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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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untersuchten, würde die Story in den Zeitungen lan den, angefangen bei der Washington Post, und sich dann auf die anderen großen Blätter der seriösen Presse ausweiten, ein radikal anderer Ausgangspunkt als die Boulevardpresse, die sich sonst mit solchen Sachen befaßte. Die Tatsache, daß das Blut von einem heimtückischen Killer stammte, würde weiteres Öl ins Feuer gießen - vor allem, wenn es weitere Morde geben sollte. Nichts erregte die öffentliche Aufmerk samkeit mehr oder beschwor mehr Angst herauf, als die Suche nach einem Serienmörder. Und dieser Mörder trieb sein Unwesen in der Hauptstadt der Nation, eine regelmäßig sprudelnde Quelle für Neuigkeiten für die Nation und die
    Welt. Merrick hatte nie zuvor so viele widrige Faktoren zusammenkommen sehen.
    Nicht ganz menschlich. Merrick erinnerte sich mit einem Schauder der Worte Byners.
    Die Uhr tickte.
    Wenn ich den Sauger rasch fangen kann, dachte Merrick, bevor er wieder mordet, wird Byner den klinischen Befunden nicht mehr diese Bedeutung beimessen. Aber wenn nicht - wenn er wieder tötet -, ist alles möglich.
    Merrick spürte, wie die Spannung seine Schulterblätter verkrampfen ließ. Byner und Rourke waren jetzt das Deuterium und das Tritium in einer Atombombe.
    Halt sie auseinander und alles, was dann bleibt, ist ein Fall für gute Nerven. Kombiniere sie, und die Bombe geht hoch.
    Würden Sie sich einem einfachen Bluttest unterziehen, Detective? Das schien ein vernünftiges Ansinnen ...
    Und dann die Flucht.
    »Sie möchten eine Liste nur der Gäste, die bar bezahlen oder bezahlt haben. Richtig, Detective?«
    »Richtig«, sagte Merrick Chapman.
    »Meine Assistentin bringt sie Ihnen. Es kann ein paar Minuten dauern.«
    »Vielen Dank, Mr. Randall.« Merrick konnte das Blut des Mannes riechen; es war das Gen, das ihm sagte, es war Zeit, sich zu nähren. Eine vertraute Melancholie überkam ihn, aber er schaffte es zu lächeln, als Randall über eine Reisegesell schaft scherzte, die gerade die Stadt verlassen hatte, nachdem sie alle Vorräte des Hotels an Bar-Snacks vertilgt hatte - sogar die Paranüsse.
    »Das müssen in einem früheren Leben einmal Heu schrecken gewesen sein«, sagte Merrick.
    Randall lachte. Trotz seines lichten sandfarbenen Haares schien er für einen Manager recht jung zu sein und erfreulich zurückhaltend. Er trug seinen guten Anzug von Brooks Bro thers, als handele es sich um Jeans und einen Sweater. In sei nem Büro fanden sich Kakteen statt Palmen und Bilder von Fußballspielern statt der üblichen geschmacklosen Hotel- Kunstwerke.
    Merrick deutete auf ein gerahmtes Foto auf dem Schreib tisch. »Ihre Kinder?«
    »Nichten. Ich bin nicht verheiratet.« Randall nahm das Foto zur Hand und betrachtete es zärtlich. »Ich könnte nicht stolzer sein, wenn es meine wären. Marly, hier - die größere - hat sich gerade aus einem Baukasten ihren eigenen Computer zusammengebaut. Ihre Schwester Tory bläst eine heiße Trom pete und spielt ganz gemein Schach. Es sind die Kinder mei nes älteren Bruders, sie leben in New York, Alle paar Wochen enden sehe ich sie. Haben Sie auch Kinder, Detective?«
    »Das könnte gut sein.«
    Randall lachte wieder. Merrick konnte die Halsschlagader in seinem Nacken pulsieren sehen und spürte, wie seine eige nen Nerven sich auf diesen Rhythmus einstellten. Er wurde sich der leeren Transfusionspackungen bewußt, die er vor einigen Tagen in seine Jacke eingenäht hatte, als ihm bewußt wurde, daß bald ein Monat vergangen war, seit er sich genährt hatte. Alle zwei Wochen erhob sich das Verlangen aufs neue, aber sein Abscheu davor ließ ihn jedesmal davon Abstand nehmen. Jetzt war der Hunger stark geworden und unmöglich zu ignorieren. So machtvoll sein Verlangen nach Blut auch war, er wußte, daß seine Lust zu töten sogar noch stärker werden würde, wenn er wirklich über seinem Opfer stand. Es gab niemals ein Nähren, bei dem er nicht um seine Selbstbeherrschung kämpfen mußte. Sollte er diese Selbstbe herrschung dieses Mal schließlich doch verlieren?
    Die Furcht schwoll an und traf ihn mit solcher Gewalt, daß
    er schlucken mußte, um nicht laut aufzustöhnen. Ich werde noch einen Tag warten, dachte er. Ich muß mich noch nicht nähren. Noch nicht, nicht heute.
    Randall reichte ihm das Foto der beiden Mädchen über den Schreibtisch hinüber. »Dieses Bild habe ich selbst gemacht«, sagte er, »als ich das letzte Mal in New York war.«
    Als er die Hand ausstreckte, um das Foto entgegenzunehmen,

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