Sohn der Dunkelheit
einmal in meine Nähe kommst oder in meine Wohnung eindringst, dann werde ich … « Als Schatten fielen ihm viele blutige Maßnahmen ein, aber er zwang sich, in menschlichen Begriffen zu denken, damit sie ihn verstand. » … die Polizei einschalten. Und das wäre dumm für dich, weil du nämlich drogenabhängig bist und nebenbei dealst. Wenn die bei dir aufkreuzen und dein Auto und deine Wohnung durchsuchen, finden sie mehr als nur eine Haschpfeife. Dann kriegen sie dich und diesen Schwachkopf, mit dem du schläfst, wegen Drogenbesitz und Dealerei dran, und du wirst verknackt. «
Babygirl blinzelte nur.
» Treib mich nicht zum Äußersten « , sagte Trez erschöpft. » Das würde dir nicht gut bekommen. «
Man konnte vieles von ihr sagen, aber mit dem richtigen Ansporn war sie echt auf Zack. In null Komma nichts hatte sie ihren Plastikvorbau in eine » Bluse « geklemmt, die zwei Nummern zu klein war, sie hängte sich eine billige Handtasche über die Schulter und lief zur Tür, die turmhohen Stilettos baumelten an den Riemchen.
Trez sagte kein Wort mehr. Er folgte ihr nur zur Tür, öffnete sie … und schlug sie ihr vor der Nase zu, als sie sich noch einmal nach ihm umdrehte, um etwas zu sagen.
Er sperrte von Hand ab.
iAm steckte seine Waffe weg. » Wir müssen umziehen. Diese Wohnung ist nicht mehr sicher. «
Sein Bruder hatte recht. Sie hatten zwar nie ein großes Geheimnis daraus gemacht, wo sie wohnten, aber bei ihrem Einzug ins Commodore waren sie davon ausgegangen, dass kein Wachmann so blöd sein würde, ohne Erlaubnis einer Frau Zutritt zur Wohnung eines Eigentümers zu verschaffen.
Wenn das einmal vorkam, konnte es wieder passieren …
Mit einem Schlag verstärkte sich der Schmerz, als hätte jemand den Lautstärkeregler für das Höllenkonzert in seinem Schädel aufgedreht.
» Ich geh dann mal ’ne Runde kotzen « , murmelte Trez und wankte von dannen. » Wir packen unseren Kram, sobald die Migräne vorbei ist … «
Er hatte keinen Schimmer, was iAm antwortete oder ob er überhaupt etwas sagte.
Scheiße.
23
Qhuinn stand vor dem Untersuchungszimmer im Trainingszentrum, die Hände in den Taschen seiner ledernen Hose. Seine Kiefer mahlten, und seine Brauen waren so tief in die Stirn gezogen, dass sie einander fast berührten.
Warten. Immer nur warten …
In der Medizin war es nicht anders als bei den Einsätzen, dachte er: Lange Zeit passierte gar nichts, und dann ging es plötzlich um Leben oder Tod.
Zum Verrücktwerden.
Er sah zur Tür. » Was meinst du, wie lange es noch dauert? «
Ihm gegenüber schlug Blay die langen Beine übereinander und positionierte sie dann wieder nebeneinander. Vor einer halben Stunde hatte er sich auf dem Boden niedergelassen, aber das war auch schon sein einziges Zugeständnis an das Wurmloch außerhalb der Zeit gewesen, in das es sie hineingesogen hatte.
» Es muss langsam zum Ende kommen « , antwortete er.
» Ja, ein Körper hat nur soundso viele Teile, nicht wahr. «
Nach einer Weile sah Qhuinn seinen Freund richtig an. Blay hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine Wangen waren eingefallen. Außerdem wirkte er blasser als sonst, sein Gesicht war fahl.
Qhuinn durchquerte den Flur, lehnte sich an die Wand und ließ sich daran hinabgleiten, bis er neben Blay auf dem Boden saß.
Mit einem leichten Lächeln blickte Blay auf, bevor er wieder seine Schuhspitzen fixierte.
Wie aus weiter Ferne sah Qhuinn dabei zu, wie er die Hand ausstreckte und seinen Freund an der Wange berührte. Als Blay zusammenzuckte und ihn ansah, bemerkte Qhuinn überrascht, wie viel mehr er tun wollte – aber nicht in sexueller Hinsicht. Er wollte Blay an sich ziehen und seinen Kopf in seinen Schoß betten. Er wollte seine starken Schultern streicheln und mit den Fingern durch das kurze rote Haar fahren. Er wollte einen Vorbeigehenden bitten, eine Decke zu bringen, damit er seinen starken Freund, der so geschwächt schien, einwickeln und wärmen konnte.
Qhuinn musste den Blick gewaltsam von Blay losreißen und ließ den Kopf hängen.
Scheiße, er fühlte sich so verdammt … gefangen. Obwohl keine Ketten an ihm hingen. Er blickte an sich hinab. Handgelenke, Fußknöchel, alles frei. Nichts hielt ihn zurück.
Er schloss die Augen und ließ den Kopf an die Wand sinken. In Gedanken berührte er Blay – und auch diesmal hatte es nichts Sexuelles. Nur, um das Leben unter seiner Haut zu spüren, das Spiel der Muskeln, den Widerstand der Knochen.
» Ich glaube, du solltest
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