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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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sah Merrick die feinen Linien auf dem eigenen Hand rücken, die in ein paar Wochen anfangen würden, sich zu fal ten und tiefer zu werden. Vergangene Nacht hatte er sechs Stunden geschlafen. In seinen Knöcheln und in seiner Hand spürte er einen leichten Schmerz von seiner Kletterpartie an der Wand der Kathedrale. Mit jedem Tag, den er wartete, würde sich der Verfall seiner Zellen beschleunigen. Für einige weitere Monate würde niemand irgend eine Veränderung in seiner äußeren Erscheinung feststellen. Was aber, wenn es in den nächsten Tagen zu einem Handgemenge mit dem Sauger kam - einem Sauger, der sich gerade genährt hatte? Dann könnte schon die geringste Schwächung seiner Seh- oder Gehörorgane fatale Folgen haben.
    Merrick fragte sich, ob Randall im Hotel lebte. Es wäre für ihn bequem. Und für mich. Er blickte auf das Foto. Die Mäd chen lächelten beide nachsichtig, ganz offensichtlich ihrem Onkel sehr zugetan. Er reichte es zurück. »Ein hübsches Bild.«
    Randall lächelte stolz und wurde dann wieder ernst. »Da wir gerade von Bildern sprechen - haben Sie vielleicht eines von dem Mann, nach dem Sie suchen?«
    Merrick zog das Bild aus seiner Jackentasche. Es war von einem Polizeizeichner nach den fragmentarischen Erinnerun gen zweier Überlebender erstellt worden und zeigte einen Serienmörder, der gern in die Kehlen seiner Opfer biß. Der Mann war das letzte Mal in Baltimore gesehen worden, etwa dreißig Meilen entfernt. Das Blut seiner Opfer war stets um die Leichen herum gefunden worden, was bedeutete, daß er kein Blutsauger war, aber wenn er zufällig hier im Hotel war, wäre Merrick glücklich gewesen, ihn zu verhaften.
    Randall betrachtete das Bild lange und sorgfältig. »Kommt mir nicht bekannt vor. Aber ich werde es allen Mitarbeitern zeigen und Sie dann anrufen, falls irgend jemand diesen Mann kennt.«
    »Vielen Dank.«
    »Kein Problem. Übrigens, wenn wir Glück mit den Video bändern haben, könnten Sie es dann vor den Zeitungen geheimhalten, daß ich Sie diese Aufzeichnungen habe sehen lassen? Die meisten Gäste merken nicht, daß wir sie aufneh men, wenn sie sich eintragen, und ich möchte es gern dabei belassen.«
    »Kein Problem.« Merrick wünschte, die Assistentin würde sich beeilen. Wenn er schnell verschwinden konnte, bevor er einen Plan zur Attacke auf Randall entworfen hatte, dann konnte er es vielleicht noch eine Weile aufschieben, sich zu näh ren. Und die Zeit verstrich sinnlos. Er hatte gehofft, bis zum Abend zehn Hotels zu überprüfen, wenn die Manager alles den Assistenten übergaben und Feierabend machten; bisher hatte er nur sechs von mehr als dreißig innerhalb eines Radius von fünf Blocks rund um das Apartment des Opfers geschafft. Selbst wenn er jedes Hotel in der Stadt überprüfen konnte, gab es immer noch keine Garantie, Zane zu finden. Aber bis er eine Spur fand, war dies noch der aussichtsreichste Versuch. Sau ger töteten selten da, wo sie wohnten. Sie reisten in andere Städte und logierten dort in Hotels. Sie bezahlten grundsätz lich bar und hinterließen nie ihre Spuren in Form von Kredit karten, solange sie sich noch in ihrer Mordzone aufhielten.
    Mit einem leisen Klopfen trat die Assistentin ein. Sie war eine große, schlanke Frau mit dunklem Haar. Ihre Finger verweilten eine Sekunde lang in denen Randalls, als sie ihm vier Videokassetten aushändigte. Ah, dachte Merrick, und freute sich für den Mann.
    »In den vergangenen zwei Wochen haben nur sechs Leute bar bezahlt«, sagte die Assistentin. »In der Regel haben wir nicht so viele. Zwei von ihnen sind auf dem ersten Band, zwei auf dem zweiten und einer auf jedem der beiden anderen.«
    »Gute Arbeit«, sagte Randall.
    »Die beiden ersten, die ich Ihnen zeigen werde, sind noch immer hier.« Sie schob die Kassette in den Videorecorder auf einem Ecktischchen, schaltete den Fernseher ein und drückte die Starttaste. Das Bild eines untersetzten Mannes um die Sechzig gefror auf dem Monitor. Bei seinem Anblick überfiel Merrick eine seltsame Vorahnung. Das ist es, was uns allen eines Tages zum Verhängnis werden wird, dachte er, wenn die Normalen jemals herausfinden, daß es uns gibt. Blutlose Videokameras, immun gegen unseren >Einfluß<; Überwa chungssysteme in jedem Haus, auf jeder Straße. Zunächst werden sie uns in die dritte Welt treiben; dann, wenn Indien und China und Afrika gezwungen sind, sich zu modernisieren, nach Neuguinea oder in den Amazonasdschungel. Und wenn die Sauger das Blut auch des

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