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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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nickte.
    Als sie gegangen waren, fühlte Katie sich schrecklich allein, obwohl der uniformierte Cop noch immer den Eingang am anderen Ende des Altarraumes bewachte. Sie ging um die Kanzel herum, weil sie das Gesicht der Frau noch nicht rich tig gesehen hatte, und aus irgendeinem Grund mußte sie es einfach einmal betrachten. Die Augen der Frau waren leicht geöffnet. Ihr Gesicht war entspannt, fast ruhig, als habe sie nie gespürt, was mit ihr geschehen war. Katie hoffte es für die tote Frau, aber es war schwer, sich vorzustellen, daß ein Kil ler, der auf diese grausame Weise an ihrer Kehle gewütet hatte, so etwas wie Gnade hatte walten lassen.
    Katie schickte sich an, etwas von dem feuchten Blut auf einen Objektträger aufzunehmen. Es schien nicht mehr als vier oder fünf Tropfen zu geben - aber genug für einen einzel nen Objektträger. Sie nahm einen aus Byners Koffer und drückte ihn gegen die glitzernde Feuchtigkeit. Dank der Oberflächenspannung des frischen Blutes verteilte dieses sich auf dem Glasplättchen. Sie zog das Glas vorsichtig zurück,
    und die Tröpfchen blieben haften, ohne das dunklere, getrocknete Blut darunter in Mitleidenschaft zu ziehen.
    Katie hörte ein Geräusch wie ein Flüstern hinter sich. Sie blickte sich um in der Erwartung, Byner oder Merrick zu sehen, aber die Plattform war leer. Und doch hatte sie das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden. Sie stand ganz still und lauschte, und dann hörte sie etwas, das wie ein leich tes Seufzen klang. Auf ihren Armen bildete sich eine Gänse haut. Wieder blickte sie sich um, aber die Plattform blieb außer ihr und dem Leichnam leer. Am anderen Ende des Altarraumes lehnte der Cop am Türrahmen und studierte sein Notizbuch. Er blickte nicht auf, als wenn er etwas gese hen oder gehört hätte, aber er war zu weit weg, als daß dies sie hätte beruhigen können.
    Katie hatte plötzlich den Gedanken, daß es der Killer sein könnte, der sich hier verbarg. Aber hier gab es keine Stelle, wo man sich hätte verstecken können ...
    Außer in dem Chorgestühl.
    Ihre Finger zitterten, als sie den Objektträger auf einer Ecke der Kanzel ablegte. Sie nahm alle Nervenstärke zusammen und ging den Seitengang entlang, um jede Sitzreihe in Augen schein zu nehmen. Als sie an der dritten Reihe angekommen war, quietschten die Bodenbretter auf der anderen Seite des Mittelschiffs. Katie fuhr vor Schrecken zusammen, aber da war niemand zu sehen. Sie blickte eilig in die letzte Reihe. Natürlich war auch diese leer - du redest dir da etwas ein, dachte sie. Du bist den Anblick von blutverschmierten Mord opfern nicht gewöhnt, du erträgst das nicht, das ist alles.
    Sie kehrte zur Kanzel zurück und griff nach dem Objekt träger.
    Er war verschwunden.
    Irgend etwas strich über ihren Rücken. Sie wirbelte voller Panik herum; da war niemand - und doch konnte sie es spü ren, eine teuflische Präsenz, ganz in ihrer Nähe. Und dann spürte sie seinen Atem in ihrem Nacken, und sie schrie ent setzt auf.
    Merrick Chapman gab sich alle Mühe, die Wut zu verbergen, die in ihm kochte, als er Byner und die Techniker vom Erken nungsdienst auf dem Kellerboden unter dem zerbrochenen Fenster herumschnüffeln sah. Das tränenüberströmte Gesicht von Susan Zarellis Freund brannte in seinen Gedanken. Der Mann hatte sich geschämt, vor der Polizei zu weinen.
    Wo blieb die Scham des Blutsaugers?
    Merricks Kiefer mahlten. Du dreckiger Bastard, ich werde dich aufhalten!
    Im Apartment des Opfers hatte er nach möglichem Sauger- Blut suchen können, bevor Byner eintraf. Aber hier in der Kir che hatte er dazu keine Gelegenheit bekommen - denn Byner war ihm vom Apartment hierher nachgelaufen. Es war doch kein vernünftiger Grund vorstellbar, den leitenden medizini schen Sachverständigen zu bitten, er möge mit seinen Untersuchungen noch warten, während er sich die Leiche als erster ansah. So war Byner natürlich mit ihm zusammen auf die Kanzel hinaufgestiegen, und sie hatten beide im gleichen Augenblick das frische Blut unter dem Kinn des Opfers gese hen.
    Wenigstens hatte der Küster, der Susans Leiche entdeckt hatte, das feuchte Blut nicht gesehen - oder es war ihm jeden falls nicht aufgefallen, daß es von Bedeutung war. Daher war diese Tatsache weiterhin nur Byner und Katie bekannt.
    Merrick hatte das unangenehme Gefühl, etwas übersehen zu haben, irgendwo von falschen Voraussetzungen ausgegan gen zu sein. Das blutige >Z< auf der Stirn des Opfers konnte entweder für Zane stehen

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