Sohn Der Nacht
fürchten, und das haßte er.
Zane fand die beiden Videorecorder, denen sein Interesse galt - den einen, der den Zugang zum Tresorraum der Bank aufzeichnete und den, der das Innere des Tresorraums auf zeichnete. Gerade jetzt befand sich jemand im Tresorraum - eine ältere Frau in einem blauen Kleid. Zane beobachtete, wie sie Packen von Banknoten von großen Stapeln nahm, die sau ber nach ihren Bezeichnungen in Ablagekörbchen entlang dem Geldschalter arrangiert waren. Sie ging mit der uner schütterlichen Ehrfurcht eines Menschen mit ihnen um, der
nicht alles haben konnte, was er wollte und wann immer er es wollte.
Er wartete, bis die Frau den Tresorraum verließ, dann notierte er sich die Nummern der Zählwerke auf den beiden Monitoren. Wenn jetzt der Tresorraum nur eine Zeitlang leer war ...
Er beobachtete die Bildschirme und schaute auf seine Uhr. Nachdem zwanzig Minuten vergangen waren, ohne daß sich jemand dem Tresorraum genähert oder ihn betreten hätte, war er beruhigt. Er schloß die Augen, sammelte die Kraft sei nes Geistes. Er nutzte seinen >Einfluß< auf die Augen des Wächters, langte über die Schulter des Mannes und stellte beide Maschinen auf >Stop<. Die Kameras fuhren fort, die Bil der vom Eingang zum Tresorraum und aus seinem Inneren auf den Bildschirm zu werfen. Im Vertrauen darauf, daß die laute Musik aus den Ohrhörern des Wärters das Geräusch übertönen würde, stellte Zane beide Aufzeichnungsgeräte auf die Nummern von vor zwanzig Minuten zurück.
Nachdem das erledigt war, richtete er seine Wahrnehmung ganz auf das Stammhirn des Wächters - nur ein leichter Druck. Als die Augen des Mannes langsam glasig wurden und seine Lider zu flattern begannen, drückte Zane bei bei den Maschinen auf >Play<. Die Monitore, die den Eingang und das Innere des Tresorraums überwachten, flackerten, und dann begannen die letzten zwanzig Minuten abzulaufen. Er nahm seinen >Einfluß< zurück, und der Wächter blinzelte, schüttelte den Kopf und setzte sich senkrecht in seinen Stuhl. Zufrieden mit sich ging Zane rückwärts zur Tür. Die Normal sterblichen vertrauten diesen blutlosen, mechanischen Kame raaugen, und er hatte auch diese besiegt. Für die nächsten zwanzig Minuten würden der Eingang und das Innere des Tresorraums auf diesem Bildschirm völlig leer erscheinen, selbst wenn die Radio City Rockettes dort einfallen sollten.
Doch noch mußte ihm das Glück treu bleiben.
Zane schlüpfte aus dem Sicherheitsraum, stieg eine Trep penflucht hinauf und folgte oben einem engen Flur zum Tre sorraum. Vor der riesigen Tür kreuzte sich der Flur mit einem anderen Gang, auf dem zwei Frauen näher kamen. Er schal tete sein Bild in ihren Augen aus und nahm Aufstellung neben der Tür. Es sah aus, als sei ihm das Glück, das er brauchte, hold...
Nein, beide Frauen gingen vorbei und verschwanden am Ende des Flures.
Enttäuscht richtete Zane sich darauf ein zu warten. Die Minuten schienen dahinzurasen; allmählich bekam er Angst. Als sich die Fünfzehn-Minuten-Marke näherte, stöhnte er. Seine ganze sorgfältige Vorbereitung - die Erkundung der Bank, die Mühe, sich ihr Inneres einzuprägen, und seine heu tigen Mühen mit dem Wächter - drohten vergeblich gewesen zu sein. Noch eine Minute länger, und er würde aufgeben müssen ...
Zane hörte das Geräusch sich nähernder hoher Absätze. Eine Frau erschien in dem Flur und drehte die Wählscheibe an der Tür des Tresorraums. Sein Herz schlug schneller. Sie war jung, hatte dunkles Haar, das nach Art des Pagenkopfes geschnitten war. Obwohl es gerade erst April geworden war, überzogen bereits Sommersprossen Nase und Wangen. Sie war chic gekleidet - karierter Rock, weinrote Jacke. Er nahm das aufreizende Blitzen weißer Zähne wahr, als sie sich mit dem ganzen Körper gegen die massive Tür drückte, um sie zu öffnen. Der Hunger überfiel ihn.
Er eilte hinter ihr her in den Tresorraum. Ihr Parfüm - Poison - zog in einer betäubenden Welle durch seinen Kopf, ein süßer Gegensatz zum Geruch ihres Blutes. Zane öffnete den Mund, um dem Duft die Wirkung zu nehmen. Konzentriere dich, dachte er mit allem Nachdruck. Du hast nur noch eine Minute.
Die Frau nahm ein paar Banknoten von dem Haufen und zog das Kontobuch zu sich herüber. Während sie ihre Transaktion niederschrieb, nahm Zane fünf Päckchen mit Fünfzig-Dollar-Noten und vier mit Zwanzig-Dollar-Noten. Die Frau legte die Feder nieder. Er schnappte sich noch ein paar Päck chen mit Hunderten und eilte
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