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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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konnte er die Bulldozer hören, dann wurde das Röhren zu einem dumpfen Pochen durch die Erde hindurch. Der Dreck fuhr fort, sich mit erstickender Kraft um ihn herum zu lagern. Sofort stellten sich seine Zellen auf den drastischen Sauer stoffmangel um, schränkten ihre Funktionen ein und teilten, was übrigblieb, seinem Gehirn zu. Das Pochen der Bulldozer hörte vollständig auf und überließ ihn dem totalen Schwei gen. Er konnte sich nicht bewegen, konnte nichts sehen oder hören und noch nicht einmal einen Laut aus seinen Lungen quetschen.
    Die Zeit kroch dahin. Manchmal schien sich der Terror in sich selbst zu erschöpfen, und Zane konnte die geisterhaften Bilder seines Gedächtnisses herbeirufen. Doch dann preßten die Tonnen von Dreck selbst das eingebildete Licht aus sei nem Hirn, und der Horror stieg erneut auf. Er spürte, wie der Schmerz der Blutsauger-Leukämie in seine Zellen zurück kehrte. Er wurde zu seiner Uhr, und sein krank machender Fortgang erinnerte daran, wie die Zeit enteilte. Aus dem Schmerz in seinen Gelenken zu schließen, mußte er seit einem Jahr oder länger hier unten sein. Er wünschte sich, das Leiden würde sich beschleunigen und ihn erledigen, aber er wußte, es würde nicht schnell gehen - er hatte sich allzu oft ernährt, um einen leichten Tod erleiden zu können. . Er begann, innerlich zu schreien. Er konnte das hier nicht eine Sekunde länger ertragen. Er mußte sich bewegen. Er
    nahm alle Kraft zusammen, stemmte die Schultern gegen die gepreßte Erde und versuchte verzweifelt, den Kopf wenigstens einen Hauch zu bewegen ...
    Eine Spur von Licht traf seine Lider. Hoffnung keimte in ihm auf. Er stemmte sich gegen die Tonnen von Schmutz, kämpfte darum, die Augen zu öffnen ...
    ... und erwachte mit einem Keuchen.
    Das volle Licht eines sonnigen Morgens strömte durch die Hotelvorhänge. Zane sog es hungrig in sich ein und lachte laut auf. Sein Herz pochte gegen den Rippenbogen. Er setzte sich im Bett auf und blickte sich um. Welch eleganter heller Raum mit den hohen Fenstern und den Vorhängen aus rotem Samt. Die .kunstvollen Holzschnitzereien entlang der Decke schienen ihm die schönsten, die er je gesehen hatte. Er stram pelte die Decken weg, die sich um seine Füße geschlungen hatten, und freute sich, wie leicht sich seine Beine bewegen ließen. Autohupen erklangen von der Straße draußen herein und lockten ihn aus dem Bett ans Fenster. Hungrig blickte er hinunter auf die Straße. Dort gingen Leute, sie eilten zur Arbeit oder betraten das Cafe auf der anderen Seite des Lafa yette Square. Sie wußten nichts von ihm. Er hatte keine Feh ler gemacht. Es war nur ein Alptraum.
    Zane bemerkte, daß er schweißnass war, und seine Erleich terung wurde um einiges schaler. Angewidert vom eigenen Schweiß zupfte er sich den feuchten Pyjama von der Haut. Nur ein weiterer Fluch neben den Schmerzen und Qualen des alten Körpers, den er mit sich herumschleppte. Er war ihn leid. Wenn er sich nur nähren könnte ...
    Bald, dachte Zane. Sobald ich genug über Vater in Erfah rung gebracht habe.
    Zane wandte sich vom Fenster ab und wollte zur Dusche gehen. Das Kopfteil des Bettes aus Messing fiel ihm ins Auge. Das dicke Metall war völlig verbogen. Er mußte in den Qua len seines Alptraums danach gegriffen haben, als er dachte, er kämpfe in dem Netz. Verärgert setzte er sich auf das Bett und machte sich daran, das Gestänge wieder zu richten. Es erfor derte mehr Anstrengung, als er erwartet hatte, aber er gab nicht auf. Genau das wäre eines jener dummen Details, die ihn verraten könnten, wenn die falsche Person das sah. Kein normaler Mann, alt oder nicht, konnte Messing von dieser Stärke mit den bloßen Händen verbiegen.
    Sobald das Kopfteil wieder bis auf einige wenige Beulen im Messing, die einfach nicht mehr herauskommen wollten, gerade war, streifte Zane sich den durchnäßten Pyjama ab und trat in die Dusche. Als das beruhigende, warme Wasser ihn überströmte, ließ er seine Gedanken zu dem Alptraum zurückkehren. Das war seine schlimmste Angst - daß er ent deckt und vergraben würde. Aber warum vergiftete diese Furcht auch seine Träume, wann immer Blutmangel ihn zwang zu schlafen? War es die Strafe für seinen Betrug?
    Plötzlich kam ihm das Wasser nicht mehr warm genug vor. Zane drehte den Heißwasserhahn auf, bis der Duschraum sich mit Dampf zu füllen begann. Und noch immer spürte er den Schauder. So lange war es her, aber er würde ihn nie wie der vergessen - diesen ersten

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