reichtum und klassischem Stilbewusstsein, das nur vererbt und nicht gelehrt werden konnte.
    Er sah sich nach Blay um.
    Der Kerl war ganz bei seinem Job, blieb auf der Hut, suchte alles ab.
    Blays Mom und Dad waren nicht ganz so reich. Doch in ihrem Haus war es so viel angenehmer gewesen. Wärmer – und das nicht wegen der Heizung.
    Wie ging es Blays Eltern?, fragte er sich unvermittelt. Er hatte fast mehr Zeit unter ihrem Dach verbracht als unter dem eigenen, und sie fehlten ihm. Das letzte Mal hatte er sie gesehen … Mann, vor langer Zeit. Vielleicht in der Nacht der Plünderungen, als Blays Vater vom Anzugträger zum Pitbull geworden war. Danach waren die beiden in ihr sicheres Haus aufs Land gezogen, und im Anschluss hatten Qhuinn und Blay sich vollkommen entfremdet.
    Hoffentlich ging es ihnen gut.
    Plötzlich sah er wieder Blay und Saxton vor sich, wie sie in Blays Zimmer voreinander standen und sich an Brust und Hüfte berührten.
    Verdammt … das hatte wehgetan.
    Er hasste ausgleichende Gerechtigkeit.
    Qhuinn riss sich von seinen Gedanken los und folgte den wackelnden Hüften und der Bruderschaft in ein sehr großes Esszimmer, das nach Tohrs Anweisungen hergerichtet worden war: die Vorhänge vor den Fenstern zum Garten waren zugezogen, und eine Schwingtür, die wohl in die Küche führte, mit einer schweren alten Anrichte verstellt. Der Tisch, der vermutlich in der Mitte des Raums gestanden hatte, war weg, dafür standen fünfundzwanzig identische Mahagonistühle mit roten Seidenpolstern aufgereiht mit Blick auf den marmornen Kamin.
    Wrath würde vor dem Kamin stehen, um seine Ansprache zu halten, und Qhuinn überprüfte, ob der stählerne Rauchabzug geschlossen war. Er war es.
    Rechts und links vom Kamin führten getäfelte Türen in einen altmodischen Empfangssalon. Qhuinn, John Matthew und Rhage inspizierten ihn und verriegelten dann die Türen. Qhuinn postierte sich vor der linken, John Matthew vor der rechten.
    » Ich gehe davon aus, dass alles zu Eurer Zufriedenheit ist « , sagte die Frau.
    Rehv stellte sich vor den Kamin und blickte auf die leeren Stuhlreihen. » Wo ist dein Hellren? «
    » Oben. «
    » Hol ihn runter. Jetzt. Sonst riskiert er eine Kugel in die Brust, wenn er sich bewegt. «
    Die Augen der Vampirin weiteten sich, und als sie diesmal loslief, wackelte sie nicht mit den Hüften oder warf ihr Haar über die Schultern. Offensichtlich hatte sie die Botschaft verstanden und wollte, dass ihr Hellren die Nacht überlebte.
    Sie warteten. Qhuinn behielt die Waffe in der Hand, blickte in den Raum und lauschte auf alles Ungewöhnliche.
    Nichts.
    Was wohl hieß, dass ihre Gastgeber alle Anweisungen befolgt hatten …
    Ein merkwürdiges Unbehagen breitete sich über seinen Rücken aus. Qhuinn runzelte die Stirn und schaltete von Alarmbereitschaft auf maximale Gefahrenstufe. Rechts vom Kamin schien John ein ähnliches Signal zu empfangen. Er hob die Waffe und verengte die Augen.
    Mit einem Mal wurden Qhuinns Knöchel von kaltem Nebel umweht.
    » Ich habe zwei spezielle Gäste dazugeladen « , kommentierte

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