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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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letzten vergessenen Stam mes getrunken haben werden, werden wir alle langsam und schrecklich sterben, wie Sandeman. Ein Schauder kroch Mer rick über den Rücken.
    »Detective?« mahnte Randall.
    Merrick blickte auf den Bildschirm. »Nein«, sagte er.
    Die Frau ließ das Band weiterlaufen und beobachtete das Zählwerk. Ein anderer Mann, Mitte Vierzig, mit einem Cow boyhut.
    »Nein.«
    Auch von den anderen vier war keiner Zane. Merrick ver spürte eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Enttäu schung. Randall bedachte ihn mit einem mitfühlenden Grin sen. »Tut mir leid.«
    »Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.« Merrick schüttelte Ran dall die Hand, bedankte sich bei der Frau und ging aus dem Büro. Statt jedoch das Hotel zu verlassen, fand er eine mar morne Säule in der Lobby, die ihn verbergen konnte, während er die Tür zu Randalls Büro neben dem Empfangstisch beob achtete. Während er sich an den kühlen Marmor lehnte, spürte er einen Anflug von Angst im Magen. Er konzentrierte sich auf die schwache innere Grenze, die er in den wenigen
    Minuten zwischen sich und Randall aufzubauen versucht hatte. Ein netter junger Mann, ein guter Mensch, der seine Familie liebte. Sein Tod würde großen Schmerz über andere Menschen bringen. Ich werde ihn nicht töten, dachte Merrick. Ich darf es nicht.
    Als er durch die Drehtür der Empfangshalle blickte, sah er, daß die Nacht hereingebrochen war. Taxis rollten durch den Säulengang vor dem Hotel, und der Ruß des Tages ver schwand hinter dem Widerschein quadratischer Lichter. Ein Paar in Abendgarderobe ging durch die Lobby des Hotels. Merrick schüttelte frustriert den Kopf. Der Tag war allzu schnell vorübergeflogen, und er hatte nichts erreicht. Ein Sau ger konnte bei Tag und bei Nacht töten, aber in der Dunkel heit war es leichter. Würde es in dieser Nacht einen neuen Mord geben - einen, den er hätte verhindern können, wenn er heute nachmittag ein weiteres Feld abgesucht hätte?
    Ein Paar eilte hinter ihm zum Empfangstisch. Nach dem zerknitterten Aussehen ihrer Kleider zu urteilen, hatten sie gerade einige Stunden eingepfercht in die Sitze eines Flug zeugs erduldet. Hinter ihnen tobten ihre beiden Jungen herum. Merrick beobachtete sie in einer Mischung aus Ver gnügen und Bedauern. Wie viele Kinder hatte er gezeugt? Nicht viele, wenn man sein Alter in Rechnung stellte. Inzwi schen waren nur zwei am Leben - Gregory und Zane. Eines mußte er aufgeben, das andere vernichten.
    Er erinnerte sich wieder an Zane als kleinen Jungen, noch so normal wie diese beiden: sein heiteres, rundes Gesicht, die wilden Tollen in seinem dichten braunen Haar. Er hatte stets eine Menge Freunde, wie Merrick sich erinnerte - auch Jun gen, die älter waren als er. Aber wir waren auch sehr viel zusammen. Zum Beispiel habe ich ihn oft mit in die tiefen Wälder genommen. Monatelang hatte Zane gebettelt, mit auf Erkundung gehen zu dürfen, und nachdem er dann endlich draußen war, hatte er es mit der Angst bekommen. Seine Arme lagen so fest um meinen Hals, daß ich kaum Luft bekam. Ich sagte ihm, ich würde nicht zulassen, daß ihm
    irgendein Leid geschah, und er entspannte sich wieder. Er vertraute mir.
    Warum konnte ich ihn nicht retten?
    Am Empfangstisch lief der kleinere Junge hinter dem grö ßeren her. Sein Bruder langte nach ihm, und schon schossen sie wieder quer durch die Lobby. Als der Junge, der verfolgt wurde, sich aus dem Staub machte, fing er an, seinem Bruder über die Schulter hinweg Grimassen zu schneiden, und merkte nicht, daß er direkt auf einen alten Mann mit einem Spazier stock zurannte. Merrick zuckte zusammen, doch im letzten Moment trat der Mann einen Schritt zurück, und der Junge ver fehlte ihn. Dann erschien die Mutter und beorderte die beiden an den Empfangstisch. Als sie an dem Mann vorbeikam, mur melte sie eine Entschuldigung. Er winkte betont brüsk ab. Merricks Interesse war auf der Stelle geweckt. Irgend etwas an dem Mann kam ihm bekannt vor ... Überrascht stellte er fest, daß dies der Mann im Straßencafe gestern nachmittag war. Einige wenige Tische von mir und Katie entfernt. Kein Spazierstock, aber er trug ausgebeulte Hosen und ein Jackett, keinen Anzug, aber es war derselbe Mann, ohne Frage. Seltsam.
    Der alte Mann schlurfte zum Ausgang, schob sich durch die Drehtür und ging langsam auf die Reihe der Taxis zu. Merrick blickte gerade rechtzeitig zum Empfangstisch zurück, um Randall auftauchen und zu den Aufzügen gehen zu sehen.
    Beeil dich!
    Eine

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