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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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der sich schließenden Türen erfaßte Merricks Schul ter, als er zu Randall in die Kabine schlüpfte. Die Türen prall ten zurück und öffneten sich wieder ganz, bevor sie sich aufs neue schlossen. Randall runzelte die Stirn, holte einen Notiz block aus der Jacke und kritzelte etwas hinein. Merrick zog sich an die gegenüberliegende Wand des Aufzuges zurück. Die geringfügige Anstrengung, Randalls Retina zu >beeinflus sen<, brachte ihn wieder näher an das Blut des Mannes heran. In der stehenden Luft der engen Kabine wurde der Duft mächtig, berauschend.
    Auf der zwölften Etage stieg Randall aus und schritt zum Ende des Korridors. Merrick hielt sich einige Schritte hinter ihm und begann vorsichtig, die Kapillaren im Stammhirn des Mannes zu unterbinden. Er wurde mit einem leichten Stöh nen des Managers belohnt, als dieser seinen Schlüssel hervor holte und die Tür zu einer Ecksuite aufschloß. Merrick drückte noch etwas fester zu. Randall schlurfte hinein, lehnte sich an die Wand des Foyers und gähnte noch einmal, wodurch er Merrick die Zeit verschaffte, die dieser brauchte, um hineinzuschlüpfen. Randall schloß die Tür und legte die Sicherheitskette vor. Dann schleppte er sich ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch sinken, nahm die Fernbedienung zur Hand und schaltete den Fernseher ein. Merrick fuhr noch eine kurze Zeit fort, die Kapillaren des Stammhirns zu veren gen. Nach ein paar Minuten fielen Randall die Augen zu und er sank in einen tiefen, narkoseähnlichen Schlaf.
    Merrick blickte sich rasch im Apartment um. Er entdeckte ein anderes, größeres Foto von Randalls Nichten an der Wand. Er nahm es herunter und legte es dorthin, wo er es sehen konnte, auf Randalls Schoß. Er konnte spüren, wie sein Herzschlag sich beschleunigte, aber er entspannte sich und bewegte sich langsam, weil er wußte, wenn er sich selbst auch nur die geringste Hast gestattete, konnte er allzu leicht in Raserei verfallen, wenn er das Blut sah. Er streifte sich die Sportjacke über die Schultern, zog den Reißverschluß an der unteren Naht auf und holte zwei Vakuumtransfusions packungen und eine Nadel hervor. Die Nadel befestigte er an einer der kurzen Plastikschläuche einer der beiden Packun gen. Er hob Randalls Fuß auf das Sitzkissen, um größere Ver letzungen zu vermeiden, und rollte die Socke des Mannes bis auf die Knöchel herunter. Seine Hände begannen zu zittern, und er hielt inne, um tief Luft zu holen, wobei er die Handflä chen gegeneinanderpreßte, bis das Zittern aufhörte.
    Er führte die Nadel in die große Vene hinter dem Knöchel ein; Randall rührte sich nicht einmal. Merrick nahm die Augen von der Transfusionspackung und starrte auf das Foto
    mit den beiden Mädchen. Dies ist ein guter Mann, dachte er. Er liebt seine Nichten, und sie lieben ihn, brauchen ihn. Diese Frau - seine Assistentin - braucht ihn ebenfalls ...
    Ah, er konnte spüren, wie die Packung warm unter seiner Hand anschwoll. Ihn verlangte so sehr danach, WARTE!
    Er mußte hinunterschauen, um die Packungen auszutau schen. Ein Tröpfchen Blut trat hervor, als er die zweite Packung an der Nadel befestigte. Merrick schloß krampfhaft die Augen, aber noch immer konnte er den roten Streifen Blut sehen, das Pochen in seinem Kopf spüren. Er starrte auf das Bild mit den Mädchen und stellte sich vor, sie kämen jetzt durch die Tür und würden ihre Arme um ihren Onkel schlin gen.
    Die zweite Packung füllte sich.
    Merrick mußte wieder auf den Knöchel hinunterblicken, um ein kleines Tröpfchen wegzuwischen. Das glänzende, kräftige Rot des Blutes brannte sich in sein Gehirn wie ein hei ßer Draht. Mordlust durchtobte ihn. Er packte nach Randall und wandte sich wieder ab. Mühsam schleppte er sich ins Bad, wo er sich das Gesicht mit kaltem Wasser benetzte, rollte einen feuchten Waschlappen zusammen und schob ihn sich zwischen die Zähne.
    Wieder im Wohnzimmer angekommen, hängte er das Bild wieder an die Wand. Seine Zähne gruben sich voller Wildheit in den Waschlappen, als er die beiden prall gefüllten Transfu sionspackungen in seine Geheimtasche schob. Dann floh er aus der Suite. Noch im Flur quälte ihn der Drang, zurückzu kehren und Randall die Kehle aufzureißen. Er eilte zum Trep penhaus, spie den Waschlappen aus und holte eine der Trans fusionspackungen aus seiner Jacke. Er öffnete den Verschluß, führte die Packung an den Mund und trank, wobei er den Behälter zusammendrückte, und spürte die heiße Flüssigkeit seine Kehle

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